Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not
nein, nicht mit Mama und Papa ... aber es ist trotzdem total wichtig.« Als Conny nur ein tiefes Schnaufen als Antwort hörte, fügte sie rasch hinzu: »Es geht um Leben und Tod, Onkel Ebi.«
Und damit hatte sie ja keineswegs Unrecht.
Eberhard Spielfeld war Connys Lieblingsonkel und seine Tochter Anne, 14 Jahre, war Connys Lieblingscousine. Conny bedauerte heftig, dass Anne nicht in Hamburg wohnte. Anne hätte genau in ihre Clique auf dem Reiterhof Birkenhain gepasst.
Ihre beiden Familien, die Clasens und die Spielfelds, hatten die letzten Ferien gemeinsam in einem Haus in Dänemark verbracht. Sie hatten die gleichen Interessen. Spielfelds arbeiteten in einem Umwelt- und Tierschutzverein wie auch Connys Eltern. Darum hatte Conny sich getraut Onkel Eberhard mitten in der Nacht anzurufen. Die Sache mit dem Pferdetransport war schließlich ein Notfall.
»Na, dann schieß mal los, Conny«, hörte sie ihn sagen. Sofort sprudelte es nur so aus ihr heraus. So schnell und aufgeregt, dass Herr Spielfeld seine Hamburger Nichte mehrmals bremsen musste. Aber am Schluss wusste er doch Bescheid, dass es tatsächlich um Leben und Tod ging. Um das Leben von Deichgraf und anderen Pferden, die morgen, Samstag, in einem Lastwagen über die Autobahn Bremen-Osnabrück nach Süden gekarrt werden sollten.
»Annes Voltigier-Lehrerin, die Viktoria«, so beendete Conny ihren Bericht, »ist doch bei der Autobahnpolizei. Kann die nicht befehlen, dass der Transporter gestoppt wird, weil er überall kaputt ist? Wegen technischer Mängel nennt man das, glaube ich. Viktoria ist doch auch in eurem Tierschutzverein, sagte Anne neulich.«
Der Tipp mit den technischen Mängeln stammte von Reitlehrer Kai Jensen. »Wenn überhaupt eine Chance besteht, die Pferde zu retten«, hatte Kai Jensen bei ihrem heimlichen Nachttreffen gesagt, »dann klappt das nur mit Hilfe der Polizei. Wenn die defekte Teile am Laster entdeckt, muss das Fahrzeug aus dem Verkehr gezogen werden. Da beißt keine Maus einen Faden ab.«
Joseph, der polnische Fahrer, hatte davon gesprochen, über Bremen und Osnabrück zu fahren. Bei dem Gedanken daran hatte Conny einen Geistesblitz gehabt. Folgendes war ihr eingefallen: Vom Elternhaus ihrer Cousine Anne waren es ja nur wenige Kilometer bis zur Autobahnauffahrt Osnabrück-Nord. Und Annes Vol-ti-Lehrerin, die Polizeiobermeisterin Viktoria Grotmey-er, arbeitete direkt an der Autobahn. Der Schlachtpfer-de-Transporter musste also an ihrer Dienststelle vorbei. Wenn die Polizei da nicht eingreifen konnte! Zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Pferde.
»Will sehen, was sich tun lässt«, versprach Herr Spielfeld. »Obwohl... viel Zeit ist nicht mehr. Und ich muss morgen früh arbeiten. Aber Anne hat ja Ferien. Ich lege ihr einen Zettel hin, dann kann sie gleich ... «
Bevor er das Mitternacht-Gespräch beenden konnte, langte eine Mädchenhand über seine Schulter und nahm ihm den Hörer aus der Hand.
»Hey, Conny, hier ist Anne. Ich habe den Rest mitgehört. Was ist los? Schlachtpferde? Was war mit Viktoria und der Autobahnpolizei?«
In ihrem blauen XXL-Schlafshirt lümmelte Anne sich auf die Schreibtischkante und schob die Bauzeichnungen achtlos zur Seite. Sie tätschelte ihrem Vater besänftigend den Arm, als sie seine hochgezogenen Augenbrauen sah.
Dann musste Conny noch einmal alles erzählen. Währenddessen erschien der kleine Anders im Büro von Herrn Spielfeld und stellte sich wie ein Profi-Torwart in den Türrahmen. »Hab das Telefon gehört«, sagte er verschlafen. »War das der Bundestrainer für mich?« Eberhard Spielfeld lehnte sich in seinen Bürostuhl zurück und stöhnte. Konnte sich eigentlich jemand vor-stellen, wie die Nächte eines Vaters verliefen, unter dessen Dach Tierschützer, Reiter und Fußball-Talente wohnten?
Während bei Familie Spielfeld alles wieder in die Betten kroch, fand Conny Clasen in Hamburg lange keinen Schlaf.
Als sie endlich in unruhiges Dösen verfiel, träumte sie lauter verrückte Sachen.
Ihr Lieblingspferd, der Traberwallach Rocky, stand in ihrem Vorgarten. Conny starrte ungläubig auf das schwarze Pferd, das plötzlich sprechen konnte. Aufgeregt hüpfte Rocky von einem Bein auf das andere, und als sie die Haustür aufmachte, verlangte er: »Lass mich rein, die Mafia ist hinter mir her!«
Dann tauchte in ihrem Traum eine Gruppe schwarz gekleideter Männer an der Gartenpforte auf.
»Da ist er«, rief einer der Männer, der als einziger Westernstiefel trug, die gleichen wie
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