Reizende Gäste: Roman (German Edition)
das Richtige getan.«
Er entdeckte Antony bei dem Badmintonpfosten, wie er gerade geduldig das Netz entwirrte. Einen Moment starrte er seinen Sohn einfach nur an; seinen großen, freundlichen, talentierten Sohn. Seinen vollkommenen Sohn.
»Komm her«, sagte er, als Antony fragend aufsah. »Laß mich dir anständig gratulieren.«
Er zog Antony an sich und drückte ihn fest. »Mein Junge«, murmelte er und mußte plötzlich gegen Tränen ankämpfen. »Mein Junge.« Er blinzelte ein paarmal und ließ Antony dann los. »Ich bin ja so wahnsinnig stolz auf dich.«
»Ich find’s auch ziemlich cool«, sagte Antony und mußte grinsen. Er sah unschlüssig auf das Badmintonnetz hinunter. »Also macht’s … macht’s dir nichts aus, daß ich dich geschlagen habe?«
»Ob’s mir was ausmacht?« Richard lachte ihn an. »Aber natürlich nicht! Es wird Zeit, daß du anfängst, mich zu schlagen. Du bist jetzt ein Mann!« Vor Verlegenheit kroch Antony langsam die Röte ins Gesicht, und Richard schmunzelte in sich hinein.
»Aber Antony, ich bin nicht nur auf dein Golftalent stolz«, fuhr er fort. »Ich bin überhaupt stolz auf dich. Auf jedes kleine bißchen von dir.« Er machte einen Pause. »Und ich weiß, daß auch Mummy auf dich stolz war.«
Antony schwieg. Seine Hände klammerten sich fester um die verhedderten Netzschnüre.
»Sie mag es nicht immer gezeigt haben«, sagte Richard bedächtig. »Es war manchmal etwas … schwierig für sie. Doch sie war sehr stolz auf dich. Und sie hat nichts mehr auf der Welt geliebt als dich.«
»Wirklich?« fragte Antony, ohne aufzublicken, mit zittriger Stimme.
»Nichts auf der Welt hat sie so geliebt wie dich«, wiederholte Richard. Einige Minuten herrschte Stille. Richard beobachtete, wie sich Antonys Gesicht langsam entspannte; wie sich seine verkrampften Hände vom Netz lösten. Ein kleines Lächeln flackerte über das Gesicht des Jungen, und plötzlich holte er ganz tief Luft, als würde das Leben neu beginnen.
Du glaubst mir, dachte Richard; du glaubst mir blind. Dem Herrn sei Dank für deine arglose Seele.
Zara hatte beschlossen, sich zu Gillian in die Küche zu gesellen, und räumte nun die Spülmaschine aus, während Gillian Salatblätter aus Plastiktüten in eine riesige Holzschüssel schüttete. Sie hörte geduldig zu, wie Gillian sich über eine geplante Reise ausließ, während sie sich die ganze Zeit überlegte, was Antonys Dad ihm wohl gerade sagte.
»Was für ein Zufall!« berichtete Gillian glücklich. »Eleanor wollte auch schon immer mal nach Ägypten reisen. Offenbar weigert Geoffrey sich, irgendwo Urlaub zu machen, wo es keinen Golfplatz gibt.«
»Und? Wirst du dir die Pyramiden anschauen?«
»Ja, natürlich! Und wir werden eine Kreuzfahrt auf dem Nil machen.«
»Das kann ungesund werden, da wird man nämlich abgemurkst«, wandte Zara ein. »Denk an Agatha Christie!« Gillian lachte.
»Weißt du was? Genau das hat Eleanor auch gesagt!«
»Ich schätze, das sagt jeder.« Zara nahm einen Topf heraus und starrte ihn an. »Was zum Teufel ist das?«
»Das ist ein Spargeldampftopf«, erwiderte Gillian schroff. »Und fluche bitte nicht.« Zara verdrehte die Augen.
»Du bist genauso schlimm wie Felix. Bei dem muß man zur Strafe ein Pfund in eine Fluchdose stecken.«
»Eine ausgezeichnete Idee. In der Schule hatten wir so etwas auch.«
»Mag ja sein«, sagte Zara. »Aber wir leben jetzt in den neunziger Jahren, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest.«
»Doch, das ist mir schon bewußt«, versetzte Gillian. »Aber danke, daß du mich noch einmal darauf hinweist.« Sie deutete auf zwei Flaschen mit Salatdressing. »Sollen wir das mit Basilikum oder das mit Knoblauch nehmen?«
»Beide«, schlug Zara vor. »Mische sie doch einfach zusammen.«
»Na gut«, meinte Gillian. »Aber auf deine Verantwortung!«
Als Fleur in die Küche kam, sahen beide auf.
»Oh, hi«, grüßte sie Zara. »Hat Johnny den Zug noch erwischt?«
»Gerade noch«, sagte Fleur. »Gott sei Dank, daß wir beide noch leben. Lambert ist betrunken! Der konnte nur noch in Schlangenlinien fahren!«
»Jesses!« rief Zara. Sie warf Gillian rasch einen entschuldigenden Blick zu. »Du meine Güte, meine ich!«
»Setz dich doch!« sagte Gillian, rückte einen Stuhl zurecht und runzelte die Stirn. »Weißt du, das ist nicht das erste Mal. Dieser Lambert sollte strafrechtlich verfolgt werden!«
»Ja, kommt, wir rufen die Polizei an!« rief Zara hell begeistert.
»Setz Wasser auf, Zara«,
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