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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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so wie Nura«, sagte sie tags darauf zu Fatima, Nuras Mutter. Sie lachte kurz auf, als würde sie scherzen, aber sie sah Fatima dabei forschend an.
    »Ganz bestimmt wirst du einmal heiraten«, antwortete Fatima. »Du wirst einen gutaussehenden Engländer finden.«
    »Vielleicht könnte ich doch einen Araber heiraten?« Fatima lachte.
    »Würdest du zum Islam konvertieren?«
    »Warum nicht«, sagte Fleur verzweifelt, »wenn es sein müßte.«
    Fatima musterte sie aufmerksam. »Ist das dein Ernst?«
    Fleur zuckte mit den Achseln. »Du könntest … mir doch jemanden finden.«
    »Fleur!» Fatima erhob sich und ergriff Fleurs Hände. »Du weißt doch, daß du für einen Araber keine passende Braut abgeben würdest. Es ist ja nicht nur, daß du nicht mohammedanisch bist. Dir würde das Leben zu schwierig vorkommen. Dein Mann würde dir nicht erlauben, so zu antworten, wie wir es tun. Ohne seine Erlaubnis dürftest du nicht das Haus verlassen. Mein Mann ist sehr tolerant. Die meisten anderen Männer sind es nicht.«
    »Und Nura, werdet ihr für sie einen toleranten Mann finden?«
    »Das hoffen wir, ja. Und auch du wirst einen Mann finden, Fleur. Aber nicht hier.«
    Zwei Tage darauf wurde die Verlobung bekanntgegeben. Nura sollte Mohammed Abduraman heiraten, einen jungen Mann aus einer der reichsten Familien der Emirate. Allgemein wurde ihr bescheinigt, eine wirklich sehr gute Partie gemacht zu haben.
    »Aber liebst du ihn denn?« fragte Fleur an diesem Abend.
    »Natürlich liebe ich ihn.« Aber Nuras Augen schimmerten abweisend, und sie wollte nicht weiter darüber sprechen.
    Auf der Stelle stürzte sich die Familie in Vorbereitungen. Fleur ging unbeachtet umher und beobachtete ungläubig, was für eine Unsumme Geldes für die Hochzeit aufgewendet wurde. Die Seidenballen, das Essen, die Geschenke für alle Gäste. Nura wurde in einem Wirbel aus Schleiern und Duftölen hinweggefegt. Bald schon würde sie auf ewig hinweggefegt. Fleur wäre auf sich gestellt. Was sollte sie tun? Die Familie el Hassan wollte sie nicht mehr. Niemand wollte sie mehr.
    Nachts lag sie still da, roch den süßen Moschusgeruch des Hauses und versuchte mit Tränen in den Augen, sich über ihre Zukunft klarzuwerden. Nuras Eltern fanden, sie solle nach England zurückkehren, zu der Tante in Maidenhead, die ihr gänzlich unbekannt war.
    »Deine Familie ist das Wichtigste«, hatte Fatima mit dem Vertrauen derjenigen gesagt, die von einer großen Schar loyaler Familienmitglieder umgeben war. »Deine eigene Familie wird sich um dich kümmern.«
    Fleur wußte, daß das nicht stimmte. In England war das anders. Die Schwester ihres Vater hatte nie Interesse an ihr bekundet. Sie würde sich auf sich selbst verlassen müssen.
    Dann hatte Nuras Verlobungsfest stattgefunden. Es war eine rein weibliche Angelegenheit, mit Bonbons, Spielen und viel Gekicher. Als sie halb um war, hatte Nura eine kleine Schachtel hervorgeholt.
    »Schau mal. Mein Verlobungsring.«
    An ihrer Hand wirkte er fast fehl am Platze, dieser riesige Diamant, eingefaßt in einem komplizierten Goldnetz. Der Raum erfüllte sich mit befriedigten Lauten der Bewunderung. Selbst für arabische Verhältnisse war der Ring riesig.
    Der mußte hunderttausend Dollar wert sein, dachte Fleur. Mindestens. Hunderttausend Dollar, die an Nuras Finger steckten. Es war nicht einmal so, daß sie richtig damit angeben könnte. Vermutlich würde sie ihn kaum je tragen. Hunderttausend Dollar. Was konnte man mit hunderttausend Dollar tun?
    Und dann, ehe sie sich’s versah, geschah es. Fleur stellte ihre Tasse ab, sah Nura direkt ins Gesicht und sagte:
    »Nura, ich bewundere deinen Ring so sehr. Ich bewundere ihn über alle Maßen. Ich wünschte, ich hätte auch so einen.«
    Im Raum trat Stille ein. Nura erbleichte; ihre Lippen zitterten. Schockiert und verletzt erwiderte sie Fleurs Blick. Es entstand eine verschwindend kleine Pause, während der jeder den Atem anzuhalten schien. Dann zog Nura den Ring langsam und vorsichtig von ihrem Finger und ließ ihn in Fleurs Schoß fallen. Sie sah ihn einen Moment an, dann erhob sie sich und verließ den Raum. Fleurs letzte Erinnerung an Nura war ihr dunkler, verletzter Gesichtsausdruck.
    An diesem Abend hatte Fleur den Diamantring für hundertundzwanzigtausend Dollar verkauft. Am nächsten Morgen war sie nach New York geflogen, und sie hatte Nura nie mehr gesehen.
    Nun, da sie, fast fünfundzwanzig Jahre später, in Eleanor Forresters Garten saß, verspürte Fleur einen Schmerz

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