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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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die Reihe zu bringen.
    Als das Telefon klingelte, rutschte ihm sofort das Herz in die Hose. Vielleicht war das Erica Fortescue von der First Bank, dachte er unsinnigerweise. Sie war unten am Empfang; sie war unterwegs nach oben …
    Wieder klingelte es, und er nahm hastig den Hörer ab.
    »Ja?« bellte er, bemüht, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
    »Lambert?« Es war seine Sekretärin, Lucy. »Ich wollte nur sagen, daß ich die Besprechung für Sie verschoben habe.«
    »Gut«, sagte Lambert und legte auf. Zur Zeit konnte er zu keiner Besprechung gehen; konnte niemandem gegenübertreten. Er brauchte ein paar Stunden, um in Ruhe nachzudenken, was zu tun war.
    Sollte er einfach zu Richard gehen, die Situation erklären und ihn bitten, ihm aus der Patsche zu helfen? Wäre Richard gewillt, ihm diese Menge Geld zu geben? Wieder hielt er sich die Gesamtsumme vor Augen, und er erschauderte. Der Betrag, der verglichen mit Philippas riesigem zukünftigem Vermögen so tragbar erschienen war, wirkte nun gigantisch. Er schloß die Augen und stellte sich vor, wie er es Richard gestand; ihn demütig um Hilfe bat; schweigend dasaß, während ihm Richard eine Standpauke hielt. Sein Leben würde eine einzige Misere. Was für ein verdammter Alptraum.
    Das war alles Larry Collins Schuld, dachte Lambert unvermittelt. Larry, sein Kumpel bei der Bank. Larry, der Lambert quasi dazu ermutigt hatte, das Konto zu überziehen. Lamberts Versicherungen, daß Philippa bald zu Millionen kommen würde, hatten ihn beeindruckt. Er hatte Lambert einen geschätzten Kunden genannt. Er hatte gesagt, man brauche nichts schriftlich festzuhalten; er hatte den Kreditrahmen bedenkenlos nach oben verschoben. Wenn er nicht so ein unverantwortlicher Idiot gewesen wäre; wenn seine Chefs nicht so verdammt blind gewesen wären – dann hätte Lambert das Konto gar nicht erst derart überziehen können, und das ganze Problem hätte sich nie gestellt. Doch niemand hatte daran gedacht, die Sache zu überprüfen, Lamberts Schulden waren ins Unermeßliche angewachsen – und erst da war Larry gefeuert worden. Larry konnte das alles nichts mehr anhaben, herzlichen Dank, und Lambert war es, der die Sache ausbaden mußte.
    Was sollte er tun? Wenn er sich an seinen ursprünglichen Plan hielt – fünfzigtausend Pfund von dem Konto mit den zehn Millionen nehmen und sie der Bank in den Rachen werfen, um sie bei Laune zu halten –, dann mußte er eine Möglichkeit finden, wie er Richard das Geld vor Jahresende zurückzahlen konnte. Er konnte es nicht einfach dabei belassen. Ein Defizit von fünfzigtausend würde Richard nicht entgehen. Folglich müßte er sein Konto erneut überziehen. Aber wer würde ihm das durchgehen lassen, nun, da Larry fort war? Wer würde ihm einen weiteren Dispositionskredit gewähren, ohne daß er einen Nachweis forderte, daß ein Treuhandvermögen auf Philippa wartete? Lambert ballte die Fäuste. Wenn er doch nur einen Beweis hätte. Irgendeinen klärenden Beleg. Etwas, das irgendeinen Idioten irgendwo dazu bringen würde, ihn weiter sein Konto überziehen zu lassen. Ein Dokument oder einen Brief. Etwas, das Richard unterschrieben hatte. Alles würde es tun.

15
    Zwei Wochen darauf saß Richard in Oliver Stendales Kanzlei und unterzeichnete mehrere Schriftstücke. Nach der letzten Unterschrift schob er die Kappe wieder auf Olivers Füllfederhalter, sah seinen alten Freund an und lächelte.
    »So«, sagte er. »Alles erledigt.«
    »Alles fort, müßte man wohl eigentlich sagen«, erwiderte Oliver gereizt. »Dir ist doch klar, daß du jetzt praktisch ein Almosenempfänger bist?«
    Richard lachte.
    »Oliver, für jemanden, der gerade auf zehn Millionen Pfund verzichtet hat, kann ich doch immer noch einen unanständig hohen Betrag mein eigen nennen. Und das weißt du sehr wohl.«
    »Ich weiß nichts dergleichen«, sagte Oliver. Er erwiderte Richards Blick und zwinkerte plötzlich. »Nachdem du diesen Plan aber so beharrlich verfolgt hast, darf ich dir hiermit meine Glückwünsche für seinen erfolgreichen Abschluß aussprechen?«
    »Nur zu.«
    »Nun, also, herzlichen Glückwunsch!«
    Beide blickten auf die Verträge, die in dicken Haufen auf dem Tisch lagen.
    »Die beiden werden sehr reiche junge Leute sein«, sagte Oliver. »Hast du schon beschlossen, wann du es ihnen sagen möchtest?«
    »Noch nicht«, erwiderte Richard. »Das hat Zeit genug.«
    »Es hat ziemlich viel Zeit«, bestätigte Oliver. »Aber ein bißchen vorwarnen solltest

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