Reizimpuls Todesschläfer
Gefahr.
Hedschenin verstand meine stumme Frage. Obwohl er offenkundig nervös war, konnte er ein ironisches Lächeln nicht unterdrücken. Als ich auf ihn zuging, sprach er mich erneut an.
»GWA-Schatten der sogenannten Realzeit scheinen in ihrer Aufmerksamkeit niemals zu erlahmen.«
»Stimmt, Freund. Darf ich Sie noch so nennen, oder sind Sie mittlerweile zu der Auffassung gekommen, es wäre für Sie doch besser, nicht mit uns zu konspirieren?«
»Ein unschönes Wort, General. Es erinnert an Verrat. Nein, meine Meinung hat sich nicht geändert. Diese Panzerpforte führt einmal zur Vorhalle der Rohrbahnstation, andererseits aber auch zu einem Gerät, das Sie unter den jetzigen Umständen auf keinen Fall benutzen dürfen. Nichts kann leichter geortet und eingepeilt werden.«
Ich hielt die Luft an, zumal mir plötzlich klar wurde, weshalb er mich zu sich gerufen hatte. Dieser aufrechte und wahrhaft geniale Mann hatte in unserem verwegenen Schachspiel längst um einige Züge weitergedacht.
»Ein Materietransmitter?« erkundigte ich mich.
Er nickte. Seine Augen schienen mich bis auf den Grund meiner Seele durchdringen zu wollen.
»Ja. Ein Materietransmitter, mit dem Körper bis zu einer bestimmten Masse in Nullzeit zu einem gleichartigen Empfangsgerät abgestrahlt werden können. Unser Transmitter hat eine Reichweite bis zum Mars. Beförderungskapazität bis zu vier voll ausgerüsteten Männern. Als Empfänger kann er jeden auf der richtigen Rematerialisierungsfrequenz ankommenden Gegenstand bis zur erwähnten Masse wiederverstofflichen. Das heißt, daß tief im All abgestrahlte Körper hier wohlbehalten in ihren atomaren und molekularen Normalzustand zurückverwandelt werden können. Der Transport selbst erfolgt in der Form einer räumlich überdimensionalen Impulsspirale.«
»Sie wissen, daß die GWA-Experten mit Transmittern umgehen können. Ich bin ebenfalls gut informiert. Warum also die Belehrung?«
Unsere Blicke trafen sich. Ich bemerkte beunruhigt, daß Hedschenin nervös und erschöpft war. Er hatte Körper und Geist in den letzten Tagen zuviel zugemutet.
»Sie sollten ausreichend schlafen, Freund«, empfahl ich leise. »Vor allem vergessen.«
»Was vergessen? Den bevorstehenden Untergang meiner Heimat? Die Vernichtung der Menschheit, zu der ich gehöre? Könnten Sie schlafen, HC-9?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Warum haben Sie mich rufen lassen, Hedschenin?«
Er machte eine fahrige Handbewegung und ging zu dem großen Schalttisch hinüber.
»Sie deuteten in Patranas an, der Untergang des lurcarionischen Kontinents würde wahrscheinlich früher stattfinden als angenommen. Ich weiß von Narpha, daß meine Heimat in Ihrer Epoche tatsächlich nicht mehr existiert. Es erübrigen sich daher Diskussionen über den Wahrheitsgehalt Ihrer Aussage. Wann wird es geschehen? Haben Sie neue Nachrichten erhalten? Wann, Thor Konnat?«
Sein Gesicht zuckte unter Nervenreflexen. Er hatte sich aber noch in der Gewalt. Für einen Mann wie Hedschenin mußte es schrecklich sein, als einziger führender Atlanter über die bevorstehende Katastrophe informiert zu sein. Er konnte sich niemand außer Hannibal und mir mitteilen. Narpha, sein vertrauter Jägerpilot, war längst wieder im Weltenraum, wo er versuchte, mit seinem Geschwader möglichst hart zuzuschlagen. Selbst Hedschenin hatte Narpha nicht in die Basis des Saghon mitnehmen können.
»Ich habe noch keine verbindlichen Nachrichten. Unsere Experten arbeiten alle Unterlagen nochmals durch. Das plötzliche Auftauchen der denebischen Einsatzreserven wird
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