Reizimpuls Todesschläfer
Biogewebe bestehende Folie umhüllte meinen Kopf. Der zur Erhaltung notwendige Blutfluß wurde durch die chirurgisch mit meinen Halsschlagadern verbundenen Blutleiter vorgenommen. Solange mein Blut ordnungsgemäß floß, würde auch die Folienmaske in Ordnung sein und mich zuverlässig tarnen.
Äußerlich glich ich dem tödlich verunglückten Wissenschaftler Metranon aufs Haar. Hedschenin hatte uns den Toten zur Verfügung gestellt und auch dafür gesorgt, daß ich über wesentliche Dinge aus seinem Leben unterrichtet wurde.
Natürlich war mir klar, daß es in diesem Wissen zahllose Lücken geben mußte. Metranon war ein bekannter und fähiger Mann aus dem jungen, atlantischen Menschenvolk gewesen. Wenn ich seine ehemaligen Freunde und Bekannten nicht mit Namen ansprechen konnte, mußte es für mich peinlich werden.
Wir hatten daher nach einem logisch und auch medizinisch fundierten Weg gesucht, Metranon II aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu »entfernen«, wie sich Dr. Mirnam ausgedrückt hatte.
Die linke Schläfe wurde von einer tiefen, breiten Narbe verunstaltet. Sie war so gut und so echt, wie man es mit lebendem Biogewebe darstellen konnte.
Angeblich war ich in Trascathon, der marsianischen Schaltzentrale auf Atlantis, beim Angriff denebischer Raumschiffe schwer verwundet und wegen der fast völligen Zerstörung der Stadt nach Bayronur transportiert worden.
Das war mit dem echten Metranon auch tatsächlich geschehen, nur war er noch vor der Einlieferung in die Klinik gestorben. Wir hatten ihn nachgeahmt.
Ich konnte infolge der schweren Verletzung durchaus einen gewissen Gedächtnisverlust vortäuschen, zumal Hedschenin auf unser Verlangen hin dafür gesorgt hatte, daß in der Klinik von Bayronur Unterlagen über meine angebliche Behandlung existierten. Das war ein wesentlicher Faktor gewesen.
Wahrscheinlich spielte er aber wegen des auf Atlantis herrschenden Chaos jetzt keine dominierende Rolle mehr. Wäre die dortige Verwaltung noch so in Ordnung gewesen wie nur wenige Wochen zuvor, hätte ich es mir sehr überlegt, ob ich als Metranon aufgetreten wäre oder nicht.
Viel schwerwiegender als die Krankengeschichte war das wissenschaftliche Fachgebiet des Toten.
Er war ein Genstatiker gewesen, dessen Aufgabe es war, menschliche Erbfaktoren zugunsten der marsianischen Belange umzubauen.
Darüber wußten unsere Fachwissenschaftler noch sehr wenig. Ich hatte in dieser Richtung äußerst vorsichtig zu sein.
Hannibal hatte es leichter. Seine Maske war einfach herzustellen gewesen. Eigentlich hatten wir nur seine feuerroten Haarborsten verdecken müssen. Männer aus Whurola, der Duftenden Stadt an der heutigen Straße von Gibraltar, hatten niemals rote Haare besessen.
Er galt als marsianisch geschulter Hochfeld-Waffentechniker. Sein Name lautete Vorgh. Eines unserer vielen Probleme bestand darin, nicht voneinander getrennt zu werden. Deshalb hatten wir uns einige Argumente einfallen lassen, die bei einer Kontrolle ausreichen sollten, Hannibal als unersetzbaren Begleiter für den Wissenschaftler Metranon zu klassifizieren. Hedschenin schien auch in dieser Beziehung vorgearbeitet zu haben.
Meine Uniform glich der eines atlantischen wissenschaftlichen Offiziers. Sie bestand aus einer durchgehenden, himmelblauen Kombination und wies auf dem Bruststück das marsianische Sonnensymbol auf.
Später, nach dem Untergang des Kleinkontinentes, würde diese Sonne bei den Nachkommen der Atlantis-Flüchtlinge wieder hohe Bedeutung gewinnen. Die
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