Reizimpuls Todesschläfer
unterrichten. Sie kennen doch sicherlich die Mikroorganismen, die von den Göttern abgeregnet wurden?«
Er lachte leise. In seinen Augen erschien wieder dieses ironische Funkeln.
»Natürlich. Wir nennen sie Todesschläfer.«
»Oh, ein guter Begriff. Sie werden sich wahrscheinlich tatsächlich damit befassen müssen.«
»Der Himmel stehe mir bei. Das kann ich nicht, Hedschenin.«
Er nickte sinnend und schob mich zur Tür hin.
»Ich lasse mir etwas einfallen. Wenn meine Menschheit dem Untergang geweiht ist, dann soll wenigstens Ihre Menschheit leben. Vertrauen Sie mir, General. Ich benötige noch einige Stunden. Übrigens –»er hielt mich am Arm fest, »wissen Sie eigentlich schon, wie Sie aus der Basis entfliehen wollen? Es ist ziemlich weit bis nach Whurola, nicht wahr?«
Als er meine zusammengepreßten Lippen sah, lachte er wieder.
»Ich lasse mir auch dafür etwas einfallen«, versprach er. »Jetzt müssen Sie aber unbedingt gehen. Der Wachhabende wird sich sonst wundern.«
»Ich bedanke mich im Namen der neuen Menschheit, Freund. Sie werden sofort benachrichtigt werden, wenn wir neue Daten über die Katastrophe erhalten. Hedschenin …«
»Ja?«
Diesmal umfaßte ich seine Oberarme.
»Hedschenin, bringen Sie Ihre Angehörigen und Freunde in Sicherheit. Noch können sie in die Berge entkommen. Wenn das Unheil über Lurcarion hereinbricht, ist es zu spät. Ich nehme Sie auch gern in meine Realzeit mit. Das wissen Sie. Vor allem aber retten Sie Ihre Lieben. Sie werden doch Angehörige haben, oder?«
Er schaute mich voll an. Dann lächelte er seltsam.
»Natürlich, aber nicht so viele, wie Sie annehmen. Meine Eltern sind lange tot; drei meiner Brüder fielen im Kampf gegen die Invasoren. Mein letzter Bruder ist hier und in Sicherheit. Ich werde alles für ihn tun.«
Ich lauschte seinen Worten nach.
»Ihr Bruder?«
»Ja. Sein Name ist Metranon. Und nun müssen Sie gehen.«
Ich war zutiefst erschüttert. Warum konnten wir Hedschenin und seinem Volk nicht wirklich helfen? Wollten wir denn überhaupt helfen?
Wenn wir es technisch und militärisch gekonnt hätten – wäre es dann nicht zu dem Zeitparadoxon gekommen, das wir im Interesse unserer neuen Menschheit unbedingt vermeiden mußten?
Ich ging als innerlich aufgewühlter und von Hedschenins Großmut tiefbeschämter Mann. Er hatte uns den toten Körper seines Bruders überlassen, damit ich ihn nachahmen und darstellen konnte.
7.
Hannibal war zu mir herübergekommen, nachdem er dazu Hedschenins Erlaubnis erhalten hatte. In der Basis des Saghon herrschten noch strengere soziale Unterschiede als anderswo.
Immerhin war Hannibals angebliches Fachgebiet wichtig genug, um einen Kontakt mit ihm einwandfrei begründen zu können.
Wir schrieben unterdessen den 24. April 2011, Realzeitbewertung. Es war kurz nach fünf Uhr morgens.
Vor etwa zwölf Stunden hatten wir endlich erfahren, was wir in dem Stützpunkt zu tun hatten. Es war nicht viel und trotzdem nur unter unsäglichen Schwierigkeiten durchzuführen.
Markhas, der Garph von Lurcarion, hatte Patranas endgültig verlassen, um in der Andenbasis den Oberbefehl zu übernehmen. Hedschenin unterstanden allerdings nach wie vor alle anwesenden Menschen. Markhas kümmerte sich um die »große Linie«. Die Entscheidung darüber würde nach der bevorstehenden Ankunft des größten aller Marsianer, Admiral Saghon, fallen.
Bis dahin hatte ich noch eine Galgenfrist. Saghon sollte persönlich bestimmen, ob die Langzeitwaffe aktiviert wurde oder nicht.
Worum es sich dabei handelte, war durch Markhas’ Erklärungen endlich klarer geworden.
Eine Bombe im Sinn des Wortes war es
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