Reizende Gäste: Roman (German Edition)
passenden Zeitpunkt wählen, einen passenden Rahmen, einen passenden Ring …
Eine stille, passende Hochzeit. Und dann überschwengliche, lärmende, frohe Flitterwochen. Die Flitterwochen, auf die er sein ganzes Leben gewartet hatte.
Als Zara ihm alles erzählt hatte, ließ Antony sich ins Gras plumpsen und starrte zum blauen Himmel hinauf.
»Ich glaub’s einfach nicht«, ächzte er. »Sie macht sich diese ganzen Umstände, bloß um an eine Gold Card zu kommen?«
»Mit einer Gold Card kann man eine Menge Schaden anrichten«, sagte Zara.
»Aber ich meine …« Er ließ den Satz unvollendet und runzelte die Stirn. »Ich versteh’ das nicht. Und warum muß dein Vater dazu unbedingt tot sein?«
»Sie hat deinem Vater erzählt, daß sie Witwe ist. Ich schätze, sie dachte, daß sie das reizvoller macht.«
Eine Weile schwieg Antony. Schließlich sagte er nachdenklich: »Dann war sie also die ganze Zeit lang nur hinter seinem Geld her.« Er setzte sich auf. »Das ist doch verrückt! Ich meine, so reich sind wir auch wieder nicht.«
»Vielleicht ist ihr ein Fehler unterlaufen. Oder vielleicht seid ihr reicher, als du denkst.«
»O Gott, armer Dad. Und er ahnt überhaupt nichts Böses! Zara, ich muß es ihm sagen!«
»Und dann, Euer Ehren, hat er mich ins Gras gedrückt«, begann Zara tonlos zu erzählen. »Ich habe mich zu wehren versucht, aber er war stärker.«
»Schon gut!« erwiderte Antony gereizt. »Ich halte den Mund. Aber ich meine, verflucht! Mein Vater kann es sich nicht leisten, einen Haufen Geld zu verlieren!«
»Betrachte es als eine Art von Bezahlung«, meinte Zara. »So sieht Fleur das jedenfalls immer.«
»Was? Sie hat das also schon mal gemacht?« Antony riß die Augen auf. »War mit Männern zusammen, nur wegen deren Geld?«
Zara zuckte die Achseln und guckte gelangweilt in die andere Richtung. Es war einfach gewesen, Antony mit einer limitierten, redigierten Version der Wahrheit abzuspeisen, einer Wahrheit, die, selbst wenn er plaudern sollte, Fleur nicht alles ruinieren würde. Sie hatte Fleur als alberne Gans geschildert, die mit vollen Händen Geld ausgab und deshalb verrückt nach Richards Gold Card war. Schon diese harmlose Fassung hatte ihn schockiert. Was wäre wohl erst los, wenn sie ihm reinen Wein einschenken würde? Ihm erzählen würde, daß ihre Mutter eine zynische, herzlose Betrügerin war? Die in anderer Leute Leben trat, weil sie wußte, daß sie verletzlich und verzweifelt waren; die wegen deren Beschämung und verletztem Stolz ungeschoren davonkam?
Die Wahrheit war da, in ihrem Innern; es kam ihr vor, als würde lediglich ein dünner Vorhang sie vom Rest der Welt verbergen. Wenn er eine Hand ausstreckte und zog, dann würde der dünne Stoff herunterschweben. Dann könnte Antony all die Betrügereien sehen, die häßlichen Lügen und Geschichten, die sich wie Schlangen in ihrem Hirn kringelten. Aber auf so eine Idee würde er gar nicht erst verfallen. Er dachte, er hätte ihr schon die ganze Wahrheit entlockt.
»Dann ist sie im Grunde also eine Prostituierte«, platzte er unverblümt heraus.
»Sie nimmt sich, was sie wert ist«, schnauzte Zara ihn an. »Hat dein Vater die letzten Monate vielleicht nicht genossen?« Antony starrte sie an.
»Aber er denkt wirklich, sie liebt ihn. Ich dachte das auch. Ich dachte, sie liebt ihn.«
»Na ja, vielleicht tut sie’s ja.«
»Menschen, die einander lieben, sind nicht an Geld interessiert!«
»Ach, natürlich sind sie das«, entgegnete Zara verächtlich. »Hättest du nicht lieber eine Freundin, die dir einen Porsche kaufen kann? Wenn du nein sagst, lügst du!«
»Ja, aber bei wahrer Liebe ist das anders!« protestierte Antony. »Da geht’s um die inneren Werte des anderen!«
»Da geht’s um alles«, hielt Zara dagegen. »Da geht’s erst mal ums Geld, zweitens ums Aussehen und zur Not auch um die Persönlichkeit.«
»Herrgott, hast du verkorkste Ansichten! Geld kommt da gar nicht ins Spiel! Ich meine … angenommen, du heiratest jemanden wirklich Reichen, und dann gibt’s einen Börsensturz, und er verliert sein ganzes Geld?«
»Angenommen, du heiratest jemanden wirklich Netten, und dann hat der einen Autounfall und verliert seine ganze Persönlichkeit? Wo ist da der Unterschied?«
»Das ist nicht dasselbe! Und das weißt du auch genau!« Er sah sie neugierig an. »Warum verteidigst du deine Mutter eigentlich?«
»Was weiß ich?« stammelte Zara. »Schätzungweise, weil sie meine Mutter ist! Ich habe noch nie mit
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