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Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute

Titel: Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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abgelöst worden. In den Oljacken kam man ins Schwitzen. Ideales Wetter für Mücken, die sich explosionsartig vermehrten. Mit den Händen verscheuchten die Bootspassagiere die sirrenden Plagegeister vom Gesicht.
    Benno steuerte das Boot dahin, wo er die Böschung des Lottbachs vermutete. Vermutete - dieses Wort traf es genau, denn von den Sandsäcken sah man keine einzige Jutefaser mehr. Das Wasser war längst höher gestiegen. Kai Jensen erzählte die Schicksalsstory von Grabowski, dem Maulwurf, der sich auf den letzten herausragenden Sandsack geflüchtet hatte.
    »Ja, die Tiere trifft es besonders schlimm.« Benno suchte mit einem Fernglas die Umgebung ab. »Da drüben im Naturschutzgebiet wimmelt es von Rehen, Füchsen und Hasen. Ich wette, dass schon etliche ertrunken sind. Oder denkt nur mal an die vielen Ameisenhügel und Vogelnester.«
    »Gut, dass Conny nicht hier ist«, sagte Jule. »Sie würde doch verrückt bei der Vorstellung, dass nur eine einzige Ameise ertrinkt. Oder ihre Kraniche.«
    Conny half den ganzen Sommer über mit ihrer Umweltgruppe beim Schutz der bedrohten Kraniche.
    A. Weiß drehte sich nach ihr um. »Das ist auch nicht lustig, Mädchen. Was glaubst du, was wir damals beim Oder-Hochwasser gesehen haben. Dutzende von verendeten Rehen und Kaninchen. Findest du das etwa komisch?«
    »Quatsch, natürlich nicht«, beeilte sich Jule zu sagen. Erwachsene legten aber auch jedes Wort auf die Goldwaage. Musste er ihr ausgerechnet vor Imke so etwas erzählen?
    Imke verzog das Gesicht. »Tote Tiere! Denkt doch nicht an so etwas. Stellt euch lieber vor, das hier wäre ein Kreuzfahrtschiff. Die Titanic zum Beispiel.«
    Sie stand auf und breitete am Bug die Arme aus. »Eisberg in Sicht«, rief sie und warf den Kopf in den Nacken. Die Feuerwehrmänner schmunzelten amüsiert.
    Jule hätte sich am liebsten auf Imke gestürzt, begnügte sich aber damit zu fauchen: »Geh lieber da weg, Zavelstein, sonst fallen die letzten Rehe vor Schreck tot um.«
    »Keine Frechheiten von achtem«, sagte Kai Jensen zu Jule und schlug nach einer Mücke auf seiner Hand. »Wieso achtem?«, wollte Merle wissen. »Schifffahrtssprache«, sagten Jule und Kai Jensen gleichzeitig und sahen sich dann erstaunt an.
    »Stimmt, du hast ja einen Surfschein«, erinnerte sich Jensen.
    »Sie auch?«
    »Nein, aber ich war früher bei der Marine.«
    Während das Schlauchboot langsam entlang der Holunderhecke fuhr, gab Herr Jensen seinen Reitermädchen einen Mini-Kursus in Schifffahrtssprache.
    »Beim Boot nennt man die Vorderspitze Bug, das Hinterteil Heck. Links heißt backbord, rechts steuerbord. Seitlich wird querab genannt. Statt hinten sagt man achtem. Und »Raum« ruft man, wenn ein anderer ausweichen soll. Fällt jemand ins Wasser, heißt es: »Mann über Bord«.«
    Imke hatte sich wieder an den Bug gestellt und breitete erneut dramatisch die Arme aus.
    »Siehst du wieder Eisberge?«, lästerte Jule. Imke drehte sich um und streckte ihr die Zunge raus. Jule sprang auf und rempelte Imke an, dass ihre Regenjacken beim Aufeinandertreffen quietschten.
    »Ich weiß etwas Besseres. Sozusagen den Spitzenspruch«, sagte Jule und rückte hautnah an Imke heran. »Nämlich?«
    Jule legte die Hand über die Augen und sah Imke herausfordernd an. »Nervis in Sicht.«
    Beim Gerangel am Bug verloren die Streithähne irgendwann das Gleichgewicht. Da war es auch schon geschehen! Platsch! Über die Bugspitze machten Jule und Imke einen Bauchklatscher ins Wasser.
    »Mann über Bord«, schrien Merle und Sophie begeistert, weil endlich etwas Aufregendes passierte. Das lahme Umhergleiten war ihnen längst zu eintönig geworden. Blitzschnell griffen A. und B. Weiß zu ihren Fangleinen und machten sich bereit, hinterherzuspringen. Aber da richteten sich Jule und Imke bereits wieder auf. Das Wasser reichte ihnen nur bis zum Bauch.
    Achim und Bruno Weiß zogen die Mädchen zurück ins Boot. Auf dem Sperrholzboden bildete sich eine Pfütze. »Ich denke, ihr seid zwölf«, wetterte Benno. »Warum benehmt ihr euch dann nicht so? Ihr zieht euch jetzt um und dann ab zu Dr. Völker.«
    »Was soll ich denn beim Humanmediziner?« Kaum war Jule wieder in Sicherheit, begehrte sie auf. »Mir ist doch nichts passiert.«
    Sie setzte sich auf den Bootsrand und streifte das Wasser mit beiden Händen von den Hosenbeinen ab. Imke machte es ihr nach.
    »Was glaubt ihr, wie schnell man sich hier Typhus holt oder eine Hepatitis. Schließlich sind viele Toiletten überschwemmt. Das

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