Reispudding mit Zimt (German Edition)
ich kommentarlos meine Arbeit wieder aufnehme.
Bestimmt bin ich stiller als sonst, denn Gregory sieht mich ab und zu von der Seite an, als wolle er etwas sagen, verkneift es sich jedoch. Adrian kommt zur üblichen Zeit, aber er ist auch nicht sonderlich gesprächig. So arbeiten wir drei leise aber hocheffektiv, und das ist gut so, denn es sind mindestens zehn Tische reserviert und entsprechend viel gibt es zu tun.
Am nächsten Tag ist es genauso und in denen folgenden Tagen auch.
Dank Ron Grimstones Einsatz brummt der Laden wieder. Ich wundere mich ein bisschen über Adrian. Eigentlich hätte ich erwartet, dass unsere Begeisterung und unsere freudige Betriebsamkeit auf ihn überschwappen würden. Aber nein, davon ist keine Rede. Er kommt, kocht und geht wieder, wechselt jedoch nur so viele Worte mit uns, wie nötig sind, um eine reibungslose Arbeit zu gewähren.
“Eigentlich müsste er sich doch freuen“, sagt Gregory, „Wenn das so weitergeht, hat er seine Schulden bald alle abbezahlt und schreibt schwarze Zahlen.“
„Wenn das nicht sogar schon der Fall ist“, gebe ich zu bedenken, „Wir haben doch jeden Abend Hochbetrieb.“
Gregory zuckt mit den Schultern. „Wer weiß? Vielleicht ist er halt nur einfach so ein Typ. Vielleicht kann er seine Begeisterung nicht so zeigen.“
Eines morgens mache ich den Kühlschrank auf und finde eine große Packung tiefgekühlter Jakobsmuscheln darin.
„Wo kommen die denn auf einmal her?“, frage ich Gregory entgeistert, „Wir servieren doch nur noch die frischen Miesmuscheln.“
Gregory sagt: „Ja, dachte ich auch. Aber heute früh kam der alte Lieferservice von früher und hat sie hergebracht.“
„Er wird doch wohl nicht wieder seine getrüffelten Jakobsmuscheln machen“, sage ich, „die, die Ron so entsetzlich fand.“
Gregory furcht seine Stirn. „Doch, es sieht ganz danach aus.“
Als Adrian dann da ist, ruft er Nadine zu: „Stell bitte Kärtchen auf den Tisch. Schreib darauf, dass es heute meine berühmten Jakobsmuscheln gibt.“
Dann macht er sich daran, das Gericht vorzubereiten. Gregory und ich sehen uns gegenseitig an. Gregory tippt sich auf die Stirn und ich rolle mit den Augen. Zum Glück hat Adrian seinen Rücken zu uns gedreht und sieht es nicht.
Am Abend bestellen einige Gäste tatsächlich die Jakobsmuscheln. Aber nun geschieht, was wir seit Rons Auftritt nicht mehr erlebt haben; einige Teller kommen zurück und sind noch fast voll. Man hat darin gestochert, aber das Verspeisen abgelehnt. Adrian wirft nur einen Blick auf die Teller. Seine Miene verfinstert sich und er presst die Lippen aufeinander, sagt aber nichts.
Peu a peu schleichen sich andere von Adrians Kreationen wieder auf den Speiseplan. Peu a peu gehen die Preise auch wieder hinauf.
Gregory und ich besprachen das Ganze heimlich, bevor Adrian zur Arbeit kam.
„Was hältst du davon?“, fragt Gregory.
„Das kann ich dir gerne sagen“, antworte ich bitter, „Ich halte davon gar nichts. Jetzt haben wir uns so viel Mühe gegeben, diesen Dampfer wieder flott zu kriegen und Adrian reißt alles wieder ein. Es ist zum Verzweifeln.“
„Du musst ihm etwas sagen“, bettelt Gregory, „Er macht uns alles wieder kaputt.“
Ich seufze. Dazu habe ich gar keine Lust. Ich weiß, wie das ausgehen wird.
Ich bespreche mich mit Gladys.
„Kannst du verstehen, was im Kopf des Mannes vorgeht?“, frage ich sie verzweifelt, als an einem Abend die Gäste fast wieder genau so ausgeblieben sind, wie vor unserer großen Fernsehaktion.
Gladys sagt: „Das kann ich schon und du wahrscheinlich auch, wenn du darüber nachdenkst.“
„Nein“, sage ich rebellisch, „Das kann ich nicht. Der Mann spinnt total. Er hat überhaupt nicht begriffen, worum es Ron Grimstone und letztendlich auch mir ging und geht.“
Aber Gladys schüttelt ihren Kopf und sagt: „Schau, Anna. Das 'Seaview' ist Adrians Baby. Vergiss nicht, dass er darin schon große Momente erlebt hat, Momente, die er ganz alleine durch seine Leistung erreicht hat. Jetzt kommt ein anderer Kerl und setzt dem ganzen Laden seinen persönlichen Stempel auf, so wie ein Hund, der das Bein hebt und sein Revier markiert. Da mag das Restaurant von dann an wunderbar laufen, aber es ist nicht Adrians Verdienst. Ron hat ihn sozusagen von seinem Thron herunter geschubst. So ein Alpha-Tier wie er kann so etwas nicht gut verkraften.“
Der große Abend kommt, auf den wir alle schon gewartet haben. Das Fernsehen überträgt die
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