Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
zurückwerfen.
Aber dann wischte Anna den Gedanken fort. „So ein Blödsinn!“, sagte sie zu sich selbst. Sie würden einen netten, gemütlichen Ausritt machen, so wie immer.
Doch die weichen Knie blieben und Anna wusste: Das kam davon, dass sie jetzt, für die Zeit dieses Ausritts, die Verantwortung für ihre kleine Cousine trug.
Mit zusammengebissenen Zähnen setzte Nora den Fuß in den Steigbügel. Ihre Hände krampften sich am Sattel fest. Anna legte ihr die Hand auf den Oberschenkel. „Sei einfach ganz locker, so wie beim Voltigieren. Du brauchst gar nichts zu machen. Fee kennt den Weg von ganz allein. Ich reite auf Mücke vorweg, Fee wird ihr einfach hinterherlaufen.“
Nora biss sich auf die Lippe und nickte.
Wie besprochen ritt Anna an der Spitze, gefolgt von Nora und Fee. Das Schlusslicht bildeten Luisa und Zorro.
Nach einer Weile drehte Anna sich im Sattel um. Jetzt waren Noras Gesichtszüge schon viel entspannter. „Na, wie gefällt dir das?“
Nora versuchte ein Lächeln. „Toll“, antwortete sie kurz, so als habe sie Angst, das Gleichgewicht zu verlieren, wenn sie zu viel redete.
Eine Weile war nur das Getrappel der Hufe zu hören und das Schnauben der Ponys. Die Mähnenhaare zischten durch die Luft, wenn die Ponys lästige Mücken vertrieben, denn das milde Wetter lockte nun auch die Insekten heraus.
Dann erinnerte sich Anna daran, was Adelheid gesagt hatte, und begann, um Nora ein wenig abzulenken, ihr alles Mögliche zu erzählen. „Ich habe hier im Mühlbach schon mal eine Muschel gefunden. Früher habe ich immer gedacht, Muscheln gäbe es nur im Meer, aber es gibt auch Süßwassermuscheln. Trotzdem sind die hier superselten. Die war groß wie ein Hühnerei, sag ich dir. Echt verrückt! Ich hab gedacht, da will mich einer vergackeiern und hat die extra in den Bach gelegt. Da drüben ist übrigens eine Furt, da haben wir schon ein paarmal ein Picknick gemacht. Unter den großen Bäumen da. Luisa, weißt du noch, wie die Bäume heißen? Aber jetzt ist es noch zu frisch dazu. Du musst unbedingt in den Sommerferien wiederkommen, dann holen wir das nach …“
„Eberhard und Kunigunde“, fiel Luisa ihr lachend ins Wort.
„Wie bitte?“, fragte Anna.
„Na, du hast doch gefragt, wie die Bäume heißen!“, rief Luisa und kicherte.
Dann lachten sie alle drei und Anna freute sich sogar über Noras glucksendes Kichern. Ja, sie war tatsächlich ein bisschen stolz, dass sie Nora dazu gebracht hatte, so entspannt und fröhlich diesen Ausritt zu genießen.
Plötzlich brach das Gelächter jäh ab, als Nora sagte: „Ich werde euch ganz schön vermissen, aber am meisten Fridolin und Fee.“ Dann herrschte wieder Schweigen und Anna spürte beim Schlucken einen Kloß im Hals.
Rolf wollte Nora allein nach Hannover bringen. Er hielt es für besser, seiner Schwester noch keinen großen Familienbesuch zuzumuten, und Anna war das ganz recht so. Sie hasste lange Abschiedsszenen.
„Wo steckt sie denn bloß?“, fragte Rolf und klimperte nervös mit dem Schlüsselbund. Er hatte das Gepäck längst im Auto verstaut.
„Ich geh nachschauen“, sagte Anna und lief ins Haus zurück.
Nora kauerte im Flur und hielt Fridolin fest umklammert. „Kann ich ihn nicht mitnehmen?“, fragte sie, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. „Ich pass auch gut auf ihn auf.“
Anna ging in die Hocke. „Nora, das geht nicht. Fridolin gehört hierher. Der würde sich bei euch doch gar nicht auskennen.“
„Aber ich hab mich hier auch erst nicht ausgekannt“, protestierte Nora.
„Schon, aber Katzen sind ganz verrückte Tiere“, erklärte Anna. „Fridolin würde vielleicht versuchen hierher zurückzulaufen. Stell dir das mal vor! Was ihm da alles passieren könnte!“
Nora sah Anna überrascht an. „Machen Katzen so was wirklich?“
Anna nickte. „Das möchtest du doch nicht, dass Fridolin was zustößt, oder?“
Nora schüttelte den Kopf und vergrub noch einmal die Nase im Fell des Katers. Dann setzte sie ihn auf den Boden. „Außerdem, Nora“, fügte Anna hinzu und sah ihrer Cousine in die Augen. „Außerdem gehört Fridolin mir. Klaro?“
„Klaro“, antwortete Nora und zog die Nase hoch.
„Machen wir es kurz und schmerzhaft“, sagte Anna, als Nora gerade ins Auto steigen wollte, und strubbelte ihr über den Kopf. „Vergiss nicht, im Sommer kannst du wiederkommen, dann holen wir das Picknick nach!“
Nora biss sich auf die Unterlippe und schluckte, aber dann nickte sie
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