Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
und Fridolin an sich gedrückt. Anna wusste nicht, ob es Freudentränen waren, weil sie vielleicht bald nach Hause konnte, oder ob sie immer noch Angst um ihren Vater hatte. Aber Anna mochte sie nicht darauf ansprechen.
Rolf ging vor seiner Nichte in die Hocke. „Nora, möchtest du nächste Woche mit mir nach Hannover fahren und Mama und Papa besuchen?“
Nora nickte und dann fing sie an zu weinen. Tränen glänzten im Fell des schwarzen Katers.
Anna fiel ein Stein vom Herzen. Endlich würde wieder Normalität bei ihnen einkehren und es würde sich nicht mehr alles um Nora drehen. Andererseits hatte sie sich an die kleine Cousine inzwischen so sehr gewöhnt, dass sie ihr bestimmt auch fehlen würde. Das musste Anna zugeben. In diesem Moment fasste sie einen Entschluss. Sobald Nora sich auf Fees Rücken sicher genug fühlte, wollte sie ihr zeigen, wie schön ein Ausritt durch das Mühlental war.
„Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht hinkriegen“, sagte sie wenig später zu Luisa. Die hielt ihr die Hand hin und Anna schlug ein.
Anna und Luisa waren ziemlich neidisch auf Nora, da sie für die ersten Wochen nach den Ferien von der Schule befreit war. Wenn die Mädchen mittags müde und hungrig vom Unterricht kamen, war Nora schon lange auf dem Hof unterwegs. Seit sie mit Annas Vater nach Hannover gefahren war, um die Eltern zu besuchen, fühlte sie sich auf dem Hof viel wohler. Nun hatte sie mit eigenen Augen gesehen, dass es ihnen besser ging, und sie musste sich keine schrecklichen Fantasiebilder mehr ausmalen.
Isabel voltigierte jeden Vormittag mit Nora, wenn auf dem Ponyhof kein Unterricht stattfand, und Nora machte gute Fortschritte. Ja, man konnte sagen, sie hielt sich problemlos auf dem Pferderücken.
„Sie hat ihr Gleichgewicht wiedergefunden“, stellte Isabel eines Tages fest.
Anna formulierte es anders: „Ja, man kann mit Nora wieder reden wie mit einem normalen Menschen.“
Doch dann näherte sich der Tag, an dem Nora nach Hause zurückkehren sollte.
Ihre Mutter war aus der Rehabilitation entlassen worden und wurde daheim von einer Nachbarin unterstützt. Sie sollte sich erst ein paar Tage einleben, bevor Nora zu ihr gebracht werden würde.
Die Stimmung auf dem Ponyhof war mit einem Mal bedrückt. Natürlich freuten sich alle über Christines Genesung und die Aussicht, dass auch Stefan bald aus dem Krankenhaus entlassen würde, wenn er auch noch eine ganze Zeit nur mit Krücken würde laufen können. Dennoch mochte sich niemand mit dem Gedanken anfreunden, dass Nora sie bald verlassen würde. Sie hatten sich inzwischen so an sie gewöhnt. Auch Nora selbst schien hin und her gerissen zu sein und als ihre Mutter sie am Telefon fragte, ob sie sich denn freue bald heimzukommen, antwortete sie mit einem zögerlichen „Ja, schon.“
Anna spürte einen leichten Stich in der Magengegend. Bauchseufzer nannte sie das immer. Wie oft war sie eifersüchtig auf Nora gewesen, wie oft sauer und genervt. Und jetzt? Sie mochte gar nicht daran denken, dass ihre kleine Cousine bald nicht mehr über den Hof stromern würde, den schwarzen Kater im Arm. Nur, dass sie bald Fee wieder ganz für sich allein hatte, das war natürlich prima.
Anna nahm Nora beiseite. „Hör zu, Nora, ich glaube, Fee würde sich irrsinnig freuen, wenn du, bevor du wieder heimfährst, einen Ausritt mit ihr unternehmen würdest, anstatt immer nur im Kreis zu reiten. Du hast schon solche Fortschritte gemacht. Das ist doch jetzt kein Problem mehr für dich. Mama findet das bestimmt auch gut.“
Nora sah ihre Cousine erschrocken an. Ganz groß und dunkel waren ihre Augen.
Anna lächelte. „Keine Sorge, Luisa und ich kommen natürlich mit.“
Noras Miene drückte Freude und Angst zugleich aus. Dieses Gefühl kannte Anna nur zu gut. Sanft stieß Anna ihrer Cousine gegen die Schulter. „Komm, trau dich. Du wirst es nicht bereuen.“
Doch als sie die Ponys für den Ausritt fertig machten, hatte Anna plötzlich selbst weiche Knie. Während Nora Fee wieder ausgiebig bürstete, so, wie Isabel es ihr gezeigt hatte, gingen Anna allerlei Gedanken durch den Kopf und sie betete innerlich, dass alles gut gehen möge. Mit Sorge dachte sie an den Zwischenfall, den sie einmal erlebt hatten, als Luisa und sie mit den Ponys unterwegs gewesen waren. Damals hatte eine Bande von Mofa-Rockern sie attackiert und die Ponys wären beinahe durchgegangen. So etwas durfte auf keinen Fall passieren, es würde Nora um Längen
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