Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinto
Vom Netzwerk:
ihr Haus einbrechen!“
    „Einbrechen?“, schrie ich entsetzt. „Wie schrecklich!“
    „Das kann man wohl sagen!“ Lennys Stimme war kaum noch zu vernehmen. „Und am allerschlimmsten ist, dass er den Schlüssel zur Hintertür besitzt. Er hat mir am Ende der Zufahrt aufgelauert, als ich die Kühe vom Melken zurückgetrieben habe. Dort ist er über mich hergefallen und hat mich windelweich geprügelt. Dann haute er ab – und ich bemerkte zu spät, dass mir der Schlüssel aus der Tasche gefallen war. Mein Alter muss es gesehen und ihn eingesteckt haben!“
    Mir verschlug es den Atem, und im ersten Augenblick brachte ich kein Wort hervor. Erst nach einer langen Pause hatte ich mich genügend gefasst.
    „Ich weiß nur einen Rat, Lenny!“, rief ich in den Hörer. „Du musst alles bei der Polizei anzeigen.“
    „Daran habe ich natürlich auch schon gedacht“, erwiderte Lenny. „Gewiss würde es mir nichts ausmachen, meinen Vater zu verpetzen, ehe er Tante Di bestiehlt. Aber wie kann ich beweisen, dass er es vorhat? Zweifellos würde er alles abstreiten, und mir würde keiner glauben. Vater muss seinen Bewährungshelfer so vollkommen eingewickelt haben, dass der an seine Besserung glaubt. Und mit dessen Fürsprache wird er die Polizei überzeugen, dass ich ihm nur eins auswischen will.“
    „Du liebe Zeit!“, entfuhr es mir. „Da ist etwas dran. Und wir sitzen schön in der Patsche! Was machen wir nun?“
    „Ich muss jedenfalls hierbleiben und das Haus im Auge behalten“, meinte Lenny entschieden. „Und du solltest so schnell wie möglich Tante Di zu erreichen versuchen und ihr alles genau berichten.“ Er brach so plötzlich ab, dass ich spürte, es müsse etwas geschehen sein. „Mensch!“, erklang es dann gepresst. „Da kommt jemand – mit irgendeinem Motorfahrzeug. Ich spreche nämlich aus der Zelle an der Landstraße gleich hinter der Zufahrt von Tante Dis Hof. Vielleicht fährt mein Vater in diesem Augenblick vor, um alles abzutransportieren, was ihm wertvoll erscheint. Ich muss los, muss beobachten, was da geschieht. Und du, Jackie, benachrichtige sofort Tante Di! Sofort! Tschüss!“
    Mit zitternder Hand legte ich auf. Wie schrecklich war das alles! Schon früher hatte, wie ich nur zu gut wusste, Lennys Vater den Jungen immer wieder grässlich geschlagen – bis Tante Di ihn mit Hilfe der Fürsorgebehörden erlöst hatte. Und nun war Lenny wieder einmal bedroht – und außerdem Tante Dis Hab und Gut! Und von mir hing es ab, dass sie darüber informiert wurde.
    Doch wie konnte ich das bewerkstelligen? Gemeinsam mit Steve Rowlands, Babs und den Reitschülern saß sie im Landrover, der inzwischen auf der halben Strecke zum Strand sein musste. Die Pringle-Bucht lag abseits und ganz einsam, es gab kein Restaurant oder etwas Ähnliches, wo ich hätte anrufen können. Auch ein Bus fuhr nicht in diese Richtung.
    Was also sollte, was konnte ich tun? Ich war doch noch längst nicht wieder gesund! Ich durfte nicht reiten … und doch sah ich nicht im Entferntesten eine Möglichkeit, zur Pringle-Bucht zu kommen und Tante Di mitzuteilen, in welcher Notlage sich Lenny befand und dass ihr Hausstand durch einen Dieb bedroht war.
    Eigentlich gegen meinen Willen stand ich auf und schleppte mich auf wankenden Knien zum Stall. Was sollte ich bloß tun? Misty konnte ich gewiss nicht nehmen; sein Sprunggelenk würde nie wieder richtig heilen, wenn er jetzt überfordert wurde. Doch war ich in der Lage, mich im Sattel eines fremden Pferdes zu halten?
    Ich wankte quer über die Weide zum Folly-Hof. Alle Pferde waren an dem Picknick-Ritt beteiligt. Nur eines, fiel mir ein, musste da sein. Golden Boy! Seit ungefähr vierzehn Tagen hatte Steve Rowlands das Pferd vorsichtig wieder geritten, und nicht die geringste Behinderung war zu spüren gewesen, so, als habe es die Folgen des Sturzes nun endgültig überwunden. Wenn ich vorsichtig war, es so schonend wie möglich behandelte und keinen Sprung versuchte, würde ihm ein Ausritt wohl nicht schaden. Aber würde Golden Boy sich von mir überhaupt reiten lassen? Er war ein ausgesprochen großes Tier, und außerdem war mir bekannt, dass Springpferde sich ganz besonders temperamentvoll zu benehmen pflegen.
    Während ich dies alles überlegte, rann es mir schaudernd den Rücken herunter.
    Doch ich nahm mich zusammen, holte Zaumzeug und Sattel aus der Kammer und betrat Golden Boys Box.
    Das große Pferd zupfte gerade Heu aus der Raufe. Als ich die Tür öffnete und es von hinten

Weitere Kostenlose Bücher