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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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der nächste Akt.«
    Von der Deichstraße rollte ein graues Auto so behutsam in die Einfahrt, als lägen tausend rohe Eier auf der Rückbank. Oder Sprengstoff. Zum Vorschein kam aber keine Bombe, sondern eine Frau. Auffallend an ihr war lediglich, dass sie sich im Zeitlupentempo bewegte. Sie half einem Mädchen mit blonden Locken, etwa zehn Jahre alt, aus dem Wagen.
    »Wie schön, dass du dich nicht übergeben hast, Jasmin-chen«, flötete die Frau, offensichtlich die Mutter.
    Sie nahm den Mädchenarm, als ob sie eine Schwerkranke führen müsste. Dabei sah das Kind keineswegs zerbrechlich aus. Aber die Mutter hielt es so fest, als ob Jasminchen ohne Stütze jederzeit lang hinschlagen könnte. Oder auseinander fallen wie ein Puzzle, das nicht aufgeklebt worden ist.
    Die Sache versprach interessant zu werden.
    Antje Harms eilte den beiden auf dem Parkplatz entgegen. »Ist Ihre Tochter krank?«, fragte sie besorgt.
    »Nicht direkt«, sagte die Zeitlupen-Mutter. »Meine Kleine ist nur sehr empfindlich. Sehr. Nicht wahr, Jasmin-chen?«
    Unsicher verzog das Mädchen sein Gesicht. Die Mutter tätschelte ihrer Tochter die Wange.
    »Also, falls Sie Hochbetten haben, muss meine Kleine unbedingt unten schlafen.«
    »Sonst muss ich brechen«, sagte Jasmin. Entschuldigend hob ihre Mutter die Schultern. »Sie meint natürlich, sie muss sich übergeben. Noch etwas! Reiten bitte ohne Galopp, sonst wird ihr schlecht. Und keinen Zitronentee.«
    »Davon muss ich auch brechen«, sagte Jasmin.
    Jule hatte die ganze Zeit fasziniert von ihrem Königsplatz aus zugehört. Bis sie den Mund nicht mehr halten konnte.
    »Haben Sie es mal mit Brechbohnen versucht?«, rief sie laut hinunter. »Das müsste doch ein richtig klasse Essen für Ihre Tochter sein.«
    Die Mutter blickte wütend nach oben. Jasmin schien unsicher zu sein, ob sie sich der Empörung anschließen oder lieber kichern sollte. Antje Harms schüttelte den Kopf.
    »Ruhe da oben«, sagte sie energisch, »das geht nicht, dass ihr unsere Gäste beleidigt.«
    Jule ging auf Tauchstation. Auf keinen Fall wollte sie die nette Frau Harms gegen sich aufbringen. Aber diese Mutter von Jasmin... die schrie doch geradezu danach, dass man ihr ein paar passende Worte sagte.
    »Auch das noch.« Entsetzt raufte Conny sich die Haare. Im letzten Moment hatte sie noch ein paar Sätze von unten aufgeschnappt. »Jasmins Mutter macht in der Nähe Urlaub. Sie will jeden Tag herkommen.«
    Conny seufzte und schob mit dem Fuß eine der Reisetaschen weg, die nach wie vor unberührt im Weg standen. T-Shirts und Socken konnten warten. Sie selbst aber nicht. Jetzt musste der Ausblick von der gegenüberliegenden Zimmerseite erkundet werden.
    Jule und Luisa lagen bereits mit verschränkten Armen auf der anderen Fensterbank und machten für Conny etwas Platz.
    »Irre«, sagte Conny, als sie ans Fenster trat. »Diese Seite ist ja noch schöner. Jedenfalls, wenn vorne nicht gerade Neue ankommen.«
    Der Blick ging über die Ställe und die Reithalle hinweg auf scheinbar endlose Wiesen. Irgendwo am Horizont verschwamm das Grün zu einem schmalen Streifen. Man wusste nicht genau, wo die Wiesen aufhörten und der Himmel anfing. Weit hinten verteilten sich die Pferde; 40 waren es mindestens. Shetlandponys und große Holsteiner grasten friedlich nebeneinander. Manche hatten Fohlen neben sich. Im Gras wirkten die Pferde, wenn man die Augen etwas zusammenkniff, wie weiße, braune und schwarze Schokoladenfiguren.
    Jule blinzelte gegen die Sonne. Jetzt um die Mittagszeit stand sie genau über den beiden Ställen. »Also - da ist Süden«, stellte sie fest, »dann muss dort drüben . . .«, Jule zeigte auf die Wiesen links, »... dort drüben Osten sein.«
    »Stark, dann sehen wir jeden Morgen den Sonnenaufgang«, schwärmte Luisa. »Stellt euch bloß mal vor, das Licht in der Mähne von Oie und Kalle. Und von Ankum natürlich. Das muss ich unbedingt zeichnen.«
    »Mensch, die Pferde!«, rief Conny erschrocken. Bei all der Aufregung in ihrem neuen Zimmer hatten sie die Vierbeiner ganz vergessen. Sie hatten noch nicht einmal nachgesehen, wie ihre Lieblinge untergebracht waren. Oberpeinlich!
    Nun aber los.
    Ein paar Minuten später stürmten die Mädchen die Treppen hinunter, dass die Gläser im Esszimmer klirrten.
    In der Haustür stießen sie fast mit Rita und Rike zusammen.
    Jede trug zwei Seitengestelle eines Hochbetts auf den Schultern. Hinter den beiden erschien eine Matratze auf Beinen.
    »Meine Damenund Herren«, schrie

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