Remember
Sekunden lang an und Tränen füllten ihre Augen. Dann nickte sie. »Okay. Ich werde es sagen.« Sie wischte sich mit dem Ärmel über die feuchten Wangen.
Michael hatte mit mehr Widerstand gerechnet. Er war erleichtert und traurig zugleich, als er sah, wie Annabel sich abwandte und ganz nah an das Fenster trat. Geh, Anna! Bitte, geh endlich!
»MONOPOLY«, sagte Annabel und trat einen Schritt zurück. Das Fenster fing sofort an, sich zu verändern. Wie durch Zauberei wurde aus einem gläsernen Bild ein echter Garten. Und die Tür öffnete sich. Es war 16 Uhr 48.
Annabel spürte den Wind und die Wärme einer neuen Sonne auf ihrer Haut. Sie konnte sogar die Blumen riechen. Ein kleiner Spatz umkreiste sie und kehrte zwitschernd zurück in den Garten. Warum sollte jemand, der so was Schönes erschaffen hat, es schlecht mit uns meinen?
»Du musst gehen, Anna! Bevor sie wieder verschwindet.«
»Nein«, sagte Annabel und drehte sich um.
»Nein? Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass ich auf keinen Fall ohne dich gehe. Hast du wirklich geglaubt, ich könnte dich hier zurücklassen?«
»Aber es darf nur einer durch die Tür gehen.«
»Wieso? Weil es auf einem blöden Foto steht? Das ist mir egal. Es ist meine Entscheidung.« Annabel streckte Michael ihre Hand entgegen und lächelte ihn an. »Vertraust du mir?«
»Verdammt, Anna! Du bist so was von stur.«
»Stimmt«, sagte Annabel und fühlte weder Angst noch Zweifel. »Gewöhn dich besser dran. Und jetzt komm, oder wir bleiben beide hier.«
Michael nahm ihre Hand. »Anna, ich…«
»Nicht, Michael! Sag es mir, wenn wir… sag es mir später. Damit ich etwas habe, worauf ich mich freuen kann.«
Als sie durch die Tür gingen, drückte sie seine Hand so fest, dass es schmerzte.
Letzter Teil des Interviews
FINNAGAN: »Nicholas, kommen wir nun zu denen, die die REMEMBER so beliebt gemacht haben: den Spielern. Sie sprachen vorhin von den Rahmenbedingungen, die sie geschaffen hatten. Da stellt sich mir die Frage: Wie frei waren die Spieler bei ihren Entscheidungen und welchen Einfluss hatten sie auf den Ablauf des Spiels?«
HILL: »Eine interessante Frage. Unsere Rätsel und Hinweise gaben natürlich eine grobe Richtung vor. Das war notwendig. Aber wir wollten unsere Spieler auf keinen Fall vorführen oder demütigen. Wir wollten realistische Menschen in einer realistischen Umgebung. Menschen, die völlig frei in ihren Entscheidungen sind. Und deshalb hätte jeder Spieler zu jeder Zeit den von uns angedeuteten Weg verlassen können. Dass sie so lange zusammenblieben, war ein echter Glücksfall.«
FINNAGAN: »Allerdings. Und es hat Spaß gemacht zuzusehen, wie sie miteinander umgingen und sich langsam anfreundeten. Die Zuschauer haben diese Jugendlichen geliebt und deshalb auch mit ihnen gelitten. Und ich weiß noch, wie geschockt und traurig wir hier im Studio waren, als Eric plötzlich nicht mehr da war. Warum wurde er aus dem Spiel genommen?«
HILL: »Die drei waren ein tolles Team. Und Eric war fantastisch. Deshalb ist uns die Entscheidung auch nicht leichtgefallen. Aber wir mussten es tun. Die Anstrengungen des Spiels waren zu viel für ihn. Obwohl es nur in den Köpfen der Spieler stattfand, war es eine enorme Belastung. Als George ihn in seiner Gewalt hatte, stiegen Erics Biowerte besorgniserregend an. Wir konnten nicht anders.«
FINNAGAN: »Aber bei Annabel…«
HILL: »Annabel hatte Glück. Und sie war mental stärker als Eric. Als sie im Keller in ihrem Albtraum gefangen war, waren wir kurz davor, auch sie rauszunehmen. Doch dann konnte sie sich aus eigener Kraft befreien und ihre Werte sanken wieder auf ein vertretbares Niveau. Das war Eric leider nicht gelungen.«
FINNAGAN: »Wie denken Sie über die Rolle, die George in dieser, wie Sie sagen würden, Geschichte gespielt hat?«
HILL: »Tja, George ist ein Kapitel für sich. Er haderte mit sich selbst und der Rolle, in die er mehr und mehr hineinrutschte. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass wir es hier nicht mit einem Fantasy-Rollenspiel zu tun haben. Niemand konnte am Anfang eine Spielfigur samt seiner Eigenschaften wählen. Jeder Spieler brachte seine eigenen Charaktereigenschaften mit. Diese wurden von uns in keinster Weise manipuliert. Wir gaben ihnen nur eine falsche Biografie und falsche Erinnerungen. Alles jedoch im Einklang mit ihren echten Persönlichkeiten.«
FINNAGAN: »Das spricht ja nicht gerade für George. Es gab am Schluss sogar Gerüchte, dass er im
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