Remember
berauscht, dass er das leise Knacken hinter sich überhörte.
Sie sahen so glücklich aus. So scheißglücklich, dass er sie auf der Stelle hätte umbringen können. Aber George nahm sich zusammen. Noch bevor sich ihre Lippen berühren konnten, stieß er die Flügeltüren des Aufenthaltsraumes weit auf.
»Hübsch habt ihr’s hier«, sagte er und lachte leise, als Annabel und Michael vor Schreck auseinanderfuhren. Und er dankte den beiden insgeheim für ihre Naivität. Er an ihrer Stelle hätte die Tür verbarrikadiert. So aber hatte er nur den Zweitschlüssel aus dem Schwesternzimmer zu holen brauchen.
»George, verschwinde von hier oder ich…«
George hob unterwürfig die Hände, als Michael langsam auf ihn zukam, dachte aber im Traum nicht daran, so einfach aufzugeben. »Hey, ganz sachte, Cowboy. – Habt ihr schon euren Freund Eric vergessen? Es gibt immer noch eine Chance, ihn zu retten. Wenn du mich jetzt allerdings niederschlägst, dann…«
Michael blieb stehen und tauschte einen Blick mit Annabel.
Gut so, Goliath. Schön die Herrin um Erlaubnis fragen.
»Du lügst«, platzte es aus Annabel heraus. »Alles, was du uns bisher erzählt hast, war eine Lüge. Du bist ein mieser Scheißkerl.«
»Es ist bedauerlich, dass ihr euren Freund opfern wollt«, sagte George gelangweilt und hob die Schultern. »Nur weil ich hier und da die Wahrheit ein wenig verdreht habe. Aber Eric wird das sicher verstehen. Ganz bestimmt wird er das. Es sei denn, er ist inzwischen wahnsinnig geworden.«
»Dann sag uns endlich, wo er ist!«
»Alles zu seiner Zeit, Michael. Alles zu seiner Zeit. – Denn zuerst müssen wir uns über eine andere Sache unterhalten.«
»Und das wäre?«
George ging um das Sofa herum an den Kamin und tat so, als würde er sich die Hände wärmen.
»Ich weiß nicht. Vielleicht über die Sache mit der Erlösung? Ich möchte euch ein Geschäft vorschlagen. Ich gebe euch Eric und ich bekomme dafür… na, was immer die auch unter Erlösung verstehn. Wie klingt das?« Er sah erst Michael, dann Annabel mit schief gelegtem Kopf an.
»Du bist krank«, sagte Annabel und schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir kein Wort.«
George sah Annabel mit gespielter Überraschung an. »Dann kommen wir nicht ins Geschäft? Weißt du, Anna, für mich hört sich das eher so an, als wolltest du gar nicht, dass Eric wieder auftaucht. Hab ich recht? Ja, du konntest mir noch nie etwas vormachen. Du hast den beiden Idioten doch die ganze Zeit die Köpfe verdreht, selbst dem schwulen Eric. Und jetzt, wo die Zeit gekommen ist, hast du vor, die beiden eiskalt zu opfern. – Respekt, Anna. Du bist ja noch schlimmer als ich.«
»Halt endlich dein Maul, George!« Annabel machte einen Schritt nach vorn, doch Michael hielt sie zurück.
George sah, wie Annabel bereits vor Wut kochte. Nur noch ein bisschen, dachte er, dann war sie so weit. Zum Glück hatte er genug Holz, das er ins Feuer werfen konnte. Nur vor Michael musste er sich in Acht nehmen. Denn körperlich hatte er ihm nichts entgegenzusetzen.
George lächelte Annabel herausfordernd an, doch als sie schwieg, fuhr er munter fort. »Ach, übrigens, wie hat dir dein kleiner Ausflug in die Hölle gefallen? War’s so, wie du erwartet hast?«
»Du verdammtes Schwein!«
Jetzt, dachte George und grinste voller Vorfreude.
»Anna, nein!«, schrie Michael und streckte seine Arme nach ihr aus. Aber Annabel war schon an ihm vorbei und nur noch eine Armlänge von George entfernt.
George holte blitzschnell aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite. Im selben Moment zog er mit der anderen Hand etwas aus seiner Tasche und griff nach ihren Haaren. Brutal riss er ihren Kopf zurück und stellte sich dicht hinter sie. Dann hielt er ihr eine hauchdünne Rasierklinge an die Kehle.
»Keinen Schritt weiter!«, zischte er.
Michael blieb sofort stehen. Beschwichtigend hob er die Hände. »George, alles okay. Lass sie einfach los. Wir können über alles reden.«
»Du willst reden?«, schrie George. »Ich hab genug vom Reden. Verdammte Scheiße! Seht mich an! Ja, seht mich an! Ich hasse körperliche Gewalt. Aber seht, wozu ihr beide mich zwingt! Seht, was ihr aus mir gemacht habt! Das hätte alles nicht geschehen müssen, wenn ihr einfach nur von hier verschwunden wärt. Warum seid ihr nicht abgehauen, als es noch Zeit war? Das ist alles eure Schuld.«
Michael kam langsam auf die beiden zu und befand sich jetzt auf Höhe des Sofas. Er sah die Angst in
Weitere Kostenlose Bücher