Reizende Gäste: Roman (German Edition)
lobte Alec automatisch. »Du spielst gut heute.«
»Was wird über mich gesagt? Komm schon, Alec, red’s dir von der Seele!« Alec zögerte. Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht.
»Sie sagen, wenn du mit dieser Frau zusammenbleibst, dann wirst du vielleicht doch nicht zum Spielführer ernannt.« Richard preßte die Lippen zusammen.
»Verstehe«, sagte er. »Und hat einer von ihnen ›diese Frau‹, wie du es so charmant ausdrückst, tatsächlich schon kennengelernt?«
»Ich glaube, Eleanor hat gesagt …«
»Eleanor ist Fleur einmal kurz in einem Restaurant in London begegnet. Sie hat absolut kein Recht …«
»Darauf kommt es nicht an. Das weißt du. Wenn der Club etwas gegen Fleur hat …«
»Warum sollte er?«
»Nun … Sie ist ziemlich anders als Emily, oder?«
Richard kannte Alec, seit er sieben war, und hatte noch nie in seinem Leben den Wunsch gehabt, ihn zu verprügeln. Doch nun spürte Richard, wie eine maßlose Wut gegen Alec in ihm hochstieg; gegen sie alle. Wortlos sah er zu, wie Alec seinen Schlag verpatzte, und merkte, wie sich seine Hände zur Faust ballten und sich seine Miene verhärtete. Als der Ball schließlich in das Loch plumpste, schaute Alec hoch und fing seinen angespannten Blick auf.
»Hör zu«, sagte er entschuldigend. »Dir mag es egal sein, was der Club denkt. Aber … nun, es ist nicht nur der Club. Ich mach’ mir Sorgen um dich. Du mußt doch zugeben, daß Fleur inzwischen dein ganzes Leben beherrscht.« Er stellte die Flagge wieder an Ort und Stelle, und beide gingen langsam zum achtzehnten Tee.
»Du machst dir Sorgen um mich«, wiederholte Richard. »Und worüber genau sorgst du dich? Daß ich mich zu sehr amüsiere? Daß ich nun glücklicher sein könnte als je zuvor in meinem Leben?«
»Richard …«
»Na, worüber denn dann?«
»Ich mache mir Sorgen, daß du verletzt wirst, nehme ich an.« Betreten sah Alec in die Ferne.
»Meine Güte«, erwiderte Richard. »Jetzt werden wir aber offen zueinander.«
»Du weißt schon, was ich meine.«
»Ich weiß nur, daß ich glücklich bin. Fleur ist glücklich. Und der Rest der Welt sollte sich um seinen eigenen Kram kümmern.«
»Aber du hast dich da in etwas gestürzt …«
»Ja, das habe ich. Und weißt du was? Ich habe herausgefunden, daß man im Leben nichts Besseres tun kann, als sich in etwas hineinzustürzen!«
Sie hatten das Tee erreicht. Richard holte seinen Ball heraus und blickte Alec direkt in die Augen.
»Hast du dich in deinem Leben je in etwas gestürzt?« Alec schwieg. »Ich glaube nicht. Aber weißt du, vielleicht solltest du es einmal versuchen.«
Richard plazierte seinen Ball auf dem Tee und machte mit entschlossener Miene ein paar Übungsschwünge. Das achtzehnte war lang und knifflig und beschrieb rechterhand einen Bogen um einen kleinen See. Richard und Alec waren sich immer einig gewesen, daß es sicherer war, um den See herumzuspielen, als das Risiko einzugehen, einen Ball im Wasser zu verlieren. Heute aber schlug Richard den Ball ohne ein weiteres Wort zu Alec direkt Richtung See. Beide beobachteten wortlos, wie der Ball über die Wasseroberfläche flog und sicher auf dem Fairway landete.
»Ich glaube … du hast es geschafft«, sagte Alec schwach.
»Ja.« Richard klang nicht überrascht. »Ich hab’s geschafft. Und du würdest das wahrscheinlich auch.«
»Ich glaube nicht, daß ich’s versuchen würde.«
»Tja«, versetzte Richard. »Vielleicht liegt darin der Unterschied zwischen uns.«
6
Zu Fleurs Überraschung waren vier Wochen vergangen. Die Julisonne flutete jeden Morgen in den Wintergarten. Da er Ferien hatte, war Antony daheim, und Richards Unterarme bräunten sich. Im Clubhaus wurde über nichts anderes gesprochen als über Flüge, Villen und Haushüter.
Fleur war im Clubhaus nunmehr eine vertraute Gestalt. Inzwischen war es an den meisten Morgen Usus, daß Gillian und Fleur, wenn Richard sich zur Arbeit aufgemacht hatte, zum Fitneß Club von Greyworth schlenderten – für den Richard Fleur eine Saison-Mitgliedskarte gekauft hatte. Sie schwammen ein bißchen, saßen eine Weile im Whirlpool, tranken ein Glas frischen Passionsfruchtsaft und spazierten wieder heim. Es war eine angenehme, freundliche Routine, die inzwischen sogar Gillian genoß – trotz ihres anfänglichen Widerstandes. Beim ersten Mal hatte Gillian sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt mitzukommen, und Fleur hatte sie schließlich nur dadurch dazu bewegen können, daß sie an Gillians
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