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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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fertig. Sie schüttelte den Schneebesen und warf ihn, ohne auch nur daran zu lecken, in die Spüle. Dann stieß sie einen Seufzer aus und rieb sich die Stirn.
    »Gibt’s heute Charlotte russe?« fragte Antony.
    »Ja«, erwiderte Gillian. »Mit Kiwis.« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob das deinem Vater genehm ist. Aber das wird’s tun müssen.«
    »Ach, bestimmt schmeckt es riesig«, sagte Antony. »Charlotte russe mag doch jeder.«
    »Nun, das wird’s tun müssen«, wiederholte Gillian. Erschöpft sah sie sich in der Küche um, und Antony folgte ihrem Blick. Er liebte die Küche; hier hielt er sich am liebsten auf. Vor etwa fünf Jahren hatten seine Eltern sie wie eine riesige Bauernhausküche umbauen lassen, mit Terracottafliesen, einem offenen Kamin und einem riesigen Holztisch mit wirklich gemütlichen Stühlen. Sie hatten fünf Millionen Töpfe und Pfannen und was sonst nicht noch alles gekauft, ausgewählt aus teuren Katalogen, und sie hatten in einen nostalgischen Küchenschrank, Porzellan im Used-Look, jede Menge Körbe sowie in Blumendekor investiert.
    Antony hätte den ganzen Tag in der Küche verbringen können – und nun, da sie einen Fernseher an der Wand installiert hatten, tat er das tatsächlich oft. Aber Gillian schien die Küche zu hassen. Sie hatte sie auch gehaßt, wie sie zuvor gewesen war – »alles so weiß und klinisch«, wie sie gesagt hatte –, und sie tat es immer noch, obgleich sie es war, die die Fliesen ausgesucht und dem Designer erklärt hatte, wo alles hin müsse. Antony wollte das nicht in den Kopf.
    »Kann ich helfen?« erkundigte er sich. »Vielleicht die Kartoffeln schälen, oder so was?«
    »Es gibt keine Kartoffeln«, versetzte Gillian, als hätte er das wissen müssen, »sondern wilden Reis«. Sie runzelte die Stirn. »Hoffentlich ist es nicht zu schwer, den zu kochen.«
    »Bestimmt wird er köstlich. Warum benutzt du denn nicht den Reiskocher?«
    Drei Weihnachten zuvor hatten seine Eltern Gillian einen Reiskocher geschenkt. Im Jahr zuvor eine elektrische Obstpresse; seitdem hatte es einen automatischen Kräuterzerkleinerer, eine Brotschneidemaschine und eine Eiscrememaschine gegeben. Soweit Antony wußte, hatte Gillian nie auch nur eines der Geräte benutzt.
    »Ich schaff’ das schon«, sagte Gillian. »Warum gehst du nicht ein bißchen nach draußen? Oder wiederholst noch einmal etwas für die Schule?«
    »Ehrlich, ich helf’ dir gerne!« versetzte Antony.
    »Allein werde ich schneller fertig.« Gillian stieß einen weiteren Seufzer aus und griff nach dem Kochbuch. Eine Weile blickte Antony sie wortlos an, dann zuckte er die Achseln und verließ die Küche.
    Es war ein schöner Tag, und er war eigentlich ganz froh, in den Sonnenschein hinauszukommen. Er marschierte die Einfahrt von »The Maples« hinunter und dann die Straße entlang Richtung Clubhaus. Alle Straßen auf dem Greyworther Gelände waren privat, und man kam nur mit einem Sicherheitspaß herein, so daß meistens kaum Autos unterwegs waren. Nur die der Leute, die auf dem Anwesen Häuser hatten oder Mitglieder des Golfclubs waren.
    Vielleicht, dachte Antony bei sich, war ja noch Zeit, schnell mal neun Löcher durchzuspielen, ehe Daddy ankam. Eigentlich sollte er sich hier auf sein Examen vorbereiten; deshalb war er zu Hause. Vor ihm erstreckte sich eine ganze Woche Heimstudienarbeit. Doch Antony brauchte nicht zu lernen – er wußte das ganze Zeug schon, das man ihn fragen würde. Statt dessen wollte er seine Tage damit verbringen herumzufaulenzen, Golf zu spielen und vielleicht auch ein bißchen Tennis. Je nachdem, wer sonst noch da war. Sein bester Freund Will war wie er im Internat, aber in Wills Schule gab es keine Zeiten für häusliches Arbeiten. »Du verdammter Glückspilz!« hatte Will geschrieben. »Aber gib nicht mir die Schuld, wenn du überall durchrasselst.« Auch Antonys Vater war nicht gerade erbaut gewesen. »Wozu zahlen wir eigentlich dein Schulgeld«, hatte er ausgerufen, »wenn sie dich bloß wieder nach Hause schicken?« Was sollte ihm Antony darauf antworten? Sein Problem war’s ja nicht.
    Die Straße zum Clubhaus verlief hügelabwärts und wurde von Rasen, Bäumen und den Toren zu anderen Häusern gesäumt. Im Vorbeigehen sah Antony in jede Einfahrt nach den Autos und rechnete sich anhand dessen aus, wer da war und wer nicht. Ihm fiel auf, daß die Forresters einen neuen weißen Jeep hatten, und er blieb bei ihrem Tor stehen. Sah gut aus.
    »He, Antony! Gefällt dir mein

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