Reizende Gäste: Roman (German Edition)
Wahrscheinlich sucht er gerade eine neue Tapete aus und kann sich nicht entscheiden.«
»Oder er macht eine Party und weiß nicht, was er anziehen soll.«
»Vielleicht hat er auch wieder den Reinigungsbon verloren. Erinnerst du dich?« Ihre Blicke trafen sich, und zum erstenmal an diesem Tag lächelten sie einander an. Es ist doch unentwegt das gleiche, dachte Zara. Am besten verstehen wir uns, wenn wir über Johnny herziehen. Ansonsten – vergiß es.
»Na, also dann bis später.« Fleur stand abrupt auf. »Und da du so großen Wert auf Einzelheiten legst, sollte ich dir vielleicht sagen, daß Richard Favours verstorbene Ehefrau Emily hieß und vor langer Zeit meine Freundin war. Aber wir reden nicht viel über sie.«
»Nein«, sagte Zara und spuckte ihren Kaugummi in den Papierkorb. »Das denk’ ich mir.«
Um acht Uhr brache Gillian einen Krug Pimm’s in den Salon.
»Wo ist Daddy?« Philippa betrat den Raum und blickte um sich. »Ich habe ihn heute kaum zu Gesicht bekommen, und dabei können wir gar nicht mehr so lange bleiben.«
»Er arbeitet noch«, sagte Lambert. »In seinem Arbeitszimmer.« Er nahm das Glas, das Gillian ihm anbot, und nahm mehrere große Schlucke mit dem Gefühl, daß er, wenn er nicht bald etwas Alkohol intus bekäme, vor Frustration überkochen würde. Seit ihrer Rückkehr vom Golfplatz hatte er sich so oft wie möglich zum Büro geschlichen, aber jedesmal hatte die Tür leicht offen gestanden, die Schreibtischlampe hatte gebrannt, und durch den Spalt war Richards Kopf gerade so eben sichtbar gewesen. Der Mistkerl hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Es sah also ganz danach aus, als hätte er seine Chance verpaßt. Er würde nach London zurückkehren müssen, ohne einer Lösung seines finanziellen Problems auch nur einen winzigen Schritt näher zu sein. Ganz zu schweigen von dem Geschäft mit Briggs & Co., einem Geschäft, das normalerweise um sechs unter Dach und Fach gewesen wäre. Innerlich bebte Lambert vor Zorn. Zu was für einem Fiasko sich der Tag doch entwickelt hatte! Und daran war ganz allein diese verflixte Frau schuld, diese Fleur!
»Lambert, haben Sie Zara schon kennengelernt?« Da war sie wieder, angetan mit einem enganliegenden, roten Kleid, in dem sie wie eine Hure aussah, lächelte, als würde alles hier ihr gehören, und führte ihre verdammte Tochter in den Raum.
»Hallo Zara«, sagte er und starrte auf Fleurs Rundungen. Zara. Was war das denn für ein blöder Name?
»Hallo!« Philippa eilte strahlend auf Zara zu. Auf dem Rückweg zum Haus war ihr ein neuer Gedanke gekommen. Sie könnte sich mit Fleurs Tochter anfreunden. Sie wäre so eine Art ältere Schwester. Sie beide könnten sich über Klamotten unterhalten, über Make-up und Probleme mit Jungs, und das jüngere Mädchen würde ihr ihr Vertrauen schenken, und Philippa würde ihr gutgemeinte Ratschläge geben … »Ich bin Philippa.« Sie schenkte Zara ein warmes Lächeln. »Antonys ältere Schwester.«
»Hi Philippa.« Zaras Stimme klang ausdruckslos und uninteressiert. Eine kleine Stille entstand.
»Hättest du gern etwas Limonade, Zara?« fragte Gillian.
»Ein Wasser, bitte«, erwiderte Zara.
»Wir können bald essen«, wandte Gillian sich an Philippa, »wenn ihr schon so bald wieder fahren müßt. Sowie dein Vater runterkommt. Warum rufst du ihn nicht, und wir setzen uns alle schon einmal an den Tisch.«
»Okay«, sagte Philippa, zögerte aber noch. Wieder sah sie Zara an. Noch nie, dachte sie, hatte sie jemanden so Dürres gesehen. Zara hätte ein Model sein können. War sie wirklich erst dreizehn? Sie sah eher nach …
»Philippa!« Gillians Stimme riß sie aus ihren Gedanken.
»Oh, Verzeihung!« stotterte Philippa. »Ich habe schon wieder mit offenen Augen geträumt!« Dabei sah sie Zara beifallheischend an, aber die starrte eisig an ihr vorbei. Auf der Stelle fühlte Philippa sich gekränkt. Für wen hielt sich dieses Mädchen eigentlich?
Richard erschien in der Tür.
»Tut mir leid, daß ich euch warten ließ«, sagte er. »Aber ich mußte mir ein paar Dinge durch den Kopf gehen lassen.«
Philippa merkte, wie Lambert jäh aufsah und dann die Lider wieder senkte. Sie stupste ihn zart an, weil sie seinen Blick auffangen und in Richtung Zara die Augen verdrehen wollte. Aber Lambert ignorierte sie. Sie schniefte verletzt. Heute abend ignorierte sie jeder, selbst der eigene Mann.
»Jetzt laßt uns mal einen Toast aussprechen«, fuhr Richard fort. Er nahm das Glas, das Gillian ihm
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