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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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war ja toll, dachte Antony. Sie könnten sich darüber unterhalten, wo in Amerika sie schon gewesen waren. Er könnte ihr von seiner Klassenreise nach Kalifornien erzählen. Vielleicht könnte er sogar seine Fotos holen.
    »Keine Ahnung.« Zara wandte den Blick ab. »Ich bin ihm noch nie begegnet. Nicht mal seinen Namen kenne ich.«
    »Was?« Antony, der drauf und dran gewesen war, seine Kenntnisse über San Francisco zum Besten zu geben, atmete statt dessen scharf aus. Hatte er richtig gehört? »Du kennst den Namen deines Vaters nicht?« Er versuchte, eher interessiert als erschüttert zu klingen.
    »Nein.«
    »Hat denn deine …« Was immer er sagte, es würde dumm klingen. »Hat dir das deine Mutter denn nicht gesagt?«
    »Sie sagt, sein Name täte nichts zur Sache.«
    »Weißt du etwas über ihn?«
    »Nö.«
    »Woher weißt du dann, daß er in den Staaten lebt?«
    »Das ist das einzige, was sie mir je erzählt hat. Vor ewigen Zeiten, als ich noch klein war.« Sie zog die Knie an ihre Brust. »Ich hab’ mir immer vorgestellt …« Sie hob den Kopf, und ihre Brille reflektierte die Sonnenstrahlen. »Ich hab’ mir immer vorgestellt, daß er ein Cowboy ist.«
    »Vielleicht stimmt das ja auch.« Antony starrte Zara an, zusammengesunken und knochig, und stellte sie sich entspannt und lachend vor, wie sie vor einem gebräunten, heldenhaften Cowboy auf einem Pferd saß. Das war so gut möglich wie alles andere auch.
    »Warum will es dir deine Mutter denn nicht sagen?« fragte er unverblümt. »Ist das nicht ungesetzlich oder so was?«
    »Mag sein, aber das würde Fleur nicht kümmern.« Sie seufzte. »Sie will’s mir nicht sagen, weil sie nicht möchte, daß ich ihn zu finden versuche. Nach dem Motto … das ist ihre Vergangenheit, nicht meine.«
    »Aber er ist dein Vater!«
    »Ich weiß«, sagte Zara, »er ist mein Vater.« Sie schob die Sonnenbrille hoch und sah Antony direkt an. »Keine Bange, ich finde ihn.«
    »Und wie?«
    »Wenn ich sechzehn bin«, erzählte Zara, »dann wird sie mir sagen, wer es ist. Das hat sie versprochen.« Ihre Augen glänzten ein wenig. »Noch zweieinhalb Jahre. Dann mach ich mich in die Staaten auf. Da kann sie mich nicht aufhalten.«
    »Bis dahin bin ich schon mit der Schule fertig«, sagte Antony eifrig. »Ich könnte mitkommen!«
    »Okay.« Sie erwiderte seinen Blick, und zum erstenmal schenkte sie ihm ein richtiges Lächeln. »Wir gehen beide.«
    Später, als sie beide erhitzt und sonnenverbrannt wieder nach Hause kamen, entdeckten sie Richard allein in der Küche, ein Glas Bier vor sich. Es herrschte eine friedliche Stille, und das frühe Abendlicht strömte durch das Fenster und über sein Gesicht. Antony öffnete den Kühlschrank und holte etwas zu trinken heraus.
    »Hast du heute Golf gespielt?« fragte er seinen Vater.
    »Nein. Du?«
    »Nein.«
    »Ich dachte, ihr wärt Golfsüchtige«, meinte Zara. Richard lächelte.
    »Hast du das von deiner Mutter?«
    »Das ist doch offensichtlich. Ihr wohnt auf einem Golfplatz, Himmel noch mal.«
    »Nun, das Golfspiel genieße ich zwar«, erklärte Richard, »aber es gibt für mich auch noch andere Dinge auf der Welt.«
    »Wo ist Fleur?« erkundigte sich Zara.
    »Das weiß ich auch nicht. Die ist schnell mal eben irgendwohin abgeschwirrt.«
    Richard zuckte nicht länger zusammen, wenn Zara ihre Mutter »Fleur« nannte. Bisweilen fand er es sogar fast liebenswert. Er beobachtete, wie Antony und Zara sich mit ihren Getränken auf dem Fensterbrett niederließen; gemütlich, wie ein Katzenpaar. Zara hielt ein kalorienarmes Getränk in der Hand, wie Richard bemerkte – und wieder fragte er sich, wieviel sie wohl wog. Dann tadelte er sich dafür. Seine Tochter war sie nicht; er durfte nicht anfangen so zu tun, als sei sie es.
    Aber trotzdem. Oliver Stendales Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Was geschähe, wenn du, sagen wir, wieder heiraten würdest?
    »Ja, was wohl?« fragte Richard laut. Antony und Zara sahen auf. »Laßt euch durch mich nicht stören«, setzte er hinzu.
    »Oh, klaro«, sagte Antony höflich. »Stört’s dich, wenn wir den Fernseher anmachen?«
    »Überhaupt nicht. Nur zu.«
    Als die Küche von Fernsehlärm erfüllt wurde, nahm Richard einen Schluck Bier. Das Geld lag nach wie vor auf dem Sparkonto und wartete darauf, daß er eine Entscheidung traf. Ein kleines Vermögen, das zwischen seinen beiden Kindern aufgeteilt werden sollte. Als er das mit Emily besprochen hatte, schien es das Naheliegendste zu sein. Es hatte so

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