Reispudding mit Zimt (German Edition)
mich nicht beirren. Ich räuspere mich.
„Und wenn wir Ron Grimstone einladen würden?“
Adrian schnaubt: „Kommt nicht in Frage. So weit kommt's noch.“
Gregory tritt von einem Fuß auf den anderen vor Aufregung. „Warum nicht, Chef? Das wäre so toll! Ich wollte den schon immer mal kennenlernen. Und ich wette, der wäre von ihren getrüffelten Jakobsmuscheln total begeistert. Bestimmt fragt er nach dem Rezept.“
Die Verwandlung in Adrians Gesicht ist erstaunlich. Ohne es zu wissen, hat Gregory genau den Schwachpunkt Adrians getroffen, nämlich seine Eitelkeit.
„Tja“, sagt Adrian nachdenklich, „Meine Jakobsmuscheln. Das würde mich schon freuen, wenn Ron Grimstone die mal probieren würde. Wäre spannend zu erfahren, was er darüber denkt.“
Gregory und ich sehen uns an und halten gemeinsam die Luft an.
Adrian sinniert weiter: „Der Ron Grimstone, der hat's drauf. Der wüsste sicher, wie man diesen Dampfer wieder auf Kurs bekäme.“
Wir schweigen alle drei. Gregory und ich warten weiter mit angehaltenem Atem.
Dann sieht Adrian mich an: „Wie kontaktiert man den Kerl überhaupt?“
Ich atme langsam aus. „Überlassen Sie das nur mir, Chef. Ich google das und mach das alles.“
„Okay“, sagt Adrain.
Mehr nicht, nur „Okay“.
Dann geht er zur Tür und verlässt die Küche. Wenn ich mich nicht sehr täusche, federt sein Schritt ein klitzekleines bisschen mehr, als vorhin.
An dem Abend kann ich es kaum abwarten, nach Hause zu kommen. Gladys wartet schon auf mich.
„Na?“, fragt sie nur.
Ich reckte einen Daumen siegreich in die Höhe und grinse.
„Nein, ich fasse es nicht“, ruft Gladys und schlägt beide Hände vor den Mund. „Das hätte ich nie gedacht, dass du das schaffen würdest, Anna.“
Aber ich bremse ihre Begeisterung. „Erst mal muss ich gucken, ob Ron überhaupt kommen will. Außerdem müsste es ultra-schnell gehen, denn im 'Seaview' ist es nicht fünf vor Zwölf, sondern schon längst zehn nach.“
„Woher weißt du das?“
Ich erzähle ihr, dass Gregory und ich von Adrian faktisch auf die Straße gesetzt worden sind.
„Na ja, nach den Zahlen, die du gestern genannt hast, wundert mich das gar nicht“, sagt Gladys.
Ich eile hinauf in meine Kämmerchen und klappe meinen Laptop auf.
Bald bin ich ernüchtert. Die ganze Sache gestaltet sich viel komplizierter, als ich gedacht hätte. Wie jeder Prominente heutzutage, hat Ron sich gut gegen unerwünschte Kontakte abgesichert. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich das Bollwerk, das er um sich errichtete hatte, erklimmen soll.
Ich probiere und tippe und suche, aber nirgends gab es einen Zugang zu dem Mann. Wie frustrierend ist das denn? Jetzt habe ich Adrian soweit, dass er der Idee gegenüber zumindest nicht ablehnend ist, und da zeichnet sich ab, dass aus unserer „Rettungsidee“ am Ende nichts wird.
Während ich mit rauchendem Kopf und brennenden Augen vorm Computer hänge, geht mein Handy.
Ich denke, dass es wahrscheinlich Chris ist und sehe nicht einmal auf das Display, sondern nehme das Gespräch entgegen.
Es ist mein Vater. Ich rolle mit den Augen. Genau das, was ich jetzt auf keinen Fall brauche.
Er habe mit Clara gesprochen. Das wären ja schöne Nachrichten, die man so hören würde. Clara habe berichtet, dass ich jetzt mit so einem langhaarigen Jüngling durch die Gegend ziehen würde. Nichts Solides, sondern ein Musiker. Ferner habe sie erzählt, dass ich mich wie ein Punk frisieren würde und ein Piercing habe. Er möchte sich gar nicht erst vorstellen, wo. Ob ich denn ganz von Sinnen sei? Ob ich denn nicht meinte, dass es jetzt dringend Zeit sei, mein „Abenteuer Selbstbestimmung“ abzublasen, schleunigst zu packen und heim zu kommen?
„Nein, Papa“, sage ich bestimmt, „Mein 'Abenteuer Selbstbestimmung' hat gerade erst angefangen und wird hoffentlich meine ganzes Leben lang dauern. Dazu gehört, dass ich auch bestimmen darf, mit wem ich zusammen bin, wie ich mich kleide und frisiere und wo ich mich aufhalte.“
„Du verrennst dich da in etwas, Anna, und es macht mir Sorge, das beobachten zu müssen. Du bist noch zu jung und unerfahren, um die weitreichenden Konsequenzen deiner jetzigen Handlungen absehen zu können.“
„Genau das stimmt überhaupt nicht Papa. Ich weiß sehr gut, was ich mache, und ich wünschte, du würdest mir ein bisschen mehr vertrauen.“
„Du hast einen schrecklichen Dickschädel, mein Kind. Damit rennst du vor die Wand, du wirst es schon noch sehen.
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