Reizende Gäste: Roman (German Edition)
mal und schauen uns den Flitter dieser Frau an!«
Eleanor hatte einen großen, abfallenden Garten mit vielen Lauben und schmiedeeisernen Bänken. Auf dem Rasen waren zwei Tapeziertische aufgestellt worden; auf dem einen stand das Essen, auf dem anderen befand sich der Schmuck.
»Hier, nehmt euch einen Sekt mit Orangensaft!« rief Eleanor bei ihrer Ankunft aus. »Ich muß euch doch nicht fragen, ob ihr mit dem Auto da seid, oder? Habt ihr schon von dem armen James Morrell gehört?« fügte sie mit gesenkter Stimme hinzu. »Ein ganzes Jahr lang keinen Führerschein! Seine Frau ist außer sich. Jetzt kommt und setzt euch. Es sind schon eine Menge Mädels da.«
Die »Mädels« waren im Alter zwischen fünfunddreißig und fünfundsechzig. Alle waren sie gebräunt, fit und munter. Viele trugen Kleidung in strahlenden Farben mit offensichtlich teurer Applikationsstickerei. Minitennisspieler rasten über Busen; kleine Golfspieler tanzten auf Armen auf und ab und schlugen unentwegt winzige Perlongolfbälle.
»Sind die nicht lustig?« sagte eine Frau, die Fleurs Blicken gefolgt war. »Foxy verkauft die! Polohemden, Hosen, wirklich alles. Foxy Harris. Bestimmt wird Sie Ihnen davon erzählen, wenn sie kommt.«
»Das macht sie garantiert«, murmelte Fleur.
»Emily hatte eine ganze Sammlung von Foxys Klamotten«, mischte sich eine andere Frau ins Gespräch ein, die ganz in Pink gekleidet war. »Sie sah immer absolut bezaubernd darin aus.«
Fleur schwieg.
»Waren Sie eine enge Freundin von Emily, Fleur?« erkundigte sich die Dame in Pink.
»Eigentlich nicht.«
»Nein, so etwas dachte ich mir schon«, sagte die Frau. »Ich nehme an, ich habe sie von uns allen am besten gekannt. Bestimmt hat sie mich einmal erwähnt. Tricia Tilling.«
Fleur machte eine vage Geste mit der Hand.
»Wir alle vermissen sie«, meinte Tricia. Sie hielt inne, als schwelge sie in Erinnerungen. »Und natürlich liebte Richard sie innig. Ich dachte immer bei mir, daß ich nie wieder ein Paar zu Gesicht bekäme, das sich so liebt wie Richard und Emily Favour.« Fleur merkte, wie Gillian neben ihr unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. »Sie waren füreinander geschaffen «, fuhr Tricia fort. »Wie … Gin und Tonic.«
»Was für ein schöner Gedanke«, sagte Fleur.
Abschätzend erwiderte Tricia ihren Blick.
»Das ist eine zauberhafte Uhr, Fleur«, sagte sie. »Hat Richard sie Ihnen gekauft?« Sie lachte kurz auf. »George kauft mir immer mal wieder solch kleine Dinge.«
»So?« meinte Fleur. Träge fingerte sie an der Uhr und sagte nichts mehr. Aus dem Augenwinkel konnte sie Tricias befriedigte Miene sehen.
»Wissen Sie«, sagte Tricia, als schnitte sie ein neues Thema an, »der arme Graham Loosmore sitzt furchtbar in der Patsche. Ihr kennt Graham doch?« Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
»Nun, er hat Urlaub auf den Philippinen gemacht – und eine Einheimische geheiratet! Gerade einmal achtzehn Jahre alt. Nun wohnen sie in Dorking!« Allgemeines Luftanhalten. »Natürlich ist sie nur hinter seinem Geld her.« Tricia verzog gewichtig die Miene. »Sie kriegt ein Kind, damit sie Unterhalt verlangen kann, und dann macht sie sich aus dem Staub. Vermutlich bekommt sie … das halbe Haus? Das sind zweihunderttausend Pfund! Und das alles wegen eines dummen Fehlers. Dieser Narr!«
»Vielleicht ist er gar kein Narr«, warf Fleur wie nebenbei ein und zwinkerte Gillian zu.
»Was?« brauste Tricia auf.
»Wieviel würden Sie denn für einen strammen jungen Filipino zahlen, damit er Sie jede Nacht glücklich macht?« Fleur grinste Tricia an. »Also, ich würde eine ganze Menge dafür hinlegen.« Tricia stierte Fleur an.
»Was genau wollen Sie damit sagen?« flüsterte sie in einem Ton, der jederzeit in Hysterie umschlagen konnte.
»Damit will ich sagen, daß … dieses Mädchen es vielleicht wert ist.«
»Wert ist?«
»Vielleicht ist sie zweihunderttausend Pfund wert. Ihm jedenfalls.«
Tricia glotzte Fleur an, als würde sie einen Trick vermuten.
»Diese reichen Witwer müssen äußerst vorsichtig sein«, sagte sie schließlich. »Sie sind furchtbar verletzlich.«
»Das sind reiche Witwen auch«, versetzte Fleur leichthin. »Ich muß wirklich ständig auf der Hut sein.« Tricia erstarrte. Ehe sie sprechen konnte, wurde sie von Eleanor Forrester unterbrochen.
»Noch jemand ohne Sekt mit Orangensaft? Danach fange ich mit der Präsentation an. Habe ich euch schon alles über den armen James Morrell erzählt?« setzte sie hinzu, während sie
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