Reizimpuls Todesschläfer
berücksichtigt.«
»Einsatzreserven?« wiederholte er mit einem stoßartigen Auflachen. »Das weiß ich mittlerweile besser. Es handelt sich um die zweite Offensivflotte des Gegners. Von Reserven kann also keine Rede sein. Zehntausend Großkampfschiffe und über sechzigtausend Träger-Beiboote verschiedenartiger Baumuster sind unserer Aufmerksamkeit entgangen. Saghon kann, wenn wir Glück haben, in diesen Minuten durch die Hyperfunkstation eines weit vorgeschobenen Spezialschiffs erreicht werden. Gelingt das, wird Saghon den am weitesten im Raum stehenden Großtransmitter anfliegen, um die letzten Lichtjahre ohne Zeitverlust überbrücken zu können. Was glauben Sie, wo er auftauchen wird?«
Er schaute mich erneut ironisch an. Ich unterdrückte eine Verwünschung. Plötzlich verstand ich, warum er mich gerufen hatte.
»Etwa hier?«
»Aber ja, Neuzeitmensch, was dachten Sie! Kennen Sie die letzten Nachrichten von Okolar-Trabant?«
Ich schüttelte wieder den Kopf. Er schaltete einen Bildaufzeichner ein. Die Schirmgalerie über dem Eingang leuchtete sofort auf.
»Das sind die letzten Bilder unserer Bodentruppen. Der Trabant ist verloren. Alles Leben ist erloschen. Denebische Kampfroboter landen. Sehen Sie.«
Ich schaute bestürzt zu der Bildwand hinüber. Auf ihr lief das Grauen ab.
Die Mondfestung mußte vor wenigen Minuten endgültig gefallen sein. Kampfroboter des Deneb regneten zu Zehntausenden aus dem dunklen Mondhimmel nieder. Überall gluteten die nuklearen Feuersäulen der Vernichtung. Die Panzerforts stellten das Feuer ein. Eines nach dem anderen wurde entweder durch konzentrierten Punktbeschuß aus dem Raum oder vom Boden aus vernichtet.
Hedschenin schaltete ab. Sein markantes Gesicht war jetzt ausdruckslos. Nur seine dunklen Augen schienen in innerem Feuer zu lodern. Er kam auf mich zu.
»Sie haben die ganze erschreckende Wahrheit gesprochen, General«, sagte er gepreßt. »Ich weiß nicht, ob ich mich dafür bedanken soll; haben Sie mir doch jene Hoffnung genommen, die andere Männer meines Volkes noch beflügelt. Können Sie uns wirklich nicht helfen? Sie wissen alles! Für Sie ist das, was jetzt auf uns zukommt, längst vergangene Geschichte.«
Seine Hände umklammerten meine Oberarme. Er war so groß wie ich, nur etwas schmaler gebaut.
»Thor Konnat, können Sie helfen? Noch sind die Götter stark. Noch ist Saghons gewaltige Offensivflotte auf dem Heimflug. Wenn wir Saghon informieren würden, könnte sich alles wenden.«
Ich schüttelte erneut den Kopf. Das war ein Punkt, bei dem ich nicht mehr mitspielen durfte, selbst auf die Gefahr hin, Hedschenins Gunst zu verlieren. Das wußte er auch! Wir hatten oft genug darüber diskutiert.
»Freund, es gibt keine Möglichkeiten mehr. Wir wissen zuver lässig, daß Saghons Offensivflotte bei der Vernichtung der De neb-Planeten schwerste Verluste erlitt. Der Admiral verfügt kaum noch über tausend schwere Schiffe.«
»Ich kann es nicht glauben«, stöhnte der Atlanter. »Er startete mit über zwanzigtausend Einheiten.«
»Und flog in die Falle. Die Invasoren hatten längst mit einem Großangriff gerechnet. Saghons schwere Schiffe wurden innerhalb des Systems von dem Roten Leuchten erfaßt. Die Besatzungen starben. Nur die Roboter kämpften noch. Anschließend gaben die positronischen Steuergehirne den Befehl zur Selbstvernichtung. Vorher allerdings verwandelten sie das gesamte System in eine sich aufblähende Riesensonne. Was nützt das noch? Saghon kann die Schlacht nicht mehr gewinnen. Das weiß er längst! Er wird, wie Sie richtig vermuten, in dieser Basis erscheinen, das Abklingen der Großen Flut abwarten
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