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Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not

Titel: Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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jemand anderes, und auch diese Stimme klang ziemlich ratlos. War das nicht... Imke? Ausgerechnet diese Mädchen standen zusammen vor seinem Stall? Die sich sonst mieden wie Vampire die Knoblauchzwiebeln? Da sollte doch...
    Kai Jensen beendete das Versteckspiel auf seine Weise. Er rastete aus.
    »Seid ihr denn bei Trost?«, polterte er los und steckte seinen Kopf durch den Fensterspalt. »Habt ihr keine Betten zu Hause? Um diese Zeit Kriegsrat zu halten! Also wirklich. Na wartet, ich komme heraus.«
    Die Gruppe vor dem Klappfenster fiel vor Schreck fast von den Fahrrädern. Da traf man sich ein einziges Mal im Leben zu später Stunde am Stall und ausgerechnet in dieser Nacht musste der Chef noch auf den Beinen sein. Tatsächlich hatten sich Jule, Conny, Imke und Bastian Bachmann nach der Heimkehr aus Bargteheide vor Jensens Stall verabredet, um die kritische Lage zu besprechen. Mit krummen Ausreden hatten sie ihren Eltern die Erlaubnis abgerungen. Komischerweise hatten sie alle etwas von einem kranken Pferd erzählt - ohne zu ahnen, dass Kai Jensen tatsächlich deswegen im Stall auftauchte. Einige Minuten später stand er mit hochrotem Kopf vor ihnen. Dass seine Füße nicht in den gewohnten Reitstiefeln steckten, sondern in gemütlichen Hausschuhen, entschärfte die Situation nicht wirklich.
    »Wisst ihr, wie spät es ist?« Kai Jensen stemmte die Arme in die Hüfte.
    Logisch, jeder wusste, wie spät es war. Wie überflüssig, diese Frage. Alle schwiegen.
    »Nicht dass ich euch ausspionieren wollte«, fuhr Jensen schon etwas freundlicher fort. »Aber es hätte ja auch sein können, dass hier ungebetene Gäste auftauchen, ich meine Einbrecher. Deshalb habe ich zugehört. Heraus mit der Sprache - welchen Transport wollt ihr stoppen? Sieht so aus, als ob ich euch vor einer Riesendummheit bewahren muss.«
    Es war klar, dass weiteres Reden um den heißen Brei sinnlos war. Bastian war der Erste, der das begriff. Er gab sich einen Ruck.
    »Es dreht sich um einen Schlachtpferde-Transport nach Italien«, sagte er. »Der Lastwagen steht bei Bargteheide, Sie wissen schon, da, wo die Versteigerung war. Und wenn uns nicht alles täuscht... ich meine, wir befürchten, dass...«
    Bastian beugte sich zu Kai Jensen vor, damit Imke die schreckliche Vermutung nicht erneut hören musste: »Wir fürchten, Deichgraf steht auch auf dem Transporter.«
    »Oje.« Jensen rieb sich das Kinn. »Ein Pferdetransport nach Italien. Aber wie kommt ihr darauf?«
    Bastian zog das dunkle Foto von dem langen, vergitterten Lastwagen aus der Tasche und zeigte es Herrn Jensen.
    »Ja, ja«, murmelte der nach einem raschen Blick auf das Bild, »so sehen sie aus.«
    Dann erzählte Bastian die Geschichte, so kurz und sach-lieh wie möglich. Zwischendurch wischte Imke sich ein paar Mal über die Augen, hielt aber tapfer durch. »Sagen Sie selbst, Herr Jensen - das hat Deichgraf nicht verdient«, entrüstete sich Conny. »Wir müssen ihn da herausholen. Unbedingt.«
    »Kein Pferd hat das verdient.«
    Kai Jensen schüttelte den Kopf. Auch er fand die Schlachtpferde-Transporte schrecklich. Frau Decker, die Käuferin von Deichgraf, hatte einen so anständigen Eindruck auf ihn gemacht. Und die sollte das Pferd auf einen Transport nach Italien verkauft haben? Jensen konnte es kaum glauben.
    Niemals hätte er selbst es zugelassen, dass seine Pferde so einen endlosen Leidensweg gehen müssten. Wenn es für ein krankes Pferd keine Chance auf Heilung mehr gab, dann musste man das Tier von den Qualen erlösen. Aber an seinem Heimatort, so schnell wie möglich. Tiere auf enge Lastwagen zu zwingen, wo sie sich gegenseitig verletzten, und tausende Kilometer weit ins Ausland zu befördern, das war einfach ekelhaft. Aus reiner Geldgier wurden die Pferde bis nach Süditalien gebracht, weil dort mehr gezahlt wurde. Wenn es um Geld ging, verloren manche Menschen jedes Mitgefühl.
    Jensen seufzte. Nur durch bessere Gesetze könnte man die Transporte abschaffen, genau wie dieser Joseph aus Polen gesagt hatte.
    Aber darüber verlor der Stallbesitzer jetzt kein Wort. Stattdessen fragte er in die Runde: »Wann wollte der Lastwagenfahrer weiterfahren?«
    »Bei Sonnenaufgang, gegen sechs oder sieben Uhr«, antwortete Conny schnell. Sie witterte, dass der Chef ihnen helfen wollte.
    »So ein Transport verstößt doch bestimmt gegen das Tierschutzgesetz«, sagte sie eifrig. »Wenn man das der Polizei erzählt, werden die doch die Pferde herausholen.«
    Herr Jensen schüttelte den Kopf.

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