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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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so großspuriger trat Lambert auf; seine Geringschätzung gegenüber dem Plebs des Ortes verstärkte sich – und seinen untergetauchten Vater verehrte er nur noch mehr.
    Gegen den Rat seines Lehrers versuchte er, einen Studienplatz in Cambridge zu ergattern – im alten College seines Vaters. Er durfte zu einem Gespräch kommen, wurde aber auf Grund dieses Gesprächs abgelehnt. Das Gefühl des Scheiterns war schier unerträglich. Überraschend verkündete er, daß er seine Zeit nicht auf der Uni verplempern wolle. Die Lehrer protestierten dagegen, allerdings nur halbherzig; er spielte in ihrem Leben keine Rolle mehr und war daher von schwindendem Interesse. Ihre Aufmerksamkeit galt nun den Jungen in den tieferen Klassen; den Jungen, die Lambert verdroschen hatte, weil sie ihm seinen Toast verbrannt hatten. Im Grunde war es ihnen egal, was Lambert mit seinem Leben anfing. Seine Mutter, der das nicht egal war, wurde offen ignoriert.
    So hatte sich Lambert direkt nach London begeben, direkt zu seinem Job in der Computerbranche. Die aufgeblasene Art, die er in Cambridge womöglich abgelegt hätte, blieb erhalten, genauso wie das Gefühl einer angeborenen Überlegenheit. Wenn andere mit einer weniger guten Schulausbildung in eine höhere Stellung als er befördert wurden, dann rächte er sich damit, daß er seine Schulkrawatte zur Arbeit trug. Wenn seine Wohnungsgenossen am Wochenende etwas ohne ihn unternahmen, dann konterte er damit, daß er zurück nach Creighton fuhr und jedem, der herschaute, seinen neuesten Wagen zeigte. Für Lambert war es undenkbar, daß die anderen um ihn herum ihn nicht bewunderten und sich ihm fügten. Diejenigen, die es nicht taten, tat er als zu dumm ab, als daß man sich mit ihnen hätte abgeben müssen. Diejenigen, die es taten, verachtete er insgeheim. Er war nicht imstande, Freunde zu finden; unfähig sogar, irgendeine Beziehung zu verstehen, die auf Gleichheit basierte. Es gab nur wenige, die seine Gesellschaft über mehrere Stunden ertragen konnten, und die wurden noch spärlicher, als er in Richards Firma überwechselte. Zu diesem Zeitpunkt hatte eine Wende in seinem Leben stattgefunden. Er hatte die Tochter des Chefs geheiratet und war auf eine neue Gesellschaftsebene gelangt, womit er seinen Status ein für allemal gefestigt hielt.
    Richard, da war er sich sicher, wußte seine überragenden Eigenschaften zu schätzen – seinen Intellekt, seine Ausbildung, seine Entschlußkraft –, wenn auch nicht in dem Maße wie Emily. Philippa war ein dummes Ding, die Blumen auf einer Krawatte schöner fand als die Streifen seiner alten Schule. Fleur jedoch … Lambert machte ein finsteres Gesicht und wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn. Fleur hielt sich nicht an die Regeln. Sein Rang als Richards Schwiegersohn kümmerte sie anscheinend gar nicht, wie auch gesellschaftliche Konventionen ihr fast einerlei zu sein schienen. Sie war zu schlüpfrig; er konnte sie nicht einordnen. Wie alt war sie genau? Was war das für ein Akzent? Wo paßte sie in seinen Plan hinein?
    »Lambert!« Philippas Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. Fröhlich die Tasche schwingend strebte sie auf das achtzehnte Grün zu.
    »Philippa!« Sein Kopf schnellte hoch. In seinem frustrierten Zustand war er fast glücklich, das vertraute, leicht gerötete Gesicht seiner Frau zu sehen. Aus dem Tee bei Tricia war eindeutig ein Gin mit wenig Tonic geworden.
    »Schade, ich dachte, ich erwische euch noch am achtzehnten Loch! Aber ihr seid schon fertig! Das ging aber ganz schön schnell!«
    Lambert schwieg. Wenn Philippa erst einmal in Fahrt war, dann kam sie vom Hundertsten ins Tausendste und war nicht mehr zu bremsen.
    »War das Spiel gut?« Lambert warf einen Blick hinter sich. Richard und die beiden Männer von Briggs & Co. schlenderten ein Stück weit hinter ihnen und lauschten alle etwas, was Fleur sagte.
    »Verdammt schreckliches Spiel.« Er verließ den Platz und ging, ohne auf die anderen zu warten, in Richtung Caddieschuppen.
    »Was ist denn passiert?«
    »Diese verflixte Frau. In einem fort hat sie Fragen gestellt. Alle verdammten fünf Minuten. ›Richard, könntest du das einer sehr dummen Laiin noch einmal erklären?‹ ›Richard, was genau meinst du damit, wenn du Cash-flow sagst?‹ Und ich versuchte, diesen Typen zu imponieren. Gott, was für ein Nachmittag!«
    »Vielleicht interessiert sie sich einfach dafür«, versuchte Philippa ihn zu beschwichtigen.
    »Natürlich interessiert sie das nicht. Warum

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