Reizimpuls Todesschläfer
Pochen. Es war mein normaler Herzschlag.
Die drei Soldaten, in der Realzeit hätten wir sie als Feldwebel bezeichnet, standen mit schußbereiten Waffen hinter dem Gitter. Sie meinten es ernst.
»Beginnt mit dem Kodeprogramm, Lurca«, forderte der Wachhabende.
Ich konzentrierte mich. Anders war es nicht möglich, die Herzfrequenz zu manipulieren.
Ich fühlte, daß ich Gewalt über die Nervenleiter gewann. Das Herz begann zu stolpern, um dann in typischer Anlaufreaktion zu rasen. Erst danach hatte ich es voll in der Gewalt. Das war immer so und völlig natürlich.
Ich hörte die verstärkten Laute. Es war eine indirekte Zusatzkontrolle.
»Plop-plop-plooomm« – vier Sekunden Pause mit absolutem Herzstillstand, danach die zweite Schlagfolge mit »Plooomm-plop-plop«; also zweimal kurz, einmal lang, Pause und dann lang, dreimal kurz.
Das hatte ich zweimal zu wiederholen. Danach zwang ich meinen Herzrhythmus wieder zur normalen Schlagfolge zurück und überließ alles weitere der Natur.
Die Waffen verschwanden. Vor mir schob sich das Gitter in den Boden zurück. Ich wurde achtungsvoll gegrüßt und durfte weitergehen.
»Hinter der Gangbiegung zweite Schleusentür links, Lurca«, erklärte der Wachhabende.
Ich drehte mich nicht mehr um. Die Manipulierung der natürlichen Herzfrequenz war jedes Mal eine Tortur. Die anderen Menschen innerhalb der Basis litten sehr darunter, denn sie besaßen nicht unsere trainierten Gehirne, auf die es schließlich ankam.
Als ich die bezeichnete Tür erreichte, hatte sich mein Herz wieder beruhigt. Es arbeitete ruhig und zuverlässig.
Ich dachte für einen Augenblick an meine hochempfindliche Folienmaske. Wie würde das Biogewebe auf den willkürlich gestoppten Blutfluß reagieren? Vier Sekunden konnten in der Hinsicht eine lange Zeit sein.
Die schwere Panzertür öffnete sich, noch ehe ich mich gemeldet hatte. Natürlich wurde ich von vielen Fernsehaugen überwacht. In diesem Bezirk der Basis war man niemals allein; es sei denn, man verfügte über die Vollmachten von Hedschenin.
»Tretet ein, Metranon«, vernahm ich seine Stimme. »Innerhalb der Strahlschutzschleuse wird eine Druckerhöhung stattfinden. Meine Arbeitsräume müssen möglichst staub- und keimfrei bleiben.«
Ich betrat eine Schleuse, deren Innentür sich erst öffnete, wenn die Außenpforte wieder geschlossen war. In meinen Ohren knackte es. Eine Automatik erhöhte den Luftdruck auf Werte, wie sie im Tiefland üblich waren.
Als sich das innere Panzerschott geöffnet hatte, erblickte ich einen großen Raum.
Er besaß eine gewölbte, mit vielen Bildschirmen ausgestattete Decke, war im Grundriß oval und enthielt im Hintergrund einen riesigen Schalttisch, der mehr dem Kommandostand eines Raumschiffs als einem Schreibtisch ähnelte.
Hedschenin stand davor. Seine Füße berührten eine deutlich sichtbare dunkelrote Linie. Im extremen Gefahrenfalle würde dort ein Energiegatter aus dem Boden schnellen.
Hinter mir schloß sich das Schott. Mein erster Blick galt den vielen Kontrollschirmen. Als ich den Kopf drehte, bemerkte ich, daß die Wandungen über dem Eingang eine riesige, gewölbte Bildgalerie bildeten. Von hier aus schien man nicht nur die Außenwelt, sondern auch jeden Raum der Basis beobachten zu können.
»Die Kameras sind alle abgeschaltet, desgleichen die Geräuschaufnahme«, klärte mich Hedschenin schnell auf.
Ich winkte ihm grüßend zu und fuhr fort, den Raum mit Blicken zu inspizieren. Hinter dem Schalttisch erkannte ich eine dunkelrot gestrichene Panzertür. Dieser Farbton war für marsianische Begriffe der Ausdruck hoher
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