Reitclub Wedenbruck
standen Busse auf dem Parkplatz, die Gäste aus den umliegenden Dörfern und Städten nach Wedenbruck gebracht hatten. Im großen Festsaal spielte eine Tanzkapelle, die Restaurants waren geöffnet, Kellner und Kellnerinnen in Tracht hetzten hin und her, ein Moderator versprühte über ein Mikrofon gequälten Charme.
„Müssen wir da rein?“ stöhnte Bille.
„Ach was.“ Mutsch steuerte resolut durch die Menge. „Wir wollen schließlich zu Hubert.“
Hubert stand mit Bruni am Eingang der Reithalle. Er trug einen neuen Anzug mit einer auffallenden Krawatte und hatte offensichtlich schon mehr als ein Glas getrunken.
„Olga, Bille, Paul! Schön, daß ihr gekommen seid! Kommt rein, da drinnen gibt’s was zu trinken. Schaut euch um, amüsiert euch, ist das nicht ein tolles Fest? Habt ihr die vielen Busse gesehen? Ich sage euch, unser Ferienpark wird der Renner!“
Mutsch überreichte den mitgebrachten Präsentkorb, der mit Delikatessen und Hochprozentigem gefüllt war, da man nicht gewußt hatte, was man den frischgebackenen Jungunternehmern sonst hätte schenken können. Dann begrüßten sie Bruni, die vor Stolz und Aufregung glühte wie eine vollerblühte Pfingstrose und ein Kleid trug, das für diese Gelegenheit bei weitem zu elegant war, zumal sie sich üppig mit Schmuck behängt hatte. Bruni schob sie in die Halle, denn schon drängten die nächsten Besucher heran.
„Vielleicht hätten wir sie mit Frau Direktor anreden sollen“, meinte Bille kichernd. „He, da sind Tom und Bettina! Kommt mit!“
Tom und Bettina standen an der Theke, die man in einem abgetrennten Teil der Halle aufgebaut hatte. Huberts Bruder Karlchen, seine Mutter und sein Vater hatten alle Hände voll zu tun, um die Gäste mit Bier, Sekt, Cola und Limo zu versorgen. Huberts Schwestern standen an einem großen Kessel und verteilten Bockwürste und Brot. Über Lautsprecher hallte Tanzmusik durch den Raum, der rundum mit Girlanden geschmückt war.
Bettina und Tom standen, jeder mit einem Glas in der Hand, ein wenig abseits. Bille steuerte auf sie zu. „Na? Habt ihr euch schon umgesehen?“
„Hm.“ Tom machte ein undurchdringliches Gesicht. „Florian und Nico sind auch eben gekommen, sie sind gerade in den Stall gegangen.“
„Und? Wie ist euer Eindruck?“
Bettina drehte die Augen zum Himmel. „ Sieh’s dir selbst an. Ich will nichts dazu sagen.“
„Au weia .“
„Ja. So ungefähr.“
Nun hielt Bille nichts mehr, sie mußte zu den Pferden. Sie machte Mutsch und Onkel Paul ein Zeichen und ging durch den hinteren Ausgang zum Stall hinüber, der direkt an die Halle angebaut war.
Der Anblick, der sich ihr bot, war ein Trauerspiel. Hier hatte man jeden Meter Platz gespart; die Boxen waren so eng, daß die Pferde sich gerade umdrehen konnten, die Fenster klein und so hoch angebracht, daß man sie nur mit einer Trittleiter erreichen konnte, und Dach und Wände waren so schlecht isoliert, daß drückende Hitze das Atmen schwer machte. An kalten Wintertagen mußten hier drinnen Minusgrade herrschen und das Wasser in den Tränken gefrieren.
Florian stand mit Nico vor einer der Boxen. Beide schwiegen bedrückt, sie nickten Bille nur flüchtig zu, als sie sich ihnen näherte.
„Ich möchte wissen, wo die ihre Pferde gekauft haben. Wahrscheinlich auf dem Markt für Schlachtpferde. Die zwei Isländer da sind in Ordnung, aber sonst...“ Florian sah sie bedrückt an.
„Die würde ich alle auf den Gnadenhof schicken“, sagte Nico. „Die sind doch fix und fertig! Die Armen!“
„Vielleicht erholen sie sich ja bei Huberts guter Pflege wieder“, seufzte Bille. „Und wenn sie nicht allzu viel arbeiten müssen!“
„Erholen? Er hat doch noch nicht einmal Koppeln!“ entrüstete sich Nico. „Und in dem Stall hier erholen sie sich bestimmt nicht.“
„Na kommt, sehen wir uns draußen noch ein bißchen um“, schlug Florian vor und schob die beiden Mädchen vor sich her dem Ausgang zu.
Hinter ihnen begannen zwei junge Helferinnen, die Pferde und Ponys zu satteln.
Bille und Nico strebten dem großen Hauptgebäude zu. Die Tische auf den Terrassen und in den Restaurants waren inzwischen voll besetzt, über Lautsprecher dröhnte Rockmusik, im Festsaal hatte offenbar die Band gewechselt. Dazwischen wurden Informationen über die Ferienanlage gegeben und zum Kauf der Lose für die Tombola animiert.
„Wie auf dem Marktplatz!“ stöhnte Bille. „Sind denn die Ferienwohnungen schon alle fertig?“
„Knapp die Hälfte. Ab morgen
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