Reizimpuls Todesschläfer
zu landen.
Eine Flotte von schnellen Luftgleitern schoß an uns vorbei. Es handelte sich um robotgesteuerte Hilfseinheiten, die dorthin geschickt wurden, wo wieder ein Transporter in das Eis gebrochen war.
Die Fabrikation von Schwerkraftneutralisatoren lief auf Hochtouren. Marsianische Ingenieure hatten das Wunder vollbracht, ausgedehnte Fertigungsstraßen innerhalb weniger Stunden umzustellen, um die kleinen, lebenserhaltenden Geräte in Serie geben zu können. Die Neutralisatoren würden für viele Marsflüchtlinge zu spät eintreffen. Sie hätten vorher griffbereit sein müssen – am besten schon an Bord der Raumschiffe, damit jeder Flüchtling einen Neutralisator hätte anlegen können. Dann wäre es wenigstens nicht zu den körperlichen Zusammenbrüchen gekommen. In höheren Regionen der Erde wäre die Atemluft dünn und kühl genug gewesen.
All das war von den wahrscheinlich genialsten Planern der Milchstraße nicht einkalkuliert worden. Die hundert Millionen Flüchtlinge waren vor dem entscheidenden Vernichtungsangriff der Deneber gestartet. Das war großartig organisiert gewesen. Ich konnte aber nicht verstehen, wieso man nicht mit der Möglichkeit einer denebischen Systemblockade gerechnet hatte! Irgend jemand hätte sich doch ausrechnen müssen, daß die Fluchtraumschiffe nicht mehr bis zu den vorgesehenen Sternsystemen durchbrechen konnten. Den Kommandanten blieb gar keine Wahl, als den einzigen lebenserhaltenden Ersatzplaneten des Systems, nämlich die Erde, anzusteuern. Alle anderen Welten waren für marsianische Organismen noch unverträglicher als unsere Heimat.
Narpha ging tiefer. Er raste mit hoher Fahrt auf eine Energiemauer zu. Wenn sich darin nicht schnell genug ein Durchschlupf bildete, waren wir verloren.
Hinter uns eröffneten die Bodenforts das Feuer. Wir entnahmen den Funknachrichten, daß die Roboter gefährlich nahe an zwei soeben in die Lufthülle eintauchenden Flüchtlingsraumschiffen vorbeischossen. Man wollte sie zum Abdrehen zwingen. Ob es die Besatzungen auch taten, war eine andere Frage. Im Raum zwischen Erde und Mond waren sie in jedem Falle verloren, denn dort tobten die letzten und schwersten Abwehrschlachten zwi schen der marsianischen Heimatflotte und den denebischen Offensivverbänden.
Vor etwa einer halben Stunde hatte Narpha eine verschlüsselte Nachricht über Bordcomputer erhalten. Daraus ging hervor, daß Admiral Saghon mit den Riesenschiffen der marsianischen Zentrumsflotte die Sonne Deneb erreicht und all ihre Planeten in zerplatzende Glutbälle verwandelt hatte.
Zimperlich waren die kleinen Leute vom Roten Planeten ebenfalls nicht, aber sie behaupteten, lediglich einen Verteidigungskrieg zu führen. Wer eigentlich zuerst auf die Knöpfe der Bordkanonen gedrückt hatte, konnte niemand mehr mit Sicherheit sagen. Mittlerweile waren fast hundert Jahre vergangen.
Nunmehr aber waren beide Völker am Ende. Die Deneber hatten keine Heimat mehr. Ihre Produktions- und Nachschubbasen waren im Atomfeuer marsianischer Thermopulskanonen vergangen.
Jeder noch so kleine Stützpunkt war von den Marsianern gnadenlos angegriffen und vernichtet worden.
Dafür hatten die Deneber den Mars in eine tote Welt verwandelt, und nun waren sie drauf und dran, den irdischen Mond zur Strahlungswüste zu machen.
Nur wir wußten mit Sicherheit, daß der Mond nicht explodieren würde. Nur wir kannten den endgültigen Ausgang der Ereignisse.
Aus unserer Sicht gesehen, handelte Saghon so falsch, wie ein Oberstkommandierender
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