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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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es Silke, sie sich mit Zottel zu teilen.
    „Ich muß jetzt gehen“, murmelte er endlich. „Im Stall warten sie sicher schon auf mich.“ Er rappelte sich auf und schwang sich in Zottels Sattel.
    „Ich muß auch zurück. Gibst du mir mal wieder eine Reitstunde?“
    „Vielleicht. Also dann, ciao!“
    „Tschüs, Beppo.“ Silke sah dem Jungen enttäuscht nach. Der drückte dem Pony die Fersen in die Flanken und galoppierte davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Irgend etwas war schiefgegangen, und Silke konnte nicht einmal genau sagen, was.
    Beppo beugte sich tief über den Hals des Ponys. „Mistkerl!“ brummte er. „Das ist ja schlimmer mit dir, als wenn man seine kleine Schwester zum Rendezvous mitnimmt! Da brauchst du überhaupt nicht zu wiehern, Blödmann!“

Das Eröffnungsfest

    Es war beim Abendessen, als Bille den Zettel neben ihrem Teller fand, auf dem die feierliche Eröffnung der Reitanlage am Ferienpark angekündigt wurde. Eine einfache, mit der Schreibmaschine geschriebene Mitteilung, schlecht kopiert.
    „Das haben sie heute nachmittag in alle Briefkästen geworfen“, erklärte Mutsch. „Einen Umtrunk soll’s geben und Bockwurst mit Brot, die haben sie heute bei uns bestellt. Besonders festlich ist das ja nicht gerade.“
    „Wenn ihre Sparsamkeit den Pferden zugute kommt, soll’s mir recht sein“, meinte Bille. „Ist doch kein Wunder, wenn sie knapp bei Kasse sind - bei den Ausgaben!“ Onkel Paul sah von seiner Zeitung auf. „Ihr seid ganz schön verwöhnt. Was habt ihr denn erwartet? Eine Champagner-Party ? “
    „Ach was“, wehrte Mutsch ab. „Darum geht’s doch gar nicht. Aber das da ist so phantasielos. Einfach lieblos! Ich meine, auch wenn man kein Geld hat, kann man sich doch etwas einfallen lassen. Und dann Hubert Brodersen, den jeder kennt, da hätten bestimmt alle geholfen, alle etwas gespendet. Denkt bloß mal an seine Hochzeitsfeier! Das war ein Fest!“
    „Mutsch hat recht“, stimmte Bille ihrer Mutter zu. „Lieblos ist das richtige Wort. Es klingt so geschäftsmäßig! Als ob sich jemand einer lästigen Pflicht entledigt. Nicht, als ob er sich darauf freut, mit seinen Freunden ein Fest zu feiern.“
    „Genau. Wie bei einer Ladeneröffnung, bei der man das Publikum auf seine Ware aufmerksam machen will.“ Onkel Paul schüttelte lächelnd den Kopf. „Ihr zwei! Nun wartet doch erst mal ab.“
    Onkel Paul hatte zweifellos recht gehabt; es war falsch, Vorurteile zu haben. Trotzdem mußte Bille in den nächsten Tagen viel über Hubert und seine neue Reitanlage nachdenken. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie jedesmal ein Gefühl der Trauer empfand, wenn sie an das Unternehmen dachte. Oder war es eine Vorahnung?
    Mit Simon konnte sie nicht darüber sprechen, er war zur Zeit mehr auf Turnieren als zu Hause. Und Tom war längst an die Uni zurückgekehrt. Bettina benutzte jede freie Minute, um lange Briefe an ihn zu schreiben, und wenn er nicht nach Hause kam, fuhr sie am Wochenende zu ihm. Daniel und Joy waren viel zu sehr mit sich selbst und ihren Zukunftsplänen beschäftigt, als daß sie sich für die Reitanlage in Wedenbruck interessiert hätten. Ähnlich war es mit Florian und Nico. Liebespaaren war nun einmal alles, was außerhalb ihrer eigenen Welt passierte, ziemlich egal. Billie konnte es ihnen noch nicht einmal übelnehmen, denn abgesehen von ihrer Verliebtheit mußten beide tüchtig für das Jahresabschlußzeugnis pauken, sie absolvierten mit ihren Pferden ein straffes Trainingsprogramm.
    Da blieben nur Hans Tiedjen und der alte Petersen, mit denen Bille ihre Sorgen besprechen konnte. Beide rieten immer wieder zu Geduld. Was wußte man denn schon? Daß sie die Verhältnisse in Groß-Willmsdorf nicht als Maßstab anlegen konnte, war Bille klar; die meisten Reitanlagen, die sie kannte, waren im Vergleich dazu eher dürftig. Was also beunruhigte sie? Sie konnte nur hoffen, daß der Tag des Eröffnungsfestes ihr Klarheit bringen und ihre Befürchtungen zerstreuen würde.
    Simon war an diesem Tag auf einem internationalen Turnier, so ging Bille mit Mutsch und Onkel Paul zu dem Fest. Sie hatte die Eltern gedrängt, möglichst früh aufzubrechen, damit sie sich in Ruhe alles ansehen konnte. Doch als sie sich dem Ort des Geschehens näherten, verriet lautes Stimmengewirr und Blasmusik, daß das Fest schon in vollem Gange war. Zugleich mit der Reitanlage wurden das Fitness-Center, die Tennisplätze und das große Veranstaltungszentrum eingeweiht. Reihenweise

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