Reiterhof Birkenhain 04 - Ein starkes Team
stark.« »Was hat die denn damit zu tun?« Frau Löwe war eine
Nachbarin, die einige Häuser weiter am Birkenweg wohnte.
»Na, Oie und Kalle haben doch alle Blumenbeete in ihrem Vorgarten leer gefressen.«
»Ach.« Da war Herr Jensen platt. »Darf man erfahren, wie die Fjordpferde in Frau Löwes Garten gekommen sind?«
»Vorher haben sie natürlich den Zaun niedergetrampelt«, erklärte Luisa. »Ist doch logisch. Darum musste Axel ihn ja jetzt flicken.«
Mit einer gewissen Bewunderung starrte Kai Jensen Luisa an. Sie erzählte ihm die Sachen so locker, als ob sie von einem Schulausflug berichtete.
»Natürlich«, sagte er. »Sonst noch was?«
In diesem Moment kam Pille herein und holte die leer gegessenen Tabletts vom Abendessen ab. »Tee?«, fragte sie uninteressiert, und als Herr Jensen nickte, setzte sie ihm unsanft eine Schnabeltasse auf den Nachttisch. Herr Jensen und Mehmet Kütük warfen sich viel sagende Blicke zu. Die Lernschwester schien bei den beiden nicht gerade einen Stein im Brett zu haben.
Ein schnippischer Vogel, diese Pille. Aber gut, dass sie hereingeguckt hat, dachte Luisa. Nun kapierte Herr Jensen hoffentlich, welches Glück er mit seinen Reitschülerinnen hatte. Sie alle waren doch wirklich ein Ausbund an Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und ...
»Ich weiß wirklich, was ich an euch habe«, sagte Kai
Jensen, als ob er Gedanken hätte lesen können. »Aber ich drehe hier halb durch, wenn ich mir vorstelle, dass der Stall noch wochenlang alleine ist.«
»Ist er ja nicht«, widersprach Luisa. Und dann zählte sie auf, wie sie alles organisiert hatten.
»Axel gibt Reitunterricht für Kinder und Jugendliche . . . Die Erwachsenen reiten allein . . . Nach der Schule lassen wir die Pferde auf die Weide und misten aus . . . Axel füttert morgens und abends, Conny mittags ... ach ja, Harry hat Stroh gebracht.«
Kai Jensen lag inzwischen wieder flach auf dem Kopfkissen und hörte sich den Bericht an.
»Klingt gut«, sagte er. »So, und jetzt schreib dir Folgendes auf...«
Dann diktierte er:
»Fuchsi verträgt keine Heulage; abends Heu füttern.« »Lotta und Flecken-Paula dürfen nicht zu viel Stroh haben - wegen Koliken.«
»King Louis braucht zweimal pro Woche Mash. Axel kennt das, das ist eine Leinsamen-Kleie-Mischung.« »Turbo muss beim Reiten Gamaschen tragen.« Vorwurfsvoll sah Luisa auf. »Herr Jensen«, sagte sie, »Turbo hat immer seine Gamaschen angehabt, seit Sie im Krankenhaus sind.«
»Umso besser«, antwortete Herr Jensen und fuhr mit seiner Arbeitsliste fort.
»Sallys Hufeisen vorne täglich überprüfen, das rechte läuft sie schnell schief.« »Rockys Tränke wackelt. Nachgucken, ob Wasser daneben läuft.«
»Handtücher und Satteldecken jede Woche waschen; in der Stallwaschmaschine auf dem Boden.«
»Und, bevor ich es vergesse: Harry muss unbedingt Heu bringen. 600 Ballen.«
Luisa ließ den Kuli sinken. »Hat er schon angekündigt«, sagte sie. »Er will einen Vertreter schicken - Harry selbst muss ein paar Tage verreisen.«
Das behagte Herrn Jensen gar nicht.
»Oha«, sagte er. »Hoffentlich weiß die Aushilfe, dass wir nur abgelagertes Heu gebrauchen können. Und dass man feuchtes Heu nicht in Ballen pressen darf. Das kann den schönsten Brand geben.«
»Wieso? Nasses Heu brennt doch nicht.«
Kai Jensen zog sich wieder an seinem Plastikdreieck hoch.
»Hast du eine Ahnung, Mädchen. Der Druck ist es! Wenn feuchte Heumassen übereinander liegen... Was glaubst du, welche Hitze da entsteht. Das Heu kann sich sogar selbst entzünden. Hab ich alles schon erlebt.« Luisa fand, dass der Chef übertrieb. Brennendes Heu auf dem Dachboden? Davon hatte sie noch nie gehört und sie ritt nun schon seit zwei Jahren. Ach was, Kai Jensen sah im Moment einfach alles zu schwarz.
Sie überflog ihre Gebrauchsanweisung für das »1 000-Teile-Puzzle« namens Reiterhof Birkenhain und verstaute dann ihre Schreibsachen im Rucksack.
»So ein Mist, dass Sie nicht telefonieren können«, sagte Luisa und guckte auf Herrn Jensens eingebundene Schulter. Das Telefon stand zu weit weg. »Kann Herr Kütük rangehen, wenn es klingelt? Falls wir etwas Wichtiges fragen wollen.«
»Na klar«, rief Mehmet Kütük von seinem Bett herüber. »Kein Problem.«
5. Kapitel
Hilfe für Flecken-Paula
»Julia Ahrend kommt jetzt an die Tafel und zeigt uns, wie man den gemeinsamen Nenner findet.«
Langsam schob sich Jule von ihrem Stuhlsitz hinunter. Im Zeitlupentempo ging sie nach vorn, um Zeit
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