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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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freundlich. Es ist … nun, ich finde, es ist ein sehr schönes Heim.« Fleur sah ihm milde lächelnd in die Augen.
    »Ja«, sagte sie freundlich und öffnete die Wagentür. »Ja, Richard, da hast du sicher recht.«
    Bei Richards und Gillians Ankunft saß Philippa aufrecht im Bett. Sie beobachtete, wie die beiden durch das Krankenzimmer marschierten, und versuchte automatisch, ihnen ein strahlendes Lächeln zu schenken. Aber irgendwie klappte es nicht. Es kam ihr vor, als würde sie nie wieder lächeln können; als hätte die Schande sie in all ihren natürlichen Reaktionen gelähmt.
    So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte gedacht, sie würde die ultimative romantische Geste begehen; bei ihrem Aufwachen wären alle um ihr Bett versammelt, würden mit den Tränen kämpfen, ihr die Hand streicheln und ihr versprechen, daß von nun an alles besser werde. Statt dessen war sie aufgewacht und hatte eine Reihe von demütigenden Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen, durchgeführt von Krankenschwestern mit höflichen Sätzen auf den Lippen und Verachtung in den Augen. Als sie in das niedergeschmetterte Gesicht ihres Vaters gesehen hatte, war etwas in ihr zusammengebrochen, und sie hätte am liebsten geweint. Bloß, daß sie plötzlich nicht mehr weinen konnte. Das stets einsatzbereite Tränenreservoir war versiegt; ihre Welt aus romantischen Phantasien war zusammengebrochen, und das, was übrigblieb, war kalt und trocken wie ein Stein.
    Sie leckte sich die Lippen, als ihr Vater und Gillian näher kamen, holte tief Luft und krächzte: »Hallo.« Die eigene Stimme kam ihr fremd und blechern vor.
    »Hallo, Liebes!«
    »Hallo, Philippa.« Gillian lächelte sie fröhlich an. »Wie geht’s dir?«
    »Viel besser«, antwortete Philippa behutsam. Es war ihr, als spräche sie eine fremde Sprache.
    »Du kannst heute nach Hause kommen«, meinte ihr Vater. »Die Entlassungspapiere sind fertig.«
    »Das ist gut«, erwiderte Philippa. Von weit her kam ihr ein Gedanke. »Ist Fleur zu Hause?«
    »Nein«, sagte ihr Vater. »Fleur ist für ein paar Tage nach London gefahren.«
    »Aha.« Kurz verspürte sie eine dumpfe Enttäuschung, die aber fast umgehend wieder nachließ. »Kommt sie denn zurück?« fragte sie höflich.
    »Ja«, sagte Gillian sofort, ehe Richard antworten konnte. »Ja, natürlich kommt sie zurück.«
    Im Auto wurde nur sehr wenig gesprochen. Als sie zu Hause waren, brachte Gillian Schüsseln mit Nudelsuppe in den Wintergarten, und Richard nahm gegenüber Philippa Platz.
    »Wir müssen über Lambert reden«, fing er vorsichtig an.
    »Ja«, erwiderte Philippa mit tonloser Stimme.
    »Wirst du …«
    »Ich möchte ihn nie wieder sehen.«
    Richard sah Philippa lange an, dann warf er Gillian einen Blick zu.
    »Gut«, sagte er. »Solange du dir da sicher bist.«
    »Ich möchte die Scheidung«, erklärte Philippa. »Zwischen Lambert und mir ist alles aus.« Sie aß von der Hühnersuppe. »Mhm, die ist gut.«
    »Echte Hühnerbrühe«, erklärte Gillian. »Sag bloß nicht, du benutzt Beutelsuppen!«
    »Und du besinnst dich auch bestimmt nicht eines anderen?« hakte Richard nach.
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Philippa ruhig. »Da bin ich mir ziemlich sicher.« Sie fühlte sich mit einem Mal befreit; als wäre sie eine schwere Last losgeworden. Ihr Kopf war frisch und klar; sie war endlich frei; einem Neuanfang stand nichts mehr im Wege!
    Später an diesem Tag traf Lambert mit dem Taxi ein, in der Hand einen Strauß rosafarbener Nelken. Richard öffnete ihm die Tür und führte ihn in den Salon.
    »Philippa ist oben und ruht sich aus«, berichtete er. »Und sie möchte dich nicht sehen.«
    »Wie schade«, sagte Lambert. »Ich habe ihr diese Blumen mitgebracht.« Er legte die Blumen auf einen Beistelltisch, setzte sich aufs Sofa und begann, mit seinem Ärmel das Glas seiner Uhr zu polieren. »Ich schätze, sie ist noch ein bißchen durcheinander.«
    »Sie ist mehr als ein bißchen durcheinander.« Richard bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Ich sollte dir wohl besser gleich sagen, daß sie die Scheidung einreichen wird.«
    »Scheidung?« Ohne aufzusehen fuhr Lambert sich mit zittriger Hand durchs Haar. »Du scherzt, oder?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte Richard. »Über so etwas macht man keine Scherze.«
    Lambert sah auf und war überrascht von Richards zusammengepreßtem Mund, seinem feindseligen Blick. Nun, Lambert, dachte er, das hast du dir aber gewaltig vermasselt, was? Was wirst du nun tun? Er überlegte

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