Reizende Gäste: Roman (German Edition)
einen Moment und stand dann abrupt auf.
»Richard, ich würde mich gern entschuldigen«, sagte er und blickte Richard so treu an, wie er es nur zustande brachte. »Ich weiß nicht, was gestern in mich gefahren ist. Zuviel getrunken wahrscheinlich.« Er riskierte ein kleines Lächeln. »Ich hatte nie vor, Ihr Vertrauen zu mißbrauchen, Sir.«
»Lambert«, begann Richard müde.
»Philippa ist ein äußerst nervöses Mädchen«, fuhr Lambert fort. »Wir hatten auch zuvor schon Streitigkeiten, aber die konnten wir immer wieder aus der Welt schaffen. Und ich bin mir sicher, das können wir diesmal auch, wenn du uns eine Chance gibst …«
»Du hattest deine Chance!« stieß Richard hervor. »Du hattest deine Chance, als du dich in der Kirche erhoben und geschworen hast, meine Tochter zu lieben und zu ehren!« Seine Stimme wurde lauter. »Hast du sie geliebt? Hast du sie geehrt? Oder hast du sie immer nur als Geldquelle betrachtet?«
Schwer atmend hielt er inne, und Lambert starrte ihn in leichter Panik an, während er sich im stillen überlegte, was er am besten darauf antworten sollte. Würde Richard ihm glauben, wenn er behauptete, Philippa unsterblich zu lieben?
»Ich will ehrlich zu dir sein, Richard«, brachte er schließlich heraus. »Ich bin nur ein Mensch. Und der Mensch lebt nicht vom Brot allein.«
»Wie kannst du es wagen, vor mir die Bibel zu zitieren!« brüllte Richard. »Wie kannst du es wagen, meine Tochter auszunutzen?«
»Ich habe sie nicht ausgenutzt!« rief Lambert. »Wir haben eine sehr glückliche Ehe geführt!«
»Du hast sie erniedrigt, du hast sie ausgebeutet, du hast aus dem glücklichen Mädchen von einst ein seelisches Wrack gemacht.«
»Herrgott noch mal, ein seelisches Wrack war sie doch von Anfang an!« brauste Lambert auf, der wenigstens das nicht auf sich sitzen lassen wollte. »Philippa war schon lange bevor ich sie kennengelernt habe total verkorkst. Das brauchst du mir also nicht zusätzlich anzukreiden.«
Ein paar Sekunden lang sah Richard ihn sprachlos an. Dann wandte er sich unvermittelt ab.
»Ich möchte dich nie wiedersehen«, sagte er ruhig. »Gemäß den Vertragsbedingungen ist deine Tätigkeit in der Firma hiermit beendet.«
»Aus welchen Gründen?«
»Schwere Verfehlungen«, klärte Richard ihn kühl auf. »Vertrauensbruch und Fälschen.«
»Dagegen werde ich angehen!«
»Wenn du dagegen angehst, dann verlierst du garantiert. Aber das bleibt dir überlassen. Was die Scheidung anbelangt«, fuhr Richard fort, »so wirst du zur gegebenen Zeit von Philippas Rechtsanwalt hören.« Er machte eine Pause. »Und was das Geld betrifft …«
Einen Augenblick herrschte Stille. Lambert ertappte sich dabei, wie er sich, erfüllt von jäher Hoffnung, leicht vorbeugte.
»Zur Abtragung deiner Schulden gebe ich dir eine Summe von insgesamt zweihundertfünfzigtausend Pfund. Keinen Penny mehr. Im Gegenzug wirst du mir eine unterzeichnete Garantie geben, daß du nicht versuchen wirst, Kontakt zu Philippa aufzunehmen, außer über deinen Rechtsanwalt, und daß du die Summe als einen endgültigen Scheidungsausgleich betrachtest.«
»Zweihundertfünfzig?« sagte Lambert. »Und was ist mit dem Rest meiner Kontoüberziehung?«
»Der Rest davon, Lambert«, sagte Richard mit ätzender Stimme, »ist dein Problem.«
»Zweihundertfünfundsiebzig«, meinte Lambert.
»Zweihundertfünfzig. Keinen Penny mehr.«
Es entstand eine lange Pause.
»Einverstanden«, rang Lambert sich schließlich durch. »Ich nehme es. Es ist ein Geschäft.« Er streckte die Hand aus und ließ sie, als Richard keine Anstalten machte, sie zu ergreifen, wieder fallen. Er sah Richard in widerwilliger Bewunderung an. »Du bist knallhart, stimmt’s?«
»Ich habe den Taxifahrer gebeten, auf dich zu warten«, erwiderte Richard. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Um drei geht ein Zug.« Er langte in seine Hosentaschen. »Hier ist das Geld für deine Fahrkarte.« Er reichte Lambert einen Umschlag. Der zögerte, zuckte die Achseln und nahm ihn dann.
Schweigend gingen sie zur Haustür.
»Ich würde auch vorschlagen«, sagte Richard, während er die Tür öffnete, »daß du deine Mitgliedschaft in Greyworth aufgibst. Bevor man es dir nahelegt.«
»Du legst es darauf an, mein Leben zu zerstören!« klagte Lambert ihn zornig an. »Ich bin ruiniert!«
»Das bezweifle ich«, sagte Richard. »Menschen von deinem Schlag sind nie ruiniert. Die ruinieren andere. Die, die das Pech haben, sie kennenzulernen; die, die sie in
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