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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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müssen.
    »Sag mir, daß du mich nicht verlassen wirst! Sag es!«
    »Ich werde dich nicht verlassen«, hatte Philippa mit heiserer Stimme herausgewürgt.
    »Na also, das gefällt mir schon besser!«
    Unvermittelt hatte er sie losgelassen, hatte sie aufs Sofa gefeuert, so wie ein Kind ein unerwünschtes Spielzeug fallen läßt. Als er gegangen war, fragte sie nicht, wohin. Sie war wie gelähmt vor Schmerz. Als sie die Tür zuschlagen hörte, spürte sie, wie ihr Tränen der Erleichterung über die Wangen liefen. Schließlich hatte sie sich zum Telefon gekämpft, die Nummer von »The Maples« gewählt und nach der einzigen Person gefragt, der sie von der Sache erzählen konnte. Irgendwie brachte sie es fertig, in einigermaßen normalem Ton mit ihrem Vater zu sprechen, ohne etwas preiszugeben. Irgendwie schaffte sie es zu sagen, daß es selbstverständlich nichts ausmachte, tschüs Daddy, bis bald. Aber sobald sie aufgelegt hatte, brach sie auf dem Teppich zusammen, ein tränennasses Häufchen Elend. Fleur war nicht erreichbar, und es gab sonst niemanden, an den sie sich wenden konnte.
    Richard legte den Hörer auf und betrachtete ihn zärtlich. Er freute sich, daß Philippa angerufen und Fleur hatte sprechen wollen und nicht ihn. Zeigte es doch, dachte er, daß Fleur mehr und mehr in die Familie hineinwuchs; nicht nur mit ihm, sondern auch mit allen anderen in Beziehung trat. Gillian hatte Fleur auf jeden Fall sehr gern. Antony schien ihre Gesellschaft auch zu genießen, und Zara – Richard grinste in sich hinein – mochte er persönlich ganz bestimmt.
    Im Verlauf des Sommers war Fleur so sehr zum Teil ihrer aller Leben geworden, daß er sich nur unter Schwierigkeiten daran erinnern konnte, wie sie zuvor gelebt hatten. Anfangs war sie ihm wie ein fremdartiges, exotisches Geschöpf vorgekommen, voller seltsamer Ideen, völlig uneins mit dem Leben, das er führte; mit dem Leben, das sie alle führten. Doch jetzt … Richard runzelte die Stirn. Jetzt kam sie ihm vollkommen normal vor. Sie war einfach Fleur. Er war sich nicht ganz sicher, ob Fleur sich geändert hatte oder seine Familie.
    Die Veränderung hatte nicht nur innerhalb der Familie stattgefunden, überlegte Richard weiter, während er sich ein Glas Wein einschenkte. Die vielen mißbilligenden Blicke im Clubhaus hatten sich irgendwann gegeben. All der Tratsch war allmählich verstummt. Nun wurde Fleur genauso respektiert wie er. Seine Ernennung zum Spielführer ehrte sie genauso wie ihn. Richard biß sich auf die Lippen. Nun war auch für ihn die Zeit gekommen, sie zu ehren. Es war an der Zeit, daß er seine Angelegenheiten in Ordnung brachte; an der Zeit, daß er ihr einen Verlobungsring kaufte; an der Zeit, daß er Fleur – wie es sich gehörte – darum bat, seine Frau zu werden.
    Zur Mittagszeit des nächsten Tages hatte Fleur noch immer nicht die Zeit gefunden, Philippa zurückzurufen.
    »Sie hat wieder angerufen«, sagte Gillian, die in der Küche Tomaten für das Mittagessen kleinschnitt. »Während du fort warst und dir deine Fitnessbeurteilung hast machen lassen. Sie schien total außer Fassung zu sein, daß sie dich zum dritten Mal verpaßt hat.«
    »Ich habe eine sehr gute Ausdauer«, sagte Fleur und deutete auf das Schriftstück in ihrer Hand. »Aber meine Lungenfunktionen sind furchtbar.« Sie sah auf. »Warum bloß?«
    »Das kommt vom vielen Rauchen«, bemerkte Zara.
    »Ich rauche doch gar nicht!«
    »Nein, aber früher.«
    »Nur sehr kurze Zeit«, gab Fleur zurück. »Und ich habe sechs Monate in den Schweizer Alpen gelebt. Damit sollte doch jeglicher Lungenschaden behoben sein, oder?«
    »Du hattest auch noch einen weiteren Anruf von deinem Freund Johnny«, sagte Gillian und blickte auf den Block am Küchentelefon. »Weißt du, daß das schon sein vierter Anruf in dieser Woche ist?«
    »Herrgott!« meckerte Zara. »Habt ihr zwei euch denn noch immer nicht wieder vertragen?«
    »Er muß dich sprechen, da blieb er eisern«, fügte Gillian hinzu. »Ich habe ihm versprochen, dich dazu zu bringen, ihn anzurufen.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für Johnny«, sagte Fleur stirnrunzelnd. »Ich rufe ihn später an.«
    »Nein, ruf ihn jetzt an!« protestierte Zara. »Wenn er möchte, daß du ihn anrufst, muß er auch einen triftigen Grund dafür haben. Was, wenn es dringend ist?«
    »Nichts in Johnnys Leben ist dringend«, versetzte Fleur schneidend. »Der lebt doch sorglos in den Tag hinein!«
    »Und du etwa nicht, oder was?« gab Zara

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