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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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ich hier bin, weil das Lokal nicht mehr so läuft, wie es sollte, und wir wollen gemeinsam versuchen, das Problem, oder die Probleme, ausfindig zu machen. Alle Kritik von meiner Seite aus dient einzig und allein diesem Zweck und sollte auf keinen Fall persönlich genommen werden. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
    Gregory und ich nicken eifrig, Adrian müde.
    „Gut. Beginnen wir bei der Vorspeise. Da muss ich gleich anmerken: Ich habe viel zu lange darauf warten müssen. So eine lange Wartezeit kann man keinem hungrigen Gast zumuten. Das liegt unter Garantie an der aufwendigen Präsentation.“ Er sagt zu Adrian: „Ich höre, Sie haben vor einiger Zeit sogar einen Michelin Stern gehabt.“ (Unter dieser Redewendung zuckt Adrian merklich zusammen. Sicher wurmt ihn das „sogar“ in diesem Zusammenhang, aber auch das „gehabt“ macht ihm Probleme. So deutlich hat ihn noch keiner darauf hingewiesen, dass er den Stern eigentlich schon vor mehreren Jahren erhalten hat, und dass es eigentlich keine aktuell gültige Auszeichnung ist).
    Ungerührt pflügt Ron weiter: „Vor wie vielen Jahren war das?“
    „Vor vier Jahren.“
    „Ja“, nickt Ron, „genau in das Zeitfenster hätte ich Ihren Stern lokalisiert. Damals machte man das.“
    Irritiert fragt Adrian: „Was meinen Sie mit 'das'?“
    „Na, dieses fein-fieselige Gefummel, dieses Schicki-micki Arrangieren. Das ist überhaupt nicht mehr angesagt. Heutzutage möchten die Gäste eine anständige Portion, die zwar ansprechend serviert wird, aber nicht so übertrieben. Bei diesem Gefummel geht Ihnen nur die kostbare Zeit verloren. Der heutige Gast will sein Essen lieber schneller, aber schlicht und appetitlich, ohne Schnick-Schnack.“
    Ich sehe Adrian von der Seite an. Wie wird er auf diese Kritik reagieren? Überraschenderweise wirkt er erstaunlich gefasst und nickt nur zu dem, was Ron sagt.
    Ich staune. Im Prinzip sagte Ron Adrian nur genau dieselben Dinge, die ich ihm schon angedeutet, oder sogar beherzt gegenüber ausgesprochen habe. Aber ich hätte dafür einen ordentlichen Tadel bekommen. Ron erhält den natürlich nicht.
    Es geht weiter und weiter. Ron bespricht jede einzelne Speise im Detail. Er schimpft über die überteuerten Zutaten. Er geht zum Kühlschrank, reißt die Tür auf und besieht sich den Inhalt. Er schüttelt den Kopf über die in Plastik abgepackten Fleisch und Fischwaren.
    „Wo kommt dieses teure Zeugs her?“, fragt er sauer.
    Adrian sagt, er habe dafür einen Zulieferer.
    „Den Zulieferer können Sie sich an den Hut stecken“, sagt Ron. „Das ist ein Müll, was er Ihnen da liefert. Und vermutlich zu horrenden Preisen. Zum Donner, wir befinden uns hier inmitten einer ländlichen Gegend. Als ich hierher gefahren bin, habe ich an jeder Ecke einen Bauernhof gesehen. Sind die etwa nur Filmkulissen? Nein. Die führen frisches, gutes Fleisch aus heimischer Produktion. Da kauft man als Gastronom ein. Frisch und preiswert und besser als dieser Müll hier.“
    Er holt kurz Luft und redet gleich weiter. Du meine Güte, der Mann kann schnell reden!
    Er schimpft auf den Fisch im Kühlschrank. Aldeburgh sei doch direkt an der See. Frischer Fisch wäre denkbar leicht zu besorgen. Warum müsse es dann Pangasiusfilet aus Vietnam sein? Und warum die blöden, (hier zuckt Adrian sichtlich zusammen), Jakobsmuscheln. Wo kämen die her? Aus Afrika? Hier in Aldeburgh gäbe es mit Sicherheit frisch gesammelte Miesmuscheln. Und Trüffel! Trüffel zu Jakobsmuscheln, das wäre überhaupt die ultimate Perversion und für ihn eine unmögliche Kombination.
    Oh je! Das ist schon hart. Mit einem Mal kommen mir die ersten Zweifel, ob es eine gute Idee gewesen war, Ron herzubitten. Er putzt Adrian schon sehr brutal herunter. Wie soll der das mit seinem Ego vereinbaren?
    Ich traue mich nicht, zu ihm hinzusehen. Gregory steht auch nur da und guckt betroffen auf seine Fußspitzen. Immerhin hat er dem Chef doch versprochen, dass seine getrüffelten Jakobsmuscheln bei Ron Furore machen würden.
    „Und das Einzige, das wirklich Einzige, das mich bei diesem Essen wirklich beeindruckt hat, und das genau das ausdrückt, was ich verdeutlichen will, war - das Dessert“, schließt Ron seine Ausführungen ab, „Das Dessert war sensationell. So perfekt zubereitet, so schlicht und aus so einfachen Zutaten. Dieses Dessert hat mir gezeigt, dass in diesem Lokal doch noch eine echte Chance zu einem Neubeginn schlummert. Mein Kompliment, Mr. Grantley.“
    Ich bin wie vom Donner

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