Reizimpuls Todesschläfer
waren längst dazu übergegangen, unsere in der Atlantischen Epoche ablaufenden Einsätze nach Realzeitwerten zu berechnen. Mit der tatsächlichen Zeit, die ohnehin nur ein Fiktivbegriff sein konnte, kam niemand zurecht. Das wußten alleine die großen Rechengehirne, die uns aber nicht ständig zur Verfügung standen.
Narpha überflog das atlantische Zentralgebirge in der vorgeschriebenen Höhe von fünftausend Meter. Die mächtige Gebirgskette würde in unserer Epoche den Atlantischen Rücken bilden. Zur Zeit begann dahinter die weite Tiefebene, in der auch Patranas lag.
Je weiter wir nach Westen vordrangen, um so gewaltiger wurden die überall erkennbaren Energieschirme der marsianischen Bodenverteidigung. Immer wieder jagten sonnenhelle Salven aus schweren Thermopulskanonen in den Weltraum hinauf.
Die Strahlungsbahnen rissen die Atmosphäre auf, brachten sie zum Aufglühen und zur heftigen Expansion. Dadurch entstanden lokal begrenzte Wirbelstürme und Druckwellen, die jedes norma le Flugzeug wie ein welkes Blatt vom Himmel gefegt hätten. Wir wurden durch unsere guten Abwehrschirme geschützt. Dennoch schien Narpha besorgt zu sein.
Wenn die Luftmassen in die durch die fast lichtschnellen Schußbahnen erzeugten Vakuumröhren zurückheulten, kam es zu gefährlichen Implosionseffekten, denen nur ein Spitzenerzeugnis der Marstechnik widerstehen konnte.
Infolge der Ereignisse wurde Narpha gezwungen, häufig den Kurs zu wechseln, sonst wäre er unweigerlich in einen plötzlich entstehenden Energieschirm hineingerast oder von peitschenden Waffenstrahlen in Atome aufgelöst worden.
Der Himmel über Atlantis war zu dieser Zeit der gefährlichste Aufenthaltsort auf der Erde. Hier und da zuckten wolkenverhangene Glutsäulen aus dem Erdreich hervor. Das waren die Zeugen eines erneuten Schiffsabsturzes. Alle Körper, die nicht im leeren Raum aufgelöst oder durch den Luftreibungswiderstand unserer Lufthülle verglüht wurden, neigten beim Aufschlag zu nuklearen Reaktionen von mehr oder weniger heftiger Ausdehnung.
Wir wußten infolge unserer geschichtlichen Kenntnisse, daß der Erdteil Atlantis durch den Absturz eines Großkampfschiffes untergehen würde. Der Kleinkontinent würde nahe dem Zentralgebirge bis hinab zu den tiefsten Magmaschichten aufgespalten und anschließend in zwei Teile gerissen werden.
Männer wie Hedschenin und Narpha waren von uns informiert worden. Anfänglich hatten sie es nicht glauben wollen, aber die von uns gelieferten Beweise waren so erdrückend, daß man sich schließlich zur Hilfeleistung entschlossen hatte.
Alle unsere Voraussagen waren sekundengenau eingetroffen. Nur dadurch war Hedschenin vom Wahrheitsgehalt unserer Mission und von der Existenz einer neuen Menschheit überzeugt worden. Wäre uns die Beweisführung nicht gelungen, hätte er uns nie unterstützt. In seinem tiefsten Innern fühlte er sich immer noch als Verräter an seinem atlantischen Volk und an seinen marsianischen Lehrmeistern.
Weit voraus wurden die gigantischen Energieglocken des größten Raumhafens auf Terra sichtbar. Sie ragten teils vierzig Kilometer hoch in den Himmel und überspannten unvorstellbar große Geländeflächen.
Hier war die Bodenabwehr des Mars am mächtigsten. Hier waren auch die meisten Raumschiffe mit Marsflüchtlingen gelandet; das heißt: planlos niedergegangen.
Katastrophale Unfälle waren an der Tagesordnung gewesen. Wie man hörte, waren immer noch Großtransporter mit überlebenden Marsianern unterwegs, um irgendwo auf der Erde
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