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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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aus dem Ärmel zu schütteln, der bewies, daß Richard dabei war, seine Tochter – und infolgedessen Lambert – ernstlich reich zu machen.
    Eigentlich hätte es einfach sein müssen. Doch immer wieder verschwamm alles vor Lamberts Augen; er konnte keinen klaren Gedanken fassen; ständig lenkte ihn die lebhafte Erinnerung an Fleurs Beine ab. Er hackte auf der Schreibmaschine herum, versuchte, sich zu beeilen, fluchte jedesmal, wenn er einen Fehler machte. Fünf Papierbögen hatte er auf diese Weise bereits ruiniert. Die ganze Angelegenheit war ein Alptraum.
    Er trank einen Schluck Brandy und versuchte, sich zusammenzunehmen. Er mußte sich bloß konzentrieren, voranmachen und das verdammte Ding fertigbekommen; dann hinuntergehen; sich ganz normal benehmen. Und dann würde er auf den Anruf der First Bank warten. »Ach so, Sie wollen eine Garantie?« würde er in überraschtem Ton flöten. »Das hätten Sie gleich sagen sollen. Wie wäre es mit einem Anweisungsschreiben an Mr. Favours Rechtsanwalt?« Ein Dokument des vermaledeiten Richard Favour würde ihre Bedenken ja wohl erstmal zerstreuen, oder?
    »Summe«, sagte er laut und schlug sehr vorsichtig auf jede Taste, »von f-ü-n-f Millionen. Punkt.«
    Fünf Millionen. Hergott, wenn das stimmen würde, dachte Lambert, wenn das bloß stimmen würde …
    »Lambert?« Eine Stimme riß ihn aus seinen Gedanken, und das Herz blieb ihm stehen. Langsam hob er den Kopf. Richard stand an der Tür und starrte ihn ungläubig an. »Was suchst du denn hier?«
    Während Gillian in den Garten hinausschlenderte, erging sie sich in glücklichen Gedanken über Ägypten. Eine Leichtigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen; eine Leichtigkeit, die ihren Füßen Energie verlieh, die sie dazu brachte, in sich hineinzulächeln und alte Schlager vor sich hinzuträllern. Ein Urlaub mit Eleanor Forrester. Ausgerechnet mit Eleanor Forrester! Früher einmal, da hätte sie automatisch abgelehnt; hätte gedacht, daß so etwas für sie gar nicht in Frage komme. Und nun dachte sie, warum nicht? Warum sollte sie nicht endlich in ein exotisches, fernes Land reisen? Warum sollte sie Eleanor nicht die Chance geben, sich als Reisebegleiterin zu beweisen? Sie sah sich im Geiste, wie sie auf staubigen, sandigen Wegen wanderte und ehrfurchtsvoll die Reste einer fernen, faszinierenden Kultur betrachtete. Wie die Sonne eines anderen Kontinents auf ihre Schultern brannte; wie sie den Klängen einer fremden Sprache lauschte. Auf einem farbenprächtigen Straßenmarkt um Geschenke feilschte. Auf einmal riß ein knirschendes Geräusch unter ihren Füßen sie aus ihren Phantasien. Sie schaute ins Gras und entdeckte ein Glasgefäß.
    »Wie gefährlich!« sagte Gillian laut und hob es auf. Es war nicht zerbrochen, und sie sah es sich genauer an. Es war eine Aspirinflasche. Sie war leer. Jemand mußte sie versehentlich hier draußen liegengelassen haben. Sicher gab es eine plausible Erklärung dafür, daß sie hier im Gras lag. Trotzdem keimte Besorgnis in ihr auf, und sie verschnellerte unwillkürlich ihren Schritt.
    »Philippa!« rief sie. »Das Abendessen ist fertig! Bist du im Garten?«
    Stille. Dann vernahm Gillian plötzlich ein leises Stöhnen.
    »Philippa!« rief sie erneut, diesmal in scharfem Ton. »Bist du das?« Zuerst ging, dann rannte sie auf das Geräusch zu.
    Hinter den Rosenbüschen am Ende des Gartens lag Philippa im Gras, die Arme ausgestreckt, Erbrochenes auf dem Kinn. Eine sauber geschriebene Notiz war an ihre Brust geheftet, die mit den Worten begann: »An alle, die ich kenne«. Und auf dem Boden neben ihr lag eine weitere leere Aspirinflasche.
    »Ich hoffe, du hast eine Erklärung«, sagte Richard in ruhigem Ton. Er blickte auf das Schriftstück in seiner Hand. »Wenn es das ist, was ich denke, dann hast du eine Menge zu erklären.«
    »Es … es ist ein Ulk«, stotterte Lambert. Er sah Richard verzweifelt an und versuchte, ruhig zu atmen; versuchte, das entsetzliche Hämmern in seinem Kopf zu unterdrücken. Er schluckte; seine Kehle fühlte sich wie Sandpapier an. »Ein Scherz.«
    »Nein, Lambert«, entgegnete Richard. »Das ist kein Scherz. Das ist Betrug.«
    Lambert leckte sich die Lippen.
    »Hör zu, Richard«, sagte er. »Das ist nichts weiter als ein Brief. Ich meine … ich hatte nicht vor, ihn zu verwenden.«
    »Ach wirklich?« gab Richard sofort zurück. »Und zu welchem Zweck hast du ihn dann geschrieben?«
    »Du verstehst nicht!« Lambert versuchte ein kleines Lachen.
    »Nein, das tue ich

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