Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen
mit ihrer winzigen Tochter zwischen all diesen Pferden steht, frei und wild. Und sie, Jule, dabei. Nie wieder Schule. Keinen Ärger mehr mit den Eltern. Nur noch Freiheit. Freiheit und Pferde ...
Der Anblick der friedlichen Herde, beschienen von der Morgensonne - das überwältigt Jule.
Sie kämpft mit den Tränen. Dabei ist sie wirklich keine Heulsuse. Nicht einmal bei der Geburt hat sie geweint. Auch nicht, als es Probleme beim Trinken gab oder als Sally die Kolik bekam. Selbst gestern nicht, obwohl sie wegen Bastian allen Grund hatte. Aber jetzt, wo sie so kurz davor ist, das Rätsel um Sallys Fohlen zu lösen, da laufen Jule die Tränen übers Gesicht. Sie weiß genau, wenn sie künftig Pferde mit Kupfersonne in der Mähne sieht, wird sie an die freien Dülmener denken müssen und losheulen wie ein Kleinkind.
Der Förster legt Jule den Arm um die Schultern.
»Du denkst jetzt daran, dass euer Fohlen von hier kommt, hab ich Recht? Euer Begleiter ...«, er deutet auf Bauer Zurmussen, »hat mir vorhin etwas von dem Hengst erzählt, den ihr sucht.«
Jule nickt und schluchzt.
Bastian wirft ihr einen hilflosen Blick zu. Schließlich zieht er seine Fohlenfotos aus der Jacke und stößt Jule an.
»Willst du hier eine Tränke anlegen oder Sallys Traumhengst finden?«, fragt er, um sie wieder zum Lachen zu bringen.
»Blödmann«, schnieft Jule und reibt sich die Augen mit dem Ärmel trocken.
Sie setzten sich auf zwei Bänke mit Aussicht auf die Weide. Der Förster betrachtete die Fotos.
Die anderen konnten ihren Blick nicht von den Wildpferden lösen. Einige fingen jetzt an zu grasen, andere senkten dösend den Kopf. Befreundete Pferde stellten sich nebeneinander und beknabberten sich gegenseitig das Fell. Die Ponys waren nicht groß, ungefähr wie Fjordpferde. Sogar etwas kleiner als Oie und Kalle, die Fjordies auf dem Reiterhof Birkenhain.
Auf einmal kam Unruhe in die Herde. Anstifter waren die Fohlen. Von einer Sekunde zur anderen stürmten die jungen Wilden los, rannten um die Wette, stiegen und bissen sich in den Hals. Noch sah es wie ein Spiel aus. Aber man konnte sich gut vorstellen, dass daraus mal blutiger Ernst werden konnte.
Der Förster sah abwechselnd auf Bastians Fotos und auf die Pferde. Zwischendurch zog er ein paar eigene Aufnahmen von Dülmener Deckhengsten aus seiner Brieftasche und nickte.
»Also - ich schätze auch, dass in eurem Fohlen ein Dülmener steckt. Eure Kleine sieht wirklich aus wie eine von uns. Trotz der Holsteiner Mutterstute.«
Conny prustete los, weil der Förster »eine von uns« sagte. Als ob er selbst zur Herde gehörte.
Jule breitete die Arme aus. »Bleibt nur noch die Preisfrage: Wie kommt ein Dülmener nach Hamburg, ohne den Intefcity zu nehmen?«
»Na, mit dem Hänger«, sagte der Förster. »Genau wie jedes andere Pferd.«
»Kann denn jeder ein Wildpferd kaufen und mitnehmen?«, fragte Jule erstaunt.
»Moment mal.«
Der Förster suchte nach weiteren Fotos. Er fand ein Bild, auf dem man Unmengen von Pferden in einer großen Staubwolke sah, umgeben von Bänken.
»Das ist unsere Arena«, sagte der Förster. »Hier werden immer Ende Mai die einjährigen Hengste aus der Herde gefangen. Und verkauft. 40 oder 50 sind es jedes Jahr.«
»Das ist ja gemein«, rief Luisa entrüstet, »dass die wegmüssen. Wo es hier so schön ist.«
Der Förster lachte über Luisas Empörung.
»Du hast Recht. Wir würden sie auch lieber in der Wildnis behalten. Aber das geht nicht.«
Er steckte seine Fotos ein. »Ihr seht ja, wie die jungen Hengste sich aufführen. Und das, obwohl die höchstens vier Monate alt sind, also noch Fohlen. Was glaubt ihr, wie erwachsene Hengste sich gebärden, wenn es zu viele werden! Die bekämpfen sich gnadenlos. Jeder will alle Stuten für sich haben.« »Männer . . .«, sagte Jule bedeutungsvoll und streckte Bastian die Zunge raus.
Der Förster stand auf. »Ich muss wieder los. Seht euch ruhig noch um! Aber nicht zu nahe an die Pferde herangehen. So wenig Störung wie möglich. Auch beim Fotografieren. Na, das wisst ihr ja ...«
»Logisch«, sagte Bastian.
Jule seufzte, als sie auf die friedliche Herde blickte. »Ewig schade, dass wir nie herausfinden, wer von den verkauften Wildpferden Sallys Traummann war.« »Warum denn nicht?«, fragte der Förster.
»Unser Reitlehrer meint, das wäre unmöglich, den Vater des Fohlens zu finden.«
»Nicht unbedingt.« Der Förster sah die Sache weniger aussichtslos.
Jule wurde ganz zappelig. »Sie meinen,
Weitere Kostenlose Bücher