Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute
Taschenlampen gehört?«, fragte Benno. »Aber die braucht ihr gar nicht. Ab sofort hat niemand von euch etwas im Stall zu suchen.«
Auf dem Reiterhof Birkenhain gab es im Moment nichts mehr zu tun. Conny, Luisa, Jule, Saskia, Amelie und Bastian standen zusammen und beratschlagten, was sie unternehmen könnten. Herr Jensen meinte, ein Besuch bei den Schulpferden am Lottbacher Teich sei angebracht. »Ausmisten, Mädchen. Und putzen. Man kann nicht verlangen, dass der Pferdepfleger das erledigt.«
Logisch. Die Fahrt zum Nachbarstall stand sowieso auf dem Programm. Den Hinweis hätte Herr Jensen sich sparen können, fanden die Mädchen. Leider musste Bastian nach Hause. Conny versprach, sich um King Louis zu kümmern.
Der Reiterverein am Lottbacher Teich gehörte zu den vertrauten Plätzen in der Umgebung. Jensens Ausritte führten häufig über den Hof des Vereins. Auch mit dem Fahrrad lag die Anlage nur einen Katzensprung entfernt. So fuhren die fünf bereits wenig später dort vor. Ingrid Reet entdeckte sie von der Cafeteria aus. Sie klopfte ans Fenster, kam die Treppe herunter und begleitete die fünf zum »Pferde-Asyl«.
»Eure Pferde haben sich schon in unserer Reithalle ausgetobt«, erzählte sie auf dem Weg zur Scheune. Die Frau dachte wirklich an alles.
Das Behelfsheim dehnte sich lang und in beachtlicher Breite vor ihnen aus. Als die Tür aufging, hoben die fünf Pferde hinter den Absperrungen ihre Köpfe.
Sally wieherte, als Jule »Hallo, Mäuschen«, sagte. Ankum schnaubte freudig. Auch Brinkum, King-Louis und Flecken-Paula erkannten ihre Menschen.
Geräumig war der Ersatzstall wirklich. Wenn auch etwas dunkel. Aber das lag an den schweren Wolken, die nur spärliches Licht durch die schmalen Fenster fallen ließen. Sogar tagsüber war es kaum hell geworden.
Lächelnd folgte Ingrid Reet den Mädchen zu ihren Pferden.
»Sag mal, ist eure Sally trächtig?«, fragte sie Jule.
Jule fuhr herum. »Was?«
»Na, guck dir doch mal ihren Bauch an.«
Jule trat drei Schritte zurück und musterte ihr braunes Lieblingspferd mit schief gelegtem Kopf. Ihr Mäuschen sollte ein Fohlen erwarten? Aber das war unmöglich! Trotzdem - pummelig sah sie wirklich aus.
»Herr Jensen müsste das doch wissen?«, fragte Jule. »Sicher«, sagte Frau Reet und zuckte die Schultern. »War nur so eine Vermutung. So - und nun denkt ans Putzen.«
Sie zeigte in die Ecke der Scheune, wo sich die beschrifteten Kartons mit Striegeln und Bürsten stapelten. Ausmisten war nicht nötig. Das hatte der Pferdepfleger des Vereins zusammen mit Frau Reet erledigt. Als Luisa fragte, wie sie das wieder gutmachen könnten, winkte sie lachend ab. »Pferdefreunde helfen sich doch untereinander.«
Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen und berieten sich. Sie wollten sich gern für den Einsatz bedanken. »Haben Sie keinen Wunsch?«, fragte Conny.
Ingrid Reet überdachte das Angebot.
»Ich weiß etwas«, sagte sie nach einiger Zeit, in der sie gedankenverloren Ankums Nase gestreichelt hatte. »Drückt mir die Daumen, dass ich mein Traumpferd bekomme. Am Wochenende habe ich eine tolle Rappstute entdeckt. Bis M ausgebildet. Übermorgen ist die Ankaufsuntersuchung bei Dr. Teichmüller. Wenn sie gesund ist, ist der Kauf perfekt.«
Klar würden sie ihr die Daumen drücken. Wenn es nicht mehr war . . . Solche Wünsche schonten das Taschengeld.
»Bis M ausgebildet«, sagte Jule versonnen, als sie später mit den anderen durch den schwülen Abenddunst nach Großmoorstedt zurückradelte. Das bedeutete, die Stute beherrschte die schweren Aufgaben einer M-Dressur. Luisa verdrehte die Augen. »Ich wäre froh, wenn ich nur eine A-Dressur schaffen würde.«
Conny seufzte. »Und ich, wenn ich meinen Rocky besuchen dürfte. Aber Herr Jensen will das nicht.«
Wie konnten ihre Freundinnen bloß an so etwas Unwichtiges wie Prüfungen denken, während auf dem Reiterhof Land unter war?
Jule blieb jedoch hartnäckig beim Thema. Sie hatte sich regelrecht in die M-Dressur verbissen. Bis zum Ortsschild Großmoorstedt malte sie den anderen aus, wie sie vor den entgeisterten Augen der Nervis eine perfekte Prüfungsaufgabe ritt. Auf Sally, versteht sich, ihrem Mäuschen. Das Thema Fohlen war längst wieder vergessen.
»Mensch, Jule«, sagte Conny kopfschüttelnd, als sie vor ihrem Elternhaus vom Rad stieg. »Morgen kannst du wahrscheinlich nur noch mit dem Surfbrett auf den Hof. Und du denkst an M-Dressuren... «
Connys Bemerkung mit dem Surfbrett war schuld daran,
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