Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
»Alert« bei Dominica ankern werde, und noch viel weniger, daß sich »der kleine John« an Bord dieses Schiffes befände und sich beeilen werde, das bejahrte Ehepaar aufzusuchen.
    Gleich nachdem der »Alert« festgelegt war, begaben sich die jungen Passagiere ans Land. Während des achtundvierzigstündigen Aufenthaltes auf Dominica sollten sie jeden Abend an Bord zurückkehren und sich also auf Ausflüge in der nächsten Umgebung der Stadt beschränken. Am Abend erwartete sie dann ein Boot, um sie wieder nach dem Schiffe zu bringen.
    Harry Markel hatte es so gewünscht, da es ihm ja darauf ankam, jeden Verkehr mit den Bewohnern von Portsmouth möglichst zu vermeiden. Die gewöhnlichen Formalitäten beim Ein-und Auslaufen der Schiffe hatte er natürlich zu erfüllen. In jedem englischen Hafen war für ihn aber mehr als in anderen Häfen die Begegnung von Personen zu fürchten, die den Kapitän Paxton oder doch den und jenen von der Mannschaft gekannt hatten. Er ließ den »Alert« deshalb in einiger Entfernung vom Kai vor Anker legen und untersagte den Mannschaften, ans Land zu gehen. Einer umfänglicheren Erneuerung des Proviants bedurfte es hier nicht, nur Mehl und frisches Fleisch war einzukaufen, und er sorgte dafür, daß das mit kluger Vorsicht geschah.
    John Howard, der sich an Portsmouth besonders gut erinnerte, konnte seinen Kameraden als Führer dienen. Diese kannten übrigens seine Absicht, zuerst nach dem Häuschen Grindahs zu gehen und die alte Wärterin zu begrüßen. Von der Ausschiffungsstelle aus durchwanderten also alle die Stadt und begaben sich nach der Vorstadt, wo die letzten Häuser schon halb auf dem Lande verstreut lagen.
    Der Weg war nicht lang. Nach kaum einer Viertelstunde standen die Leute vor einer bescheidenen, recht sauberen Hütte, die von einem Garten mit Obstbäumen umgeben war, neben dem noch ein Wirtschaftshof mit vielem Geflügel lag.
    Der Alte arbeitete eben im Garten, seine Frau befand sich im Hause, trat aber gerade in dem Augenblicke heraus, wo John Howard die Tür der Umzäumung öffnete.
    Da entfuhr Kate ein lauter Freudenschrei, als sie »das Kind« erkannte, das sie seit sechs Jahren nicht gesehen hatte. Und wären es ihrer zwanzig gewesen, sie hätte ihn auf den ersten Blick herausgefunden, den ältesten Sprößling der Familie. Das ist nicht eine Sache der Augen, sondern vor allem eine des Herzens.
    »Du… du… John! rief sie wiederholt und preßte den jungen Mann in die Arme.
    – Ja… ich… meine gute Kate… ich bin’s!«
    Da mischte sich der Alte ein.
    »Er… John?… du irrst dich… das ist er nicht, Kate!
    – Doch… das ist John!
    – Ja, ja… ich bin’s!«
    Ein weiteres Wort konnte er nicht hervorbringen. Inzwischen hatten seine Kameraden die beiden wackeren Alten umringt und schlossen diese nun einer nach dem andern in die Arme.
    »Ja… rief Tony Renault, ja freilich… wir sind es! Erkennt ihr uns denn nicht?«…
    Zunächst mußte nun alles erklärt und gesagt werden, warum der »Alert« nach Dominica gekommen wäre… natürlich nur um der alten Negerin und ihres Gatten willen. Beweis dafür, daß gleich der erste Besuch dem braven Ehepaare gegolten habe. Auch Horatio Patterson konnte seine Rührung nicht verbergen und drückte den beiden bejahrten Leuten herzlichst die Hände.
     

    Durch einen Orkan zerstörte Zuckerfabrik.
     
    Dann fing Kate mit der lauten Bewunderung »ihres Kindes« aufs neue an. Wie er gewachsen war!… Wie er sich vorteilhaft verändert hatte!… Welch ein hübscher Bursche!… O, sie hatte ihn ja sofort erkannt… und der Alte konnte darüber noch im Zweifel sein!… Immer wieder zog sie ihn in ihre Arme und weinte vor Freude.
    Hierauf ging es ans Erzählen von der Familie Howard. Dem Vater, der Mutter, den Brüdern, den Schwestern… allen ging’s wohl. Sie sprachen häufig von der Kate und ihrem Manne… man hatte ja keines von beiden vergessen. John Howard übergab ihnen auch ein schönes Geschenk, das er eigens für sie mitgebracht hatte. So lange der »Alert« hier liegen blieb, wollte er keinen Abend und keinen Morgen vergehen lassen, ohne die herzensguten Leute aufzusuchen. Schließlich wurde ein Gläschen Tafia (Rum von Jamaika) verzehrt und dann zog sich die Reisegesellschaft zurück.
    Bei den Ausflügen, die John Howard und seine Kameraden in der Umgebung der Stadt unternahmen, kamen sie unter anderem nach dem Fuße des Mont Diablotin, den sie alsbald erstiegen. Vom Gipfel aus bot sich eine Aussicht über die

Weitere Kostenlose Bücher