Reispudding mit Zimt (German Edition)
Gregory an und verdrehe die Augen. Das darf nicht wahr sein. Jetzt haben wir endlich den Helfer da, und Adrian tut so, als hätte es nichts mit ihm zu tun.
Gregory schubst mich in den Rücken. „Sag was!“, zischt er mir zu.
Mit rasendem Puls trete ich vor und sage: „Nur, dass die Engpässe so verdammt eng sind, dass der Chef vorletzte Woche seinem Personal gekündigt hat und ganz zumachen wollte.“
Ron sieht mich an und ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.
„Respekt, junge Dame. Sie haben offensichtlich den Grips, den es braucht, um die Lage offen anzusprechen. Danke. Und jetzt, bevor wir irgendwelche weiteren Schritte überlegen, möchte ich erst einmal mit eurem Chef unter vier Augen sprechen.“
Die beiden verschwinden in der Küche und machen die Tür hinter sich zu. Gregory kann es nicht lassen, und schleicht um das Gebäude, wo er auf Zehenspitzen versucht, etwas durch das Fenster zu erkennen.
„Sie sitzen am Tisch“, berichtet er mir, „Mr. Grantley hat einen Stoß Blätter vor sich liegen und sie gucken sich die zusammen an.“
Aha, denke ich mir. Ron hat anscheinend Adrian gebeten, ihm die Geschäftsbücher vorzulegen, damit er sich einen genauen Eindruck von der Lage machen kann. Das ist sehr klug von ihm. Jetzt kann Adrian nichts beschönigen. Jetzt sieht Ron gleich, in welch einem haarsträubenden Zustand das Lokal finanziell ist.
Nach einiger Zeit kommen die beiden wieder gemeinsam aus der Küche. Adrian ist etwas blass um die Nase, aber er hält sich stolz und gerade.
Ron tritt vor die Kameraleute, reibt seine Hände und sagt: „So Leute. Auf geht’s. Wir machen das so wie immer: ich bestelle etwas von der Karte, ihr filmt, wie es zubereitet wird, dann wieder wie ich es esse und kommentiere. Irgendwelche Fragen?“
Aber da sind keine Fragen. Das Team funktioniert wie ein fein justiertes Uhrwerk. Ohne viele Worte findet jeder seinen Platz und weiß genau, was er zu tun hat.
Ich weiß nicht, wer Nadine Bescheid gesagt hat, aber mit einem Mal ist sie da, mit akkurat ungebundener Schürze, und nimmt die Bestellung des Fernsehchefs entgegen.
Jetzt haben Gregory und ich keine Zeit zu verlieren, sondern müssen auf unseren Posten in der Küche sein.
Tatsächlich bestellt Ron die berühmten Jakobsmuscheln, dann eine Suppe, zwei verschiedene Hauptspeisen und – ja! - meinen Reispudding zum Nachtisch.
Es ist ein seltsames Arbeiten für uns, weil wir die ganze Zeit gefilmt werden. Normalerweise wäre mir so eine Störung unendlich lästig gewesen, aber ich habe immer nur den einen Gedanken im Hinterkopf: Vielleicht, vielleicht ist das der Durchbruch. Dann wäre alles gerettet.
Adrian tut mir Leid. Ihm merkt man die Nervosität schon an. Mit angespannten Wangenmuskeln steht er an der Theke und kocht mit äußerster Konzentration.
Gregory schickt mir immer wieder besorgte Blicke zu, als ob er sich Sorgen machen würde, dass Adrian unter dem Stress zerbrechen wird.
Ich konzentriere mich auf die Grundzubereitung der Hauptgänge und rühre nebenbei meinen Reispudding zusammen, so dass er genau zum perfekten Zeitpunkt in den Ofen kommt.
Wie immer, bastelt Adrian ungeheuer lange an der eigentlichen Präsentation auf dem Teller. Nadine kommt in die Küche.
„Chef“, sagt sie, „Ich will Sie nicht stören, aber Mr. Grimstone hat sehr betont auf seine Armbanduhr geschaut.“
„Das mag wohl sein“, sagt Adrian mit zusammengebissenen Zähnen, „aber das ist mir egal. Es muss alles meinem hohen Standard entsprechen. Hier wird nicht geschlampt.“
Nach etwa einer Stunde haben wir es geschafft. Alle Speisen sind zum Experten hinaus getragen worden, und auch mein Pudding ist durch die Tür in das Speisezimmer verschwunden.
Jetzt bleibt uns nur, abzuwarten, wie das Urteil des Feinschmeckers zu unseren Gerichten lauten wird. Nervös sind wir schon. Ron Grimstone ist schließlich für seine absolute Schonungslosigkeit bekannt und gefürchtet.
Adrian sitzt am Tisch und hat den Kopf zwischen beide Hände gestützt. Gregory kaut an seinen Fingernägeln. Ich starre durch das Fenster hinaus. Das Einzige, was man hören kann, ist das Ticken der großen Uhr an der Wand.
Da platzt die Tür auf, und Ron betritt die Küche. Hinter ihm schieben die Kameraleute herein und nehmen Position auf. Adrian steht auf.
Ron fängt an: „So, nun seid ihr sicher ein wenig gespannt darauf, was ich zum Essen zu sagen habe. Nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich sehr geradeheraus bin. Ihr wisst, dass
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