Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
sofort ins Herz. Natürlich waren sie es, die das Tier in den Stall brachten, um es mit ein paar frischen Möhren für die Fahrt im rumpelnden Laster zu entschädigen.
Und dennoch hatten sie das Gefühl, sich nicht richtig auf Mücke einlassen zu können, denn immerzu horchten sie, ob nicht doch endlich ein Bimmeln aus Isabels Westentasche zu hören war.
„Na, Mücke, haben wir dir dein neues Zuhause schön zurechtgemacht?“, fragte Anna, während ihr die Stute sanft in die Hand blies.
„Schade, dass Pferde nicht lesen können“, kicherte Luisa und klopfte auf das kleine Schild, das Anna an der Boxentür befestigt und mit ein paar Blättern, Zweigen und ein wenig Heu geschmückt hatte. „Herzlich willkommen“ stand darauf.
Luisa hatte eine Bürste geholt und begann Mückes Fell sanft zu bearbeiten, was die Stute ganz offensichtlich genoss. Mücke schloss die Augen halb und stand völlig entspannt da.
Anna stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte aus dem Fenster. Isabel war immer noch auf dem Hof und unterhielt sich mit dem Fahrer.
„Hoffentlich geht es deiner Tante bald besser“, sagte Luisa, während sie der Stute gedankenverloren über das Fell strich.
Anna seufzte. „Ja, und meinem Onkel … Ich hab da ein ganz blödes Gefühl. Wenn die am Telefon schon nicht sagen wollen, was los ist.“
„Das tun sie nie“, versuchte Luisa ihre Freundin zu beruhigen. „Mitarbeiter vom Krankenhaus dürfen am Telefon keine Auskunft geben. Das weiß ich. Man muss direkt mit dem zuständigen Arzt sprechen. Also muss das gar nichts heißen, dass sie über deinen Onkel nichts gesagt haben.“ Doch Luisa wusste, wie wenig überzeugend ihre Worte klangen. Schließlich hatte man Annas Eltern ja auch mitgeteilt, dass Annas Tante Christine außer Lebensgefahr war.
„Arme Nora“, sagte Anna. Sie ließ die Hand über Mückes Hals gleiten. Wie flauschig sich ihr Fell anfühlte! Am liebsten hätte sie ihr die Arme um den Hals geschlungen und Mücke hätte das sicher auch geduldig geschehen lassen, obwohl für sie alles noch fremd war. Aber es wäre Anna nicht richtig vorgekommen. Schließlich war Fee ihr Pony und ihre beste Pferdefreundin und außerdem kannte sie Mücke ja noch nicht richtig.
„Das muss wirklich schrecklich sein“, erwiderte Luisa. „Nicht nur diesen Unfall zu erleben, sondern auch mitzukriegen, wie die Eltern schwer verletzt werden. Es geht einem selbst schlecht und die Eltern können einen nicht mal trösten, weil es ihnen selbst noch viel schlechter geht. Ob sie Nora im Krankenhaus alles so ganz offen über den Zustand ihrer Eltern erzählen?“
Anna zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich hoffe schon fast, dass sie es nicht tun. Nora ist eigentlich total lustig, sie kann eine richtige Quasselstrippe sein, aber sie wirkt manchmal ziemlich zerbrechlich. Wie … wie eine Elfe.
Mama sagt, das liegt daran, dass sie ein bisschen zu früh auf die Welt gekommen ist.“ Anna holte einmal tief Luft. „Aber wie es ihr jetzt gehen mag? Zum Glück ist ja bald mein Papa bei ihr. Der ist prima im Trösten, weißt du?“ Anna lächelte und musste an die Zeit denken, als sie selbst noch ein kleines Mädchen gewesen war. Wenn sie einmal krank war, hatte ihr Vater sie manchmal eine halbe Nacht lang durchs Haus getragen, damit sie ruhiger wurde und endlich einschlafen konnte. „Ich wette, Nora ist jetzt ganz schön verzweifelt.“
Luisa nickte. „Mir läuft’s eiskalt den Rücken runter, wenn ich daran denke. Allein die Vorstellung, meiner Mutter würde was passieren und ich wär ganz allein …“
Anna sah abrupt auf. „Na hör mal, wir sind auch noch da.“ Luisa lächelte gedankenverloren. „Klar! Aber trotzdem.“ Anna lehnte sich an die Wand und zog ein Bein an, sodass sie sich mit der Fußsohle an der Mauer abstützen konnte. „Du wirst Nora ja bestimmt irgendwann kennen lernen. Sie ist total unkompliziert und kann sehr witzig sein und so. Sie ist übrigens gerade sieben geworden.“
„Reitet sie auch?“, wollte Luisa wissen.
Anna hob beide Hände. „Ich glaub, bisher hatte sie nicht allzu viel mit Pferden zu tun. Aber ich hab sie seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Sie war mit Stefan und Christine bei uns zu Besuch und ich habe Nora mit zum Waldhof genommen, wo Fee damals stand. Sie hat sich gleich in Fee verliebt, aber sie hatte auch ziemlichen Respekt vor ihr. Na ja, da war Nora ja auch noch ganz schön klein, sag ich dir.“
Anna hielt die Hand auf Brust höhe.
Luisa
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