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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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sein. Aber egal, ich werde weghören.«
    »Fleur möchte so gern den Golfplatz sehen«, erklärte Richard. »Was soll daran schlimm sein?«
    »Lambert, es macht Ihnen doch nichts, oder?« säuselte Fleur. »Ich bin nun schon seit vier Wochen hier und habe bislang nur das achtzehnte Grün gesehen.« Sie lächelte ihn unter ihren Wimpern an. »Ich werde mucksmäuschenstill sein.«
    »Vielleicht könnte Philippa ja auch mitkommen«, schlug Richard vor.
    »Sie hat sich schon mit Tricia Tilling zum Tee verabredet«, sagte Lambert sofort. Gott steh uns bei, dachte er, wir wollen doch keine schnatternde Weiberschar im Schlepptau haben.
    »Die liebe Tricia Tilling«, sagte Fleur. »Wir haben uns heute morgen glänzend unterhalten!«
    »So allmählich ist Fleur schon fast fester Bestandteil des Clubs!« Richard strahlte Fleur zärtlich an.
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Lambert. Am Treppenende war ein Geräusch zu hören, und alle sahen auf. Philippa, die reichlich derangiert wirkte, kam herunter.
    »Hallo Fleur«, sagte sie atemlos. »Ich wollte fragen, ob Sie Lust hätten, heute nachmittag mit zum Tee zu Tricia Tilling zu kommen? Es würde ihr bestimmt nichts ausmachen.«
    »Danke, ich habe schon etwas vor«, entgegnete Fleur. »Leider.«
    »Fleur begleitet uns zum Golfplatz«, sagte Richard lächelnd. »Eine ganz unerwartete Freude.«
    Philippa blickte Lambert an. Warum hatte er sie das nicht auch gefragt? Hätte er es, dann hätte sie die Einladung bei Tricia Tilling abgesagt. Sie begann sich vorzustellen, was sie am Telefon sagen würde. »Tut mir leid, Tricia, Lambert sagt, ich muß einfach mitkommen … So nach dem Motto, ich würde ihm Glück bringen!« Lachen. »Ich weiß … was haben wir nur für Männer!«
    »Philippa!« Sie fuhr zusammen, und das entspannte Gelächter verschwand aus ihrem Kopf. Lambert sah sie ungeduldig an. »Ich fragte, ob du im Pro-Shop vorbeischauen und dich erkundigen könntest, ob sie die Schläger schon repariert haben!«
    »Oh, ja gut.« Philippa sah zu, wie die drei sich auf den Weg machten – Richard, der über irgendeine Bemerkung Fleurs lachte; Lambert, der sich seinen Kaschmirpulli über die Schulter schwang. Sie machten sich zu einem vergnügten Nachmittag auf, während sie zum Teetrinken mit Tricia Tilling verdammt war. Sie schnaubte unwillig. Selbst Gillian amüsierte sich mehr als sie.
    Gillian saß im Wintergarten, enthülste Erbsen und sah Antony dabei zu, wie er einen Kricketschläger reparierte. Mit den Händen war er schon sehr früh geschickt gewesen, dachte sie. Sorgfältig, methodisch, zuverlässig. Als er drei war, hatte er seine Kindergärtnerinnen mit seinen Bildern verblüfft – immer eine einzige Farbe, die das Blatt Papier vollständig ausfüllte; nicht ein einziges Fleckchen mehr frei; fast schon zwanghaft. Heutzutage, dachte sie, würden sie sich vielleicht Sorgen machen, daß er für einen Dreijährigen zu ordentlich war, und ihn zu einer Beratung oder in irgendwelche Workshops schicken. Selbst damals hatte sie in den Augen der Kindergärtnerinnen mitunter einen Anflug von Besorgnis gesehen. Aber keiner hatte etwas gesagt. Denn es war offensichtlich gewesen, daß Antony liebevoll behandelt und gut versorgt wurde.
    Liebevoll. Gillian starrte grimmig aus dem Fenster. Geliebt von allen außer der eigenen Mutter. Der eigenen oberflächlichen, ichbezogenen Mutter. Eine Frau, die beim Anblick des eigenen Kindes entsetzt zurückwich. Die auf die winzige Entstellung starrte, als ob sie nichts anderes sehen könnte, als ob sie nicht ein vollkommenes, gesundes Baby im Arm hielt, für das sie und alle anderen ewig dankbar hätten sein sollen.
    Natürlich hatte Emily nach außen hin nie etwas darüber verlauten lassen. Aber Gillian wußte Bescheid. Sie hatte zugeschaut, wie Antony zu einem glucksenden, strahlenden Kleinkind herangewachsen war, der mit ausgestreckten Armen durchs Haus rannte, bereit, die ganze Welt zu umarmen – zuversichtlich, daß sie ihn so sehr lieben mußte wie er sie. Und dann hatte sie beobachtet, wie der Junge allmählich mitbekam, daß seine Mutter ihm gegenüber stets eine leicht mißbilligende Miene zur Schau trug; daß sie gelegentlich von ihm zurückwich, wenn niemand sonst zusah; daß sie sich nur dann völlig entspannte, wenn er sein Gesicht abwandte und sie die winzige Eidechse nicht sehen konnte, die über sein Auge sprang. Als Antony zum erstenmal sein Händchen aufs Auge hielt, um sein Muttermal zu verstecken, hatte Gillian

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