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Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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flüsterte Conny.
    Da drang auch schon ein gellender Schrei aus der Kammer! »Na bitte«, sagte Conny zufrieden.
    Man hörte, wie Frau Vogel drinnen wild um sich schlug und gegen die Latten polterte.
    »Weg, weg«, zeterte sie. »Geht weg!«
    Sofort war Herr Jensen an der Tür. »Was ist los? Frau Vogel? Wo stecken Sie?«
    Er entdeckte ihre matte Taschenlampe auf dem Fußboden, die ihr beim Umherspringen aus der Hand gefallen war. »Hilfe, Hilfe! Sie bringen mich um.« Ihre Stimme überschlug sich.
    Conny, Jule und Bastian drängten sich an die Seite von Kai Jensen, um etwas zu sehen, da stürzte Frau Vogel auch schon heraus. Wie eine Furie ruderte sie mit den Armen, griff immer wieder in ihren Kragen und fuhr sich hektisch durch die Haare. »Tür zu ... macht doch die Tür zu!« Frau Vogel warf sich gegen die Lattentür und schnappte nach Luft. Jammernd streckte sie ihren Arm aus und zeigte auf den Zeigefinger, an dem ein Blutstropfen zu sehen war.
    »Hier spukt es wirklich«, keuchte sie. »Vampire . . . sie haben mich angefallen und gebissen . . . hier, es blutet noch. Es war so grauenvoll.«
    »Na, na, Frau Vogel.« Beruhigend klopfte Kai Jensen ihr auf die Schulter.
    »Huch«, kreischte sie und sprang zur Seite.
    »Ganz ruhig«, wiederholte Herr Jensen geduldig. »Wir gucken nach. Mit meiner Halogen-Lampe sehe ich mehr. Ihre Vampire sind sicher nur ein paar flatternde Spinnennetze, Frau Vogel.«
    »Und woher kommt das Blut hier am Finger?« Anklagend hielt sie ihn in die Höhe. »Habe ich mich etwa selbst gebissen?«
    Die Frau hatte Recht, der Sache mit dem Blut musste man nachgehen.
    »Ich komme mit«, sagte Conny entschlossen.
    »Na gut. Aber bitte ohne Kreischen«, sagte Herr Jensen. »Die Tür muss wieder zu«, forderte Frau Vogel und stellte sich außen schon bereit. »Sonst drehe ich durch.«
    Kai Jensen bückte sich und ging gebeugt vor. Conny konnte aufrecht gehen. Hier drinnen war es deutlich feuchter als auf dem Dachboden nebenan. Langsam ließ Jensen den Strahl seiner Lampe umherwandern.
    »Ich sehe nichts«, stellte er fest.
    »War wohl doch nur eine Maus.« Conny zuckte die Achseln. »Sie wissen doch, wie schnell die Vogel zu erschrecken ist... was ist denn das da drüben?«
    Der letzte Satz galt einem kleinen, nicht einmal mausgroßen Tier, das sich an der Holzwand bewegte. Es lief nicht behände und flink wie eine Maus, sondern zog sich langsam an einem Balken empor und zitterte am ganzen Körper.
    Sie gingen näher heran. Jensen richtete das Licht nicht direkt auf das Tier, um es nicht zu blenden. Trotzdem sah man gut, dass sein braunes Fell aussah wie Plüsch. In dem winzig kleinen Gesicht mit breiten Ohren glänzte eine schwarze Knopfnase wie bei einem Spielzeugteddy. Dann erkannte man auch die Beine. Was heißt Beine: Die vorderen zwei sahen aus wie zusammengeklappte, schwarze Regenschirme.
    »Ich werde verrückt«, wisperte Conny. »Eine Fledermaus. Eine Zwergfledermaus. Irre.«
    Jensens Blick fiel in eine Ritze neben den Dachsparren. »Meine Güte«, sagte er und ließ den Lichtkegel nach rechts gleiten. »So etwas habe ich noch nicht gesehen.«
    Auf Zehenspitzen schlichen beide näher. In diesem Moment kletterte das braune Tierchen auf die Dachsparren und hängte sich mit Kopf nach unten an eine Latte. Es drängte sich eng an seine Artgenossen, die in einer Art Schlafstarre regungslos nebeneinander hingen. 200 Tiere mochten es sein oder 300. Sie hingen dicht an dicht, sodass man ihre Zahl kaum schätzen konnte. Jedes für sich war nicht größer als eine Streichholzschachtel.
    »Ich war letztes Jahr in einer Fledermaus AG an unserer Schule«, sagte Conny aufgeregt. »Dass die hier ein Winterquartier haben, weiß bestimmt kein Mensch.« »Wusste ich auch bis vor einer Minute nicht«, murmelte Herr Jensen. »Letzten Winter haben die hier noch nicht gewohnt, das steht fest. Dass es denen hier oben nicht zu feucht ist, wundert mich.«
    Conny konnte sich nicht satt sehen an den Schlafmäusen. Bei der »Projektwoche Fledermaus« hatten sie Kästen in der Schule gebaut und draußen aufgehängt. Aber gesehen, leibhaftig gesehen, hatte sie nur zwei Fledermäuse. Eine ganze Kolonie wie hier - dass man die zu Gesicht bekam, das war selten. Ihrer Lehrerin würden morgen die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie ihr das brühwarm erzählte.
    »Fledermäuse brauchen Feuchtigkeit im Winterschlaf, sonst trocknen ihre Flughäute aus«, flüsterte Conny, ohne ihre Augen von den schlafenden Tieren zu nehmen.

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