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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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ich nur das Eine von dir will?« Sie lächelte ihn an, und nach einer Weile grinste er erleichtert zurück. »Wir haben so viele schöne Dinge miteinander unternommen«, fuhr Fleur fort. »Es wäre mir gar nicht recht, wenn sich einer von uns unter Druck gesetzt fühlen würde …«
    Während sie das sagte, fing sie im Rückspiegel den Blick des Taxifahrers auf. Mit offenkundigem Erstaunen starrte er sie beide an, und Fleur hätte auf einmal am liebsten losgekichert. Doch statt dessen wandte sie sich Richard zu und sagte mit gesenkter Stimme:
    »Ich würde zu gern nach Greyworth kommen, und ich würde mich sehr über ein eigenes Schlafzimmer freuen. Und wenn die Dinge ihren Lauf nehmen … dann nehmen sie ihren Lauf.«
    Richard sah sie einige Sekunden an und ergriff dann unvermittelt ihre Hand.
    »Du bist eine wundervolle Frau«, sagte er heiser. »Ich fühle mich …« Er drückte ihre Hand fester. »Ich fühle mich dir plötzlich sehr nahe.« Eine Minute erwiderte Fleur wortlos seinen Blick und senkte ihn dann sittsam.
    Verdammte Emily, dachte sie. Immer kam sie einem in die Quere. Doch sie schwieg und ließ es zu, daß Richard den ganzen Weg bis zum Regent’s Park ihre Hand fest umklammert hielt.

4
    Zwei Wochen darauf stand Antony Favour in der Küche von »The Maples« und schaute seiner Tante Gillian beim Schlagen der Sahne zu. Sie schlug sie mit grimmiger Miene per Hand. Bei jedem Schlag mit dem Schneebesen schien sie die Lippen noch ein bißchen mehr zusammenzukneifen. Antony wußte mit Sicherheit, daß sich in einem der Küchenschränke ein elektrischer Mixer befand; er hatte ihn selbst schon benutzt, um Pfannkuchen zu machen. Aber Gillian schlug die Sahne immer mit der Hand, wie sie überhaupt das meiste ohne Geräte erledigte. Gillian lebte schon im Haus, bevor Antony auf die Welt kam, und seitdem er denken konnte, war sie diejenige gewesen, die gekocht hatte, der Zugehfrau gesagt hatte, was zu tun sei, und nach deren Fortgang mit gerunzelter Stirn umhergegangen war und die Oberflächen noch einmal nachpoliert hatte, die vollkommen sauber aussahen. Seine Mutter hatte dergleichen nie getan. Manchmal war sie zu krank gewesen, um zu kochen, und die übrige Zeit war sie zu sehr mit dem Golfspiel beschäftigt gewesen.
    Unwillkürlich sah Antony seine Mutter vor sich. Klein und dünn, mit silbrigblondem Haar und schicken Hosen im Schottenmuster. Er erinnerte sich an ihre blaugrauen Augen; ihre teure randlose Brille; ihren feinen blumigen Geruch. Seine Mutter hatte immer adrett und ordentlich ausgesehen; silbrig und blau. Verstohlen musterte Antony Gillian. Ihr stumpfes graues Haar hatte sich zu zwei schweren Büscheln geteilt; die Wangen waren puterrot; die Schultern in ihrer malvenfarbigen Strickjacke hochgezogen; Gillian hatte dieselben blaugrauen Augen wie seine Mutter, aber abgesehen davon hätte man die beiden nie für Schwestern gehalten, dachte Antony im stillen.
    Wieder betrachtete er Gillians angespannte Miene. Seitdem Dad sie angerufen und ihnen gesagt hatte, daß er diese Frau mitbringen und sie bei ihnen wohnen würde, war Gillian mit noch unwirscherer Miene als sonst herumgelaufen. Gesagt hatte sie nichts – aber Gillian sagte ohnehin nie viel. Nie hatte sie eine Meinung; nie sagte sie es, wenn sie die Nase voll hatte. Das mußte man selbst herausfinden. Und nun, vermutete Antony, hatte sie ernsthaft die Nase voll.
    Antony war sich selbst nicht ganz sicher, was er von dieser Frau halten sollte. Er hatte die Nacht zuvor im Bett gelegen, über seine Mutter, seinen Vater und diese neue Frau nachgedacht und auf eine instinktive Gefühlsregung gewartet, die ihm sagte, wie er dazu stand. Aber es kam nichts. Er verspürte weder sonderlich negative noch positive Empfindungen, er registrierte lediglich überrascht, daß diese Sache geschah; daß sein Vater diese andere Frau traf. Gelegentlich überkam ihn der Gedanke daran, wenn er gerade mit irgend etwas anderem beschäftigt war, und dann war er so schockiert, daß er nach vorne schauen, tief einatmen und mehrere Male zwinkern mußte, damit ihm nicht die Tränen kamen, Herrgott noch mal. Aber andere Male schien es völlig natürlich; fast wie etwas, das er erwartet hatte.
    Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, den Leuten zu erzählen, daß seine Mutter tot war; vielleicht war es da einfach nur der nächste Schritt zu erzählen, daß sein Vater eine Freundin hatte. Bisweilen fand er das Ganze sogar amüsant.
    Gillian war mit dem Steifschlagen der Sahne

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