Reispudding mit Zimt (German Edition)
setzt eine Mütze auf.
Als Gregory ihn sieht, macht er einen Freudensprung und grinst über das ganze Gesicht.
Der neue Koch ist der ehemalige Sous Chef, Barney. Barney drückt uns beiden die Hände und erzählt uns, dass Adrian ihn angerufen und von dem großen Ereignis berichtet hat. Er habe ihn gebeten, das Kampfbeil zu begraben und uns auszuhelfen.
„Und bleibst du dann wieder ganz bei uns?“, fragt Gregory mit leuchtenden Augen.
Barney zuckt mit den Schultern. „Das müssen wir mal sehen. Ich bin zur Zeit in einem Restaurant in Ipswich angestellt, aber ich könnte mir vorstellen, dort zu kündigen und hier wieder zu arbeiten. Jetzt helfe ich erst mal nur für den einen Abend aus.“
Als Adrian etwas später die Küche betritt, macht er keine großen Worte. Er geht zu Barney, schüttelt ihm die Hand und geht dann an seine Arbeit.
Der eigentliche Abend wird mir mit Sicherheit mein Leben lang unvergesslich bleiben. Es ist eine wahre Wonne, in einem gut funktionierenden Team in der Küche zu wirbeln und wirken. Obwohl Barney so gut wie „neu“ dabei ist, läuft alles wie am Schnürchen. Wir agieren zusammen wie ein gut einstudiertes Ballett. Nadine und ihre Kolleginnen huschen herein und heraus und tragen Teller voller delikat duftenden Speisen zu den Gästen, oder bringen die leeren Teller in die Küche.
„Die Teller sind alle abgegessen“, frohlockt Gregory, „Ist das nicht toll?“
Das Fernsehteam bleibt so gut es kann im Hintergrund, aber ab und zu rückt Einem schon mal ein Kameramann nah auf die Pelle und filmt Einen beim Kochen. Dann fällt mir wieder ein, dass die ganze siebentägige Aktion demnächst im Fernsehen übertragen wird. Ich schiebe mir die widerspenstigen Haare wieder unter meine Mütze und tupfe meine Stirn verstohlen mit dem Schürzenzipfel, damit sie nicht vom Schweiß glänzt, denn es ist ordentlich heiß in der Küche.
Aber die Tatsache, dass es sich eigentlich um eine Fernsehproduktion handelt, ist mir mehr oder weniger egal. Wichtig ist, dass das 'Seaview' auf einmal zu neuem Leben erweckt wird.
Ach, hoffentlich, hoffentlich wird das keine Eintagsfliege sein, so wie zur Zeit nach Adrians Michelin Stern, sondern wird sich das so gut halten!
Nach dem Essen befragt Ron die Gäste, ob es ihnen geschmeckt hat. Wir sind natürlich nicht dabei, weil wir noch in der Küche zu tun haben, aber Nadine berichtet, dass sie alle voller Lob für das Essen gewesen sind.
Na also! Dann werden sie das Restaurant sicher wieder besuchen.
Zu guter Letzt kommt Ron noch einmal zu uns in die Küche. Er hält eine kleine Abschiedsrede, in der er uns für unseren Einsatz lobt und meint, dass er den Neustart des 'Seaview' in einem sehr hoffnungsvollen Licht sähe.
„Wenn ihr im gleichen Stil weitermacht, wie ihr es heute Abend getan habt, dann garantiere ich euch, dass ihr bald schwarze Zahlen schreibt. Es liegt jetzt ganz in eurer Hand und eurer Verantwortung.“
Er fängt bei Adrian an, klopft ihm aufmunternd auf die Schulter und wünscht ihm viel Glück. Dann geht er zu Barney und sagt, wie toll es wäre, wenn Barney wieder ins Team käme. Er habe bewiesen, dass er wunderbar mit uns harmoniere.
Als ich an der Reihe bin, drückt er mir sogar einen Kuss auf die Wange und sagt, dass sei der Dank dafür, dass ich ihm den besten Reispudding seines Lebens vorgesetzt habe. Über die Schulter sagt er zu Adrian, dass, wenn er jemals hören sollte, dass der Reispudding im 'Seaview' von der Speisekarte genommen wäre, er nie wieder ein Wort mit ihm wechseln würde.
Gregory fällt vor Aufregung fast in Ohnmacht, als Ron zuletzt auch seine Hand vor laufenden Kameras drückt und ihm versichert, dass aus ihm mal ein guter Koch werden wird.
Und dann ist der Trubel vorbei.
Müde aber glücklich räumen wir die Küche auf. Nadine und ihre Kolleginnen bringen die letzten abgegessenen Teller aus dem Speisesaal, ziehen die Tischdecken ab, schieben die Stühle unter die Tische und machen das Licht aus.
Adrian und Barney gehen dann auch bald.
Nur Gregory und ich bleiben übrig und schrubben noch die Töpfe und räumen den Geschirrspüler ein.
Gregory sieht man die Erschöpfung nun deutlich an, und auch ich fühle mich mit einem Mal todmüde. Aber wir sind gleichzeitig unendlich glücklich. Wir haben es geschafft. Das 'Seaview' ist mit Sicherheit gerettet, und wir beide haben das erreicht.
„Freust du dich auch schon so wie ich auf morgen?“, fragt Gregory.
„Ja“, sage ich. Und das ist das erste Mal
Weitere Kostenlose Bücher