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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinto
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drängte Don erneut. „Ich will es wissen.“
    „Offenbar hat Carol bemerkt, was Jackie und ich schon lange beobachten“, sagte Babs ganz ruhig. „Dein Vater, Don und unsere Tante Di lieben sich, und ich könnte mir vorstellen, dass sie heiraten möchten. Dann würde Di eure Stiefmutter.“
    „Du lieber Himmel!“, entfuhr es dem Jungen. „Ist das möglich? Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Paps so rasch wieder heiraten wollte … Kein Wunder, dass Carol sich aufregt. Wie schrecklich! Niemand wird Carol helfen können. Arme Schwester!“ Er musste schwer schlucken. „Sie trauert doch noch immer unserer armen Mutter nach. Ich ja auch, und Vater bestimmt ebenfalls. Vater aber findet Trost bei Tante Di … und das eben kann Carol nicht ertragen. Ich verstehe schon, was sie fühlt!“

Rosen sind das Zeichen der Liebe, so sagt man. Und seltsamerweise war es tatsächlich ein Rosenstrauß, geschnitten vom Strauch vor dem Haus des Folly-Hofs, der Carols Kummer noch vergrößerte.
    Zufällig beobachteten Babs und ich, wie Steve Rosen schnitt, während wir die Raufen mit Heu füllten. Es waren dunkelrote Rosen, von denen einige vom Wind schon arg gezaust waren.
    Carol, die ihren Starshine für die Nacht versorgen wollte, kam gerade vorbei, als er sie zum Strauß zusammenfügte; auch den Reitschülern, die sich in Stall und Hof betätigten, entging es nicht.
    Ich sah, wie Angela ihrem Nachbarn Bill einen Rippenstoß gab. Und plötzlich ertönte Hazels Stimme ziemlich laut:
    „Seht euch das an! Beneidenswerte Frauen gibt es doch! Ich jedenfalls könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als dass ein Sieger des Großen Preises mir Rosen schnitte. Es wird Zeit, dass wir für ein Hochzeitsgeschenk sparen!“
    Also wussten es inzwischen alle!
    Deutlich beobachtete ich, wie Carol dunkelrot anlief. Sie schien den Tränen nahe. Am liebsten wäre ich zu ihr gelaufen und hätte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Doch sie beschleunigte ihren Schritt, und das Wasser schwappte aus dem Eimer. Hastig stieß sie die Tür zu Starshines Box auf und verschwand darin. Ich wusste den Grund: Sie wollte sich verkriechen; denn sie hielt es einfach nicht mehr aus.
    Ich zögerte. Durchs Küchenfenster sah ich Tante Di am Herd stehen. Sie schaute sich halb um, und ich glaubte, ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie freute sich darauf, dass nun in wenigen Minuten Steve hereinkommen würde. Wie würde sie erst strahlen, wenn er ihr die Rosen überreichte!
    Und dann war es so weit. Ich sah, wie sie Wasser in eine Vase füllte und die Rosen strahlend aufs Fensterbrett stellte. Offensichtlich erlebte sie einen der schönsten Augenblicke in ihrem lange so einsamen Dasein.
    Mein Blick wanderte weiter zu Starshines Box, wo Carol das Pferd tränkte – und vermutlich unglücklich und verzweifelt vor sich hinschluchzte, während sie das Gesicht in der Mähne des Pferdes verbarg.
    Ich empfand den Kontrast grausam: Hier zwei Menschen im Bewusstsein ihres Glücks, und dort ein Mädchen in ratloser Verzweiflung.
    Babs schien meine Gedanken zu teilen. Was aber konnten wir tun? Endlich kam ihr ein Gedanke. Sie ließ ihr Heunetz fallen und lief zur Box. Sie hatte begriffen, dass Carol in diesem Augenblick tiefster Bedrängnis Freundinnen brauchte.
    „Komm mit, Jackie!“, rief sie mir im Davonrennen zu. „Wir müssen zu ihr. Vielleicht nimmt sie doch ein bisschen Trost von uns an. Letztlich ist ihr Kummer doch unbegründet. Nur die erste Erschütterung muss sie überwinden. Und das sollten wir ihr klarmachen.“
    Als wir die Tür der Box erreichten, stand Carol neben ihrem Pferd. Ganz verloren starrte sie ins Leere, hatte nicht einmal einen Blick für Starshine, der schmatzend seinen Abendtrank zu sich nahm.
    Als wir eintraten, wandte sie uns den Blick zu; doch er war nicht liebenswürdig. Da stand nicht das nette, herzliche Mädchen, mit dem wir uns so innig angefreundet hatten.
    „Was wollt ihr hier?“, fragte sie mit verbissener Stimme, und ihre Augen schossen feindselige Blicke.
    „Wir müssen mit dir sprechen, Carol“, erwiderte Babs herzlich. „Vielleicht können wir dir helfen.“
    „Helfen?“, wiederholte Carol bitter. „Mir kann keiner helfen – und ihr schon gar nicht! Ihr seid doch an allem schuld! Hättet ihr euch auf unserem Hof nicht hineingedrängt – unter dem Vorwand, Vater zu helfen –, dann hätte er eure Tante überhaupt nicht kennengelernt, und nie im Leben hätte er ihr Rosen geschnitten. Rosen!“ Sie lachte

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