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Rembrandts Vermächtnis (German Edition)

Rembrandts Vermächtnis (German Edition)

Titel: Rembrandts Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Guggenheim
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schlagen.
    „Dieses Bild werde ich nicht zu Ende malen“, sagte der Meister plötzlich. Es dauerte eine Weile, bis ich mich von meinem Schrecken erholt hatte. Dann sprang ich auf und wollte heftig Einspruch erheben. Mit einer gebieterischen Handbewegung, die keinerlei Widerspruch duldete, befahl mir der Meister zu schweigen. Er stand auf und ging schlurfend die Stiege zum Dachboden hinauf in die Kammer seines verstorbenen Sohnes.

    Wenig später standen Cornelia und ich vor dem Haus an der Rozengracht. Ich war niedergeschlagen und wusste mir keinen Rat.
    „Er darf jetzt nicht aufgeben. Irgendwie muss ich ihn dazu bringen, dass er das Bild vollendet. Es ist das beste, das er jemals gemalt hat.“
    „Mach dir deswegen keine Gedanken. Er wird sich bald wieder beruhigen, Samuel.“ Obwohl Cornelia sehr bestimmt sprach, hatte ich doch den Eindruck, als wolle sie sich selbst Mut machen. „Ich habe schon oft erlebt, dass er enttäuscht war und einen Auftrag nicht zu Ende bringen wollte. Mein Vater war schon immer ein Eigenbrötler. Richtig schlimm ist es nach seinem Konkurs vor zehn Jahren geworden. Du weißt, er hatte eine sehr wertvolle Sammlung. Irgendjemand hatte sie einmal auf mehr als zwanzigtausend Gulden geschätzt. Aber die Versteigerung brachte kaum mehr als dreitausend Gulden. Vater vermutet dahinter immer noch irgendwelche Machenschaften. Seither misstraut er den Menschen. Und mit Titus ist ein weiterer Teil von ihm gestorben.“
    Der Mond spiegelte sich in dem glatten, glitzernden Wasser der Gracht. Etwas Großes, Dunkles schwamm im schwachen Lichtkegel vorbei, es sah aus wie der aufgedunsene Kadaver eines Pferdes. Von irgendwoher erklangen die Schreie miteinander kämpfender Katzen, die mich immer an das Wehklagen kleiner Kinder erinnerten.
    „Sieh nur, die Sterne sind ganz klar heute“, sagte Cornelia und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter, als gehörte er dorthin. „Glaubst du, dass dort oben die Seelen der Verstorbenen leuchten?“
    Ich schlang meine Arme um ihre Taille. Eine Locke kitzelte an meiner Nase. Meine Lippen berührten die seidenen Haare, ich roch und schmeckte ihren Duft. Cornelia verschränkte ihre Hände in meinem Nacken. Noch dichter zog ich sie an mich.
    „So genau weiß ich das nicht“, murmelte ich, rieb meine Wange an ihrer und war dankbar, dass sie diese Nähe zuließ, die mein Herz zum Rasen brachte. Die Wärme, die ihr Körper verströmte, gab mir Trost und Geborgenheit. „Aber es ist eine sehr schöne Vorstellung.“
    „Früher habe ich manchmal mit Titus an dieser Stelle gestanden, und wir haben die Sternschnuppen gezählt. Immer wenn eine aufgetaucht ist, haben wir uns ganz schnell etwas gewünscht.“
    „Schade, dass heute keine zu sehen sind. Ich würde mir jetzt gerne etwas wünschen.“ Meine Lippen wanderten von ihrem Haar hinunter zur Halsbeuge.
    „Lass mich raten, was.“
    Cornelia nahm meine Hände, legte sie auf ihre Hüften und führte sie langsam seitlich an ihrem Körper nach oben, bis meine zitternden Finger wie von selbst an ihrem Mieder Halt fanden. Direkt über ihrem Kopf leuchtete der Mond, vor den sich eine Wolke schob.

    4. Oktober 1669
    Das Geräusch knarrender Dielen riss mich aus dem Schlaf. Eine Ratte!, dachte ich zuerst, aber dann bemerkte ich einen schwachen Lichtschein unter meiner Tür. Er konnte nur aus dem Atelier kommen. Ich zog mich an und sah nach.
    Um das Bildnis des Professors waren auf dem Boden in einem Halbkreis Öllampen aufgestellt. Sie tauchten den Raum in ein gespenstisches Licht. In der Mitte des Kreises saß der Meister und starrte gebannt auf die Leinwand. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
    „Was macht Ihr hier um diese Zeit?“, fragte ich dumpf. Als er aufblickte, flackerten seine Augen eigenartig. Angst überfiel mich. Der Meister antwortete nicht. Erst als ich seinen Arm berührte, zuckte er leicht zusammen.
    „Du bist es, Samuel. Ich konnte keine Ruhe finden. Ich wollte mir noch einmal das Bild ansehen. Dieses Bild, das mein Untergang ist.“
    „Ganz im Gegenteil, Meister Rembrandt. Von allen Euren Bildern, die ich kenne, ist das hier das großartigste.“
    „Ich habe den Auftrag dazu angenommen, weil ich Geld brauchte. Götzendiener sind wir alle. Hätte ich damals doch nur abgelehnt.“
    „Wenn Ihr Euch nicht wohl fühlt, werde ich Euch zur Hand gehen. Es fehlt nicht mehr viel an dem Bild. Sagt mir, was ich tun soll.“
    Der Meister presste seine Hände gegen die Schläfen und wiegte den

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