Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
schoss. Sie hatte die Lektion total vergessen! „Wie spät ist es?“, rief sie. „Gleich Viertel nach vier“, sagte Luisa. „Du solltest einen kleinen Galopp einlegen.“
Anna hatte ein schlechtes Gewissen. Um vier Uhr fand der Unterricht in einer der Anfängergruppen statt. In dieser Gruppe wurde Fee als gut ausgebildetes und besonders umgängliches Pferd eingesetzt. Wie hatte sie das vergessen können?
Anna drückte ihrem Pony die Fersen in die Flanken, schob den Po tief in den Sattel und gab Zügel nach. Sofort wechselte Fee in den Galopp. „Danke!“, rief sie und beeilte sich, zum Ponyhof zurückzukommen.
Doch der Ärger war natürlich vorprogrammiert. Als Anna Fee völlig außer Atem in die Reithalle brachte, wo der Unterricht längst begonnen hatte, machte ihre Mutter ihr ein Zeichen, wieder zu verschwinden.
„Durch die halbe Bahn wechseln!“, rief Isabel den Kindern zu. „Ich bin sofort wieder da.“ Sie hielt ihre Tochter auf dem Hof zurück. „Anna, was fällt dir eigentlich ein? Ich muss mich auf dich verlassen können! Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als eines der Großpferde einzusetzen. Außerdem hatten wir die Abmachung, dass du uns genau darüber informierst, wohin du reitest, wenn du allein unterwegs bist! Und dass du dein Handy mitnimmst! Genau dafür haben wir es angeschafft!“
Anna seufzte. „Papa hab ich doch gesagt, dass ich einen Ausritt mache. Und Robert hat mich auch gesehen!“
Jetzt wurde Isabel zornig. „Untersteh dich, die Schuld auf andere zu schieben!“
Anna blickte zu Boden. Sie mochte ihrer Mutter nicht in die Augen sehen. Isabel hatte ja recht. „Tut mir leid, Mama, das kommt nicht wieder vor. Wir können die Pferde doch jetzt tauschen.“
Isabel schüttelte heftig den Kopf. „Fee ist total verschwitzt. Siehst du das nicht? Kümmere dich um sie. Für heute muss es anders gehen.“ Damit ließ sie Anna stehen und verschwand in der Reithalle.
Anna hätte am liebsten geweint, aber sie unterdrückte ihre Tränen, denn soeben kam Luisa mit ihrem Rad auf den Hof gesaust.
Als Anna zum Abendbrot in die Küche hinunterging, erwartete sie eigentlich, dass es erneut eine Diskussion geben würde. Wo ist das Mauseloch, in das ich gleich hineinkriechen kann?, dachte sie, als sie sich stumm an den Tisch setzte.
Doch zu ihrer Überraschung schlug ihre Mutter nun andere Töne an. „Wir sollten wirklich überlegen, ob wir noch ein weiteres Schulpony anschaffen können, Rolf“, sagte sie und schenkte allen dampfenden Tee aus einer großen Kanne ein. „Es ist nicht wegen des peinlichen Vorfalls heute. Wir sind ohnehin knapp bestellt mit Reittieren für die Anfänger.“
Rolf verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Anna wusste warum. So ein Pony gab es schließlich nicht umsonst, und ihre Eltern hatten schon sehr viel Geld in den Hof gesteckt. Außerdem sollte eine der alten Stallungen in diesem Jahr zu Ferienwohnungen umgebaut werden. Auch dafür musste ein weiterer Kredit aufgenommen werden.
Wieder war Anna froh, dass sie solche Entscheidungen nicht treffen musste. Was sie in diesem Fall wollte, war klar: Ein weiteres Pony bedeutete, dass Fee nicht so oft eingesetzt werden musste.
„Ich hab da vorhin eine Kleinanzeige im Landwirtschaftlichen Wochenblatt gesehen!“, rief sie begeistert und sprang auf, um die Zeitung zu holen. „Da will jemand einen Fuchswallach verkaufen.“
Rolf hielt sie lachend zurück. „Langsam, langsam. Ein Schritt nach dem anderen. Zuerst müssen deine Mutter und ich eine Entscheidung treffen.“
Am nächsten Tag holte Isabel Anna und Luisa auf dem Rückweg von ihrer ehemaligen Klassenkameradin Ann-Marie von der Schule ab.
Als Anna ins Auto schlüpfte, nahm sie einen Hefter mit Unterlagen vom Rücksitz. Ein Zettel segelte heraus. Sie hob ihn auf und riss erstaunt die Augen auf. „Oh, die Anzeige! Heißt das, wir kaufen den Fuchswallach?“
„Was für einen Fuchswallach denn?“, fragte Luisa und Anna erzählte ihrer Freundin von der Anzeige im Landwirtschaftlichen Wochenblatt und der Idee, ein weiteres Pferd für den Ponyhof anzuschaffen.
„Dein Vater und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass wir um ein weiteres Schulpferd nicht herumkommen“, sagte Isabel zu Anna. „Deshalb habe ich mich auf die Anzeige gemeldet. Die Besitzerin darf nicht mehr reiten und möchte ihr Pony günstig abgeben.“
„Ihr wollt es kaufen!“, rief Luisa begeistert.
Isabel suchte ihren Blick im Rückspiegel. „Immer langsam
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