Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
noch im Stall mit Impfungen beschäftigt.
Anna schob die Hand ihres Vaters unwirsch fort. Sie mochte es nicht, wenn er sie so behandelte, als wäre sie noch ein kleines Kind. „Aber Frau Vogel hat ihr Pferd doch wiedererkannt.“
Rolf verzog einen Mundwinkel. „Dieser Landwirt streitet nach wie vor alles ab und meint, sie könne nicht beweisen, dass es sich um dasselbe Pferd handelt, das auf seinem Hof war. Er behauptet weiterhin, das Pferd, das in seiner Obhut war, sei tot.“
Anna konnte es nicht fassen. „Aber trotzdem! Sie hat uns als Zeugen.“
Rolf seufzte. „Es ist nicht an uns, diesen Mann anzuzeigen, Anna. Wenn, dann müsste das Frau Vogel machen.
Doch sie hat klipp und klar gesagt, dass sie es nicht tun wird, so ohne handfeste Beweise“, wiederholte er. „Sie hat Sorge, dass die Verfahrenskosten dann auch noch an ihr hängen bleiben könnten.“
„Und das Geld, das sie monatlich als Unterhalt gezahlt hat, ist futsch, oder?“, fragte Luisa und kraulte Fridolin. Der schwarze Kater schnupperte intensiv an dem Ofen, der noch neu roch.
„Hm … sieht so aus“, brummte Rolf. „Aber sonderbarerweise musste Frau Vogel nicht mehr die Rechnung vom Abdecker zahlen.“
„Klingt nach Schweigegeld.“ Robert machte ein wichtiges Gesicht.
Bestimmt bildet er sich was drauf ein, dass er dieses Wort kennt, dachte Anna.
Rolf strich sich die Haare aus der Stirn. Anna fand, dass er müde aussah. Am Vormittag hatte er einen anstrengenden Termin bei der Bank gehabt. Danach hatte er den ganzen Tag über der Büroarbeit gesessen und wegen des Umbaus hin und her gerechnet und Angebote verglichen. „Auf jeden Fall haben er und seine Komplizen einen ordentlichen Schuss vor den Bug gekriegt. Wie es aussieht, hat er das Pferd erst kurz bevor wir es übernommen haben, an die jungen Leute weitergegeben. Die sollten es dann für ihn loswerden, damit kein Verdacht auf ihn selbst fällt. Wie sie das geschafft haben, wisst ihr ja. Dafür haben sie dann ein paar Kröten vom Landwirt kassiert.“
Dann stimmte Adelheids Theorie also, dachte Luisa. Ihr fiel sofort das andere alte Pferd ein. „Dann haben sie so was garantiert schon öfter gemacht. Aber jetzt sind sie ja gewarnt. Die haben dem Bauern bestimmt erzählt, dass Anna und ich ihnen auf die Schliche gekommen sind“, verkündete sie nicht ohne Stolz.
„Frau Vogel hat in der Tat bestätigt, dass der Bauer schon öfter Gnadenpferde aufgenommen hat“, sagte Annas Vater. Robert setzte ein spöttisches Grinsen auf. „Das ist aber sehr rücksichtsvoll, dass sie die Pferde anderen Leuten untergejubelt und sie nicht getötet haben. Na ja, so hat die Bande die Kosten für den Abdecker gespart.“
„Dann muss der Abdecker also auch mit drinstecken, oder?“, rief Anna.
„Sicher“, pflichtete Rolf ihr bei. „Er hat bestimmt ein gefälschtes Dokument ausgestellt. Ich vermute eine Blanko-Rechnung, in die der Bauer nur noch das Datum eintragen musste.“ Rolf reckte sich. „Also, Kinder, seien wir froh, dass Frau Vogel ihr Pferd wiedergefunden hat und dass es der alten Stute gut geht. Alles andere müssen wir so hinnehmen.“
Luisa brannte noch eine Frage auf den Nägeln. „Bleibt Rose denn nun hier?“
Rolf nickte heftig. „Na klar. Und Frau Vogel wird zukünftig für ihren Unterhalt aufkommen. Also, es ist alles im Lot.“
Gar nichts ist im Lot, dachte Anna trotzig und griff nach dem kleinen Hufeisen, einem Glücksbringer, den sie stets an einer Gürtelschlaufe bei sich trug. Sie fand das alles so ungerecht!
Die Sommerferien hatten gerade begonnen, als Robert auf einen Artikel in der Zeitung aufmerksam wurde. Er saß ausnahmsweise schon mit am Frühstückstisch. Eigentlich kriegte ihn in den Ferien niemand vor dem Mittagessen aus dem Bett. Doch heute hatte er sich vorgenommen, noch eine ganze Fuhre Holz zu hacken, die ein Nachbar mit dem Trecker gebracht hatte. Anna schmunzelte. Sie musste daran denken, wie ihr Bruder am Vortag vor dem Badezimmerspiegel gestanden und seine Armmuskeln begutachtet hatte.
Luisa war zum Frühstück herübergekommen, denn sie wollte mit Anna gleich zu einem Ausritt aufbrechen.
Robert breitete die Zeitung auf dem Tisch aus und tippte auf den Artikel. „Ich glaub, mein Schwein pfeift! Da haben sie welche erwischt, die illegalen Handel mit Pferden betrieben haben. Die stehen seit gestern vor Gericht. Scheint ein ganzer Ring von Leuten zu sein, die die Tiere untereinander hin und her geschoben haben, um ihre Spuren zu verwischen.
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