Reispudding mit Zimt (German Edition)
aus. Ich bin heilfroh, dass ich in den letzten Wochen zu meiner alten Figur zurück gefunden habe. Zum Glück fühle ich mich in meinem Bikini ganz wohl, aber ich ziehe trotzdem den Bauch ein wenig ein.
Chris' Blick streift meinen Körper anerkennend. Dann lacht er mich an. „Du bist nicht nur tüchtig, sondern auch noch wahnsinnig schön. Was bin ich doch für ein Glückspilz.“
„Du bist aber auch nicht übel“, gebe ich das Kompliment zurück, merke aber, wie mir dabei ganz warm wird. Verlegen drehe ich mich zum Meer hin. „Komm“, sage ich, „Mal sehen, wer zuerst drin ist!“
Dann renne ich ins Wasser so schnell ich kann. Eine Abkühlung kann ich jetzt gut gebrauchen.
Das Wasser ist wunderbar. Die Sonne funkelt auf der Oberfläche und die Wellen sind so sanft, dass man gerade ein bisschen auf und ab geschaukelt wird. Ich drehe mich auf den Rücken und lasse mich vom Wasser tragen. Dabei sehe ich hinauf in das unendliche Blau des Himmels, durch den ein paar kleine Schäfchenwolken driften.
Ich will nicht mehr traurig sein, schwöre ich mir. Clara hätte das sicher nicht gewollt. Ich bin jung und glücklich. Ich habe einen tollen Job – den schönsten der Welt – und einen fantastischen Freund (auch den schönsten der Welt). Morgen bei der Beerdigung werde ich Clara liebevoll verabschieden und dann werde ich mit erhobenem Haupt und frohem Herzen auf die Zukunft schauen, nicht die Vergangenheit.
Gladys hat Recht gehabt. Das Schwimmen tut mir unendlich gut.
Ich spüre, wie mein Kopf klar wird und alles wieder ins rechte Lot gerückt wird.
Ich drehe mich wieder um und sehe nach Chris. Der schwimmt kraftvoll seine Bahnen. Jetzt kommt er zu mir zurück geschwommen und lacht mich vergnügt an.
„Ist das nicht herrlich? Leider muss ich mich jetzt beeilen, wenn ich noch etwas von Gladys Mittagessen bekommen will, denn bald geht die Probe wieder los.“
Wir schwimmen zurück zum Strand. Chris ist als Erster draußen. Er rubbelt sich flink ab und empfängt mich dann schon mit meinem Badetuch. Er schlägt es um mich herum und trocknet mich unendlich sanft ab. Dann hält er mich in meinem Badetuch umschlungen und drückt einen zärtlichen Kuss auf meine Lippen. Der Kuss schmeckt salzig und gut. Am liebsten würde ich in aller Ewigkeit mit ihm so am Strand verweilen, aber die Zeit verbietet es uns.
Nach Gladys' leckerem Mittagessen verabschieden wir uns schweren Herzens voneinander. Ich verbringe einen ruhigen Abend mit meinen alten Wirtsleuten und gehe früh zu Bett, denn am nächsten Tag muss ich extra früh ins 'Seaview', um vorzuarbeiten, damit ich rechtzeitig zu Claras Beerdigung gehen kann.
Als ich am nächsten Morgen in das Restaurant komme, steht Gregory schon mit roten Wangen an der Theke und arbeitet fleißig.
„Das macht jetzt so viel Spaß“, sagt er, „Es ist so toll, wenn man weiß, dass die Leute auch wirklich kommen und die Sachen auch essen, und dass nicht die Hälfte nach Feierabend in die Mülltonne fliegt.“
Ich finde das auch und ziehe mir rasch meine Uniform über. Nach etwa einer Stunde sage ich ihm, dass ich für zwei Stunden weg muss, um auf eine Beerdigung zu gehen, und dass er mich beim Chef entschuldigen soll.
Dann eile ich nach Hause, ziehe mir eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine graue Jacke an und eile zur Kirche.
Die Kirche ist nicht sonderlich voll, aber es sitzen schon einige alte Damen in den Bänken. Claras Sarg steht vor dem Altar und ist hübsch mit Blumen geschmückt. Ich habe gestern Nachmittag einen Kranz beim Floristen bestellt, auf dessen Schleifen noch ein letzter Gruß von „deiner Schwester und Familie“ steht.
Der Pfarrer hält die übliche Ansprache, in der er etwas über Claras Leben erzählt und über ihr löbliches Engagement insbesondere in der kirchlichen Leihbücherei. Hier schluchzt eine der alten Damen auf und schnäuzt sich dann. Der Organist spielt Bachs „Air“ und der Sarg wird auf den Friedhof begleitet, wo Claras Überreste Gottes Erde anvertraut werden.
Ich muss als nächste Verwandte viele Beileidsbekundigungen von wildfremden Menschen über mich ergehen lassen, dann ist es vorbei. Ich stehe alleine vor Claras Grab und muss daran denken, wie warm, lebendig und leidenschaftlich sie erst vor kurzer Zeit noch gewesen ist.
„Danke, liebe Tante Clara“, flüstere ich, „danke für alles. Ich werde auf dein Haus gut acht geben.“
Dann drehe ich mich um und gehe zu Fuß durch Aldeburgh zurück zum 'Seaview', wo
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